Montag, 25. April 2011

Ein konspiratives Treffen

"I am just a patsy" (Oswald gegenüber der Presse nach dem Kennedy-Attentat; ein Tag vor seiner eigenen Ermordung)


Es war die Nacht vom 19. auf den 20. März 2011, als ich vier Uhr morgens barfuss ins Nebenzimmer tappte, die Balkontür öffnete und wie in Trance den unglaublich riesigen Vollmond fotografierte. Er war grösser als sonst, schien es mir, und leuchtete grell und speckig wie ein fetter Käse aus dem schwarzen Nichts ins Zimmer. Die Nacht war schlaflos, aber das lag nicht am Mond. Am Abend zuvor waren ein Freund und ich zu einem geheimen Treffen, an einem geheimen Ort, mit einer geheimnisumwobenen Frau verabredet: Judyth Vary Baker, die ehemalige Geliebte von Lee Harvey Oswald, dem angeblichen Mörder von John F. Kennedy. 

Aus Sicherheitsgründen - auch heute noch muss Judyth um ihr Leben bangen - hatte das Treffen offiziell nie stattgefunden. Ich hätte allerdings auch nicht gewusst, wem ich davon hätte erzählen können. Hätte man mir überhaupt geglaubt oder mich einfach für verrückt erklärt? Ich selbst konnte es kaum fassen, dass ich vier Stunden mit einer der letzten und wichtigsten Zeuginnen zum grössten und unergründlichsten Attentat des 20. Jahrhunderts am selben Tisch sass. Dass ich von ihrer Coca Cola mit Schokoladensirup kostete, Originaldokumente und Fotos aus den 1960er Jahren untersuchte und mit ansah, wie sie unter Tränen das ins A4-Format vergrösserte, vergilbte Passfoto ihres geliebten Lees küsste. Auch mein Freund, dem ich diese Begegnung zu verdanken hatte und der sich seit Jahren darum bemühte, die letzten Geheimnisse um das Kennedy-Mordkomplott zu lüften, geriet in Anwesenheit dieser aussergewöhnlichen Frau ein wenig aus der Bahn.
Auf dem Stuhl neben mir lag mein Exemplar ihres kürzlich in Englisch erschienenen Buches «Me & Lee: How I came to know, love and lose Lee Harvey Oswald». Ich hatte in Vorbereitung auf das Abendessen sieben Stunden in diesem 672 Seiten dicken Werk gelesen und befand mich schon vor dem Zusammentreffen mit Judyth in einer Art Zwischenwelt: Im New Orleans der 1960er Jahre, in Zeiten des kalten Krieges mit Spionen und Doppelagenten, Mafiabossen, Geheimnisträgern, Nachtclubs mit leichten Mädchen, der über allem schwebenden Gefahr eines dritten Weltkrieges und der Hoffnung in einen Präsidenten, der die Geschicke der Welt in die richtige Bahn lenken würde.
Judyth Vary Baker war 1963 gerade 20 Jahre alt, als sie «zufällig» im Postoffice von New Orleans auf Lee H. Oswald traf. Eine Begegnung, die ihr Leben für immer verändern und in einen Albtraum verwandeln sollte. Etwa ein halbes Jahr lang hatte die hochbegabte Studentin eine aussereheliche Love Affair mit dem ebenfalls verheirateten, und scheinbar ausgesprochen charmanten CIA-Agenten. Sie arbeitete zusammen mit den Krebsforschern Dr. Alton Ochsner und Dr. Mary Sherman an der Züchtung eines Virus, der Lungenkrebs auslösen und schliesslich Fidel Castro beseitigen sollte. Zwischen Mai und September 1963 ging sie nicht nur mit Lee Harvey Oswald ins Bett, sondern traf durch ihn auch auf mysteriöse Gestalten wie den bizarren, homosexuellen Privatdetektiv David Ferrie, Mafiaboss Carlos Marcello, den fanatischen Ex-FBI-Agenten und Detektiv Guy Banister, der Anti-Castro-Aktionen leitete, und den Nachtclubbesitzer Jack Ruby, den Oswald für einen Freund hielt und der ihn später vor laufenden Fernsehkameras erschoss. Judyth sass zu dieser Zeit in Florida vor dem Fernseher und musste live mit ansehen, wie ihr Leben innerhalb von wenigen Sekunden zerstört wurde.
Im Gespräch mit uns wirkt sie gefasst und klar, hat Wissen ganzer Enzyklopädie-Ausgaben im Kopf und eine Erinnerung, die ein fotografisches Gedächtnis vermuten lässt. Auch wenn sie noch immer unter den Geschehnissen von 1963 leidet, hat sie doch ihren Humor wiedergefunden: Als der Kellner einen Scherz macht, dass die Nacht noch jung sei, antwortet sie trocken «Ich wünschte, ich wäre so jung wie die Nacht.» Dann beisst sie in ihr Lammfilet, das sie ausdrücklich «bleu», also fast roh, bestellt hatte. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass sie nicht zimperlich ist. Ein Charakterzug, der ihr vermutlich erst ermöglicht hat, mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen.
Als die Warren-Kommission, die das Kennedy-Attentat vom 22. November 1963 untersuchte, am 21. Juli 1964 mit ihren Vernehmungen in New Orleans begann, wurde Dr. Mary Sherman bestialisch in ihrer Wohnung ermordet. Bevor sie vor der Kommission aussagen konnte. FBI-Agent Guy Banister starb im Juni 64 angeblich an einem Herzinfarkt. Das FBI «säuberte» sein Büro, seine Ermittlungsergebnisse wurden konfisziert. David Ferrie, Hauptzeuge bei den Ermittlungen gegen den Geschäftsmann Clay Shaw, der später als einziger wegen des Attentats auf JFK angeklagt wurde und 1974 an metastatischem Lungenkrebs starb, erlag bereits drei Monate vor seiner Freundin Sherman an einem fingierten Selbstmord. Ebenfalls kurz bevor er seine Aussage machen konnte. Einen Tag nach Ferries Ermordung wurde auch der mit ihm eng befreundete Exilkubaner Eladio de Valle mit eingeschlagenem Schädel und Schuss ins Herz tot aufgefunden. Alle waren irgendwie in den Fall Kennedy verwickelt. Eine Unzahl mysteriöser Todesfälle sollte folgen. Viele hatten seltsame Unfälle, an deren Folgen sie starben oder erlagen einer «galoppierenden» Krebserkrankung. Auch Jack Ruby starb nach einer Injektion eines Gefängnisarztes innerhalb von ein paar Wochen im Januar 1967 an Lungenkrebs. Zwischen 1963 und 1982 sterben mindestens 110 (Zeit)zeugen, Familienmitglieder und Freunde involvierter Personen, Ermittler und Journalisten an Krebs, Vergiftungen, Herzattacken, bei Unfällen, durch angeblichen Selbstmord oder werden ermordet. Auch Judyth widerfahren zwei seltsame Autounfälle, denen eine telefonische Warnung mit der Frage folgt, ob sie einen weiteren Unfall haben wolle.
Ferrie hatte Judyth Vary Baker einen Tag nach dem Kennedy-Attentat bereits mit folgendem Satz gewarnt: «Wenn du am Leben bleiben möchtest, dann ist es an der Zeit, dass du dich in die Katakomben zurückziehst. Versprich mir, dass du deinen Mund halten wirst!». Judyth Vary Baker hatte ihre eben erst begonnene, erfolgsversprechende wissenschaftliche Karriere an den Nagel hängen müssen, weil sie wegen ethischen Bedenken in Ochsners Ungnade gefallen war. Nun verschwand sie für immer in der Versenkung. Anstatt ihren grössten Traum zu verwirklichen, ein Mittel gegen Krebs zu finden, zog sie fünf Kinder gross und musste sich später sogar ins Exil nach Skandinavien zurückziehen. Drei ihrer fünf Kinder wollen heute nichts mehr von ihr wissen. Den Verlust von Lee Harvey Oswald hat Judyth nie verwunden. Noch heute kämpft sie um die Rehabilitierung ihres Geliebten, koste es, was es wolle. Und wenn es das eigene Leben ist.
Spätestens nach diesem Treffen und der Lektüre ihres Buches war klar, was jeder vernunftbegabte Mensch zumindest in Betracht ziehen sollte und ich im tiefsten Inneren meines Herzens schon immer wusste: Oswald war nicht nur kein Einzeltäter, er war überhaupt kein Täter. Er musste als Sündenbock herhalten. Sicherlich war er kein unbeschriebenes Blatt und hat als Agent spioniert, gelogen, Menschen benutzt und schreckte auch nicht davor zurück, den gezüchteten Krebs an gesunden Menschen zu testen. Aber ein Präsidentenmörder war er nicht. Im Gegenteil, bis zuletzt versuchte er die Bluttat noch irgendwie zu verhindern. Vielleicht erliege ich einem grossen Irrtum. Aber Judyth ist so gebildet und smart, so intelligent und überzeugend, dass es schwer ist, irgendetwas, was sie erzählt, anzuzweifeln. Zu perfekt passen ihre Aufzeichnungen und Dokumente ins grosse Verschwörungspuzzle um die Ermordung Kennedys. Zu klar ist ihr Verstand, zu detailliert ihre Erinnerungen, zu akribisch und analytisch ihre Tagebucheinträge, zu logisch ihre Argumente, als dass es sich dabei um Fiktion oder Lügen handeln könnte. Die Fotos und Unterlagen sprechen für sich. Zudem ergäbe es keinen Sinn, sich eine derartige Geschichte auszudenken und das eigene Leben zu gefährden. Sicher mag die eine oder andere Seite im Buch, die eine oder andere Erinnerung an Oswald aus der Sicht einer zwanzigjährigen, verliebten jungen Frau etwas verklärt und schöngefärbt anmuten. Im Grossen und Ganzen sind Judyths Buch und ihre Darstellung der Ereignisse von 1963 stimmig und logisch und bestätigen viele der bisher veröffentlichten Ermittlungsergebnisse unabhängiger Investigatoren.
Zum Abschied schrieb sie mir folgende Widmung in ihr Buch: To Susann: For a lovely lady with a sweet smile, who, I hope, will be inspiried to keep the truth alive for her generation ("the truth will set you free"). Sincerely, Judyth Vary Baker, March 19, 2011
In Anbetracht des unglaublichen Vertuschungstalents der amerikanischen Regierung, allem voran der CIA, ist es fraglich, ob Lee Harvey Oswald zu Judyths Lebzeiten rehabilitiert wird oder ob die ganze Wahrheit über die Ermordung John F. Kennedys, die die Weltgeschichte ins Wanken brachte, überhaupt je ans Tageslicht gelangt. Zu wünschen wäre es ihr von ganzem Herzen.

Sonntag, 24. April 2011

Ostern kurz erklärt



Wenn die wilden Hasen grasen
auf dem frühlingsfrischen Rasen
ist es Zeit zum Eier suchen
Pech halt nur für die Eunuchen

Wenn die Sonne brennt herunter
auf den Speckbauch fröhlich munter
heisst es Fitness, Sport und Drill
wer wen abbekommen will

Weihnacht ist das Fest der Liebe
Ostern ist das Fest der Triebe
Und auch das von uns'rem Herrn
Der uns einst mal hatte gern

An Ostern ist Christ auferstanden
und da sah er die Verwandten
seines eignen Mensch-Geschlechtes
und er sagt: "Alles was recht ist,
Ihr seid von der schlimmen Art",
sagt's und bucht ne Himmelfahrt.




Donnerstag, 21. April 2011

Wohin mit den Flüchtlingen? - drei Beispiele aus Europa.



Italien will Flüchtlinge aus Nordafrika mit Touristenvisa ausstatten und dann in andere Länder weiterreisen lassen. Mit Ausnahme von Frauen zwischen 16 und 18: Um die kümmert sich Bunga-Bunga-Minister Silvio Berlusconi persönlich.
In Frankreich hingegen plant man männliche Flüchtlinge in die Fremdenlegion aufzunehmen und bei etwaigen Auslandseinsätzen wieder auszusetzen.
Nur Deutschland will vorläufig keine Flüchtlinge aufnehmen: Man müsse erst die Integration der Ossis abschliessen.

Montag, 18. April 2011

Wir zahlen nix!


Weil Google, Facebook & Co. mit fremden Inhalten Geld verdienen, will die SP nun eine Internetsteuer einführen. Was regt sich die SP eigentlich auf? Sie bietet mit fremdem Geld ja nicht einmal Inhalte.

Sonntag, 17. April 2011

Grundlegende Missverständnisse


Männer denken immer, Frauen wollen Beziehungen. Und die wollen wir dann auch. Weil wir denken, dass Männer denken, dass wir das so wollen.

Donnerstag, 14. April 2011

Heute schon geküsst?



Ein Kuss ist der orale (lat. os, oris "Mund") Körperkontakt mit einer Person oder einem Gegenstand. Der Kuss gilt in vielen Kulturen als Ausdruck von Liebe, Freundschaft und Ehrerbietung und häufig auch als Bestandteil sexueller Betätigung. Ein Kuss kann nicht nur liebevoll und sexuell anregend wirken, sondern ist nach Auffassung einiger Mediziner auch gesundheitsfördernd, da er das Herz und das Immunsystem stärken soll. Je nach Kussintensität bewegen sich bis zu 34 Gesichtsmuskeln. Bis zu zwanzig Kalorien verbrauchen wir für einen leidenschaftlichen Kuss pro Minute. Wir danken Wikipedia und "Brigitte" für die Ausführungen. Und jetzt bitte! Cous Cous Eure Frau Sommer.

Dienstag, 12. April 2011

Tabubruch


Erstes Coming-Out in der Geschichte des Profi-Fussballs: "Ja, wir sind ein Paar. Wir wollen uns nicht länger verstellen!", so Frei und Streller zum wahren Grund ihres Rücktritts aus der Schweizer Nati.

Stimme aus dem Volke

Abgeguckt


Martin Bäumle, Nationalrat und Chef der Grünliberalen, wird nach seinem Wahlerfolg übermütig. Nach Papa-Mobil und Guido-Mobil jetzt also auch das Bäumle-Mobil. Grün-liberal wird übrigens jemand, der zur Entscheidungsunfähigkeit neigt.

Montag, 11. April 2011

Jesus oder doch....




Bibelforscher dementieren: Beim
Kupferplattenfund mit dem angeblichen Abbild
von Jesus handele es sich lediglich um ein Stück missratene Lasagne.

(wer diesen Gag schon bei Giacobbo / Müller im Fernsehen gesehen hat, richtig! Und: Wer hat's erfunden? Rischtisch: ICH.

Sonntag, 10. April 2011

Warum einfach, wenn es IT gibt?



Irren ist menschlich. Wer etwas richtig Schlimmes anstellen will, braucht schon einen Computer. Er hilft uns, schneller in den Wahnsinn zu kippen. Millionen verzweifelter IT-Nutzer stehen derzeit auf den Hügeln des Silicon Valley, um es meinem Computer gleich zu tun. Kurz: um abzustürzen.

Die Geschichte der IT ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Zum Beispiel zwischen IT- und Finanzabteilung oder zwischen PR-Verantwortlichen und IT-Journalisten, aber vor allem zwischen der IT an sich und dem gemeinen Nutzer, neudeutsch User. In kaum einer Fachrichtung wird so viel fehlinterpretiert und falsch oder nicht verstanden und verbockt wie eben hier. Nicht umsonst lief die Informatik in ihren Anfängen unter dem vielsagenden Kürzel EDV (Ende der Vernunft). Jedenfalls ist es ja schon nahezu unmöglich, Aussenstehenden zu erklären, worüber genau ich denn nun schreibe. Die Antwort meines Gegenübers lautet denn auch in der Regel: «Ach so, irgendwas mit Computer also.» Ja, im Grossen und Ganzen könnte man es in der Tat so umschreiben, denn mit irgendeinem Computer hat ja alles immer irgendwie zu tun. Leider, neigt man zu sagen, denn wer hat schon einmal einen Tag erlebt, an dem mit der IT alles rund lief? Klar, hinter der IT steht immer nur der Mensch, will sagen Mann, der das Problem herbeigeführt hat und dann auch wieder lösen muss und das, wider Erwarten, in seltenen Fällen sogar kann. Gut, in der Regel taucht dann ein anderes Problem auf, aber dafür wird die Informatikabteilung ja schliesslich (über)bezahlt.

Jedenfalls wurde die IT seinerzeit nur erfunden, weil es dem Manne schwerfiel, eine Schreibmaschine zu bedienen und die Frau nicht rechnen kann. So kam es, dass der Computer Einzug hielt, der Beruf des Informatikers erfunden wurde und seither die
psychiatrischen Anstalten mit Programmierern, die am Burn-out-Syndrom leiden und durchgedrehten IT-Endverbrauchern überfüllt sind. Da wundere sich noch einer, dass die Jugend eine Ausbildung zum Informatiker tendenziell eher ablehnt und stattdessen lieber der alten Tradition fröhlicher Gemeinschaftsbesäufnisse frönt. Das haben wir nun davon. Die hypermodernen Maschinen haben das Kommando übernommen. Wir werden (ab)gelenkt von E-Mails, Pop-ups, Blogs, flimmernden Sekunden-Botschaften, Tags, Bits und Tits. Wir stecken bis zum Hals im kulturellen Quantenschaum, wie es ein Blogger kürzlich so passend formulierte. Obwohl sich die Geschichte der Informationstechnik in ihren Anfängen eigentlich um elektronische Rechenanlagen drehte. Dabei ist Be-Rechnen im Grunde Frauensache, doch wir haben ja bekanntlich mit IT nicht so viel am Hut. Schuhe kaufen macht einfach mehr Spass.

Auch die Sprache der IT lässt einige Fragen offen, denn sie bleibt für den Normalsterblichen mit all ­ihren eigenartigen Abkürzungen, bei denen nicht mal die Erfinder noch wissen, was sich hinter den einzelnen Buchstaben verbirgt, in der Regel ein Buch mit sieben Siegeln. Ganz zu schweigen von der eManie und iDiotie. Der Rest ist geklaut: Aus der Bierwerbung (Bit), vom Volkssport australischer und kalifornischer Jungs mit knackigen Körpern und langen Haaren (surfen), aus der Tierwelt (Maus, Wurm), der Medizin (Virus), der Mythologie (Trojaner), der Verkehrstechnik (Bus), der Anwalts-Branche (Client), der Esoterik (Second Life) oder der Sexualforschung (Penetrationstest).

Nach so langem Herumgezeter könnte man an dieser Stelle eine ­Liste der Vorzüge und Erfolge der IT bringen: Doch da es sich hier um ­eine Satire-Kolumne (schön, dass Sie es jetzt auch gemerkt haben) handelt, fühle ich mich quasi dazu verpflichtet, mich mehr den Flops (Floating Point Operations per Second) und Experten-Irrtümern zu widmen. Und derer gab es viele!

Zugegeben, Vorhersagen sind immer schwierig, vor allem über die Zukunft. Doch bei manchen Falschaussagen gewisser berühmter IT-Experten könnte man fast den Eindruck bekommen, sie wären im zweiten Bildungsweg noch Analyst geworden. «Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt», sagte beispielsweise ein ­gewisser Thomas Watson, seines Zeichens Mitgründer von IBM
(In Search Of The Big Money). Ja Herr Watson, denken war dann doch nicht so ganz Ihr Steckenpferd, würde ich mal sagen. Dem Zitat «Es gibt keinen Grund dafür, dass jemand einen Computer zu Hause haben will», das von Ken Olsen von DEC (später von Compaq übernommen, zu Recht) stammt, kann ich hingegen voll und ganz zustimmen. Wieso nun doch jeder so eine Kiste zu Hause stehen hat, ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich um den täglichen Querelen einer gescheiterten Ehe zu entfliehen oder im Falle eines Single-Daseins die Einsamkeit zu ­kaschieren. In beiden Fällen kann der Computer einem vorgaukeln, dass man doch so etwas wie ein Leben hat. Und sei es nur im Second-Life. Hat übrigens irgendjemand von diesem Super-Trooper-Ober-Mega-Hype in letzter Zeit etwas gehört? Ich nicht. Doch kommen wir zurück zu den Experten.

Als kompletter Irrtum erwies sich die Voraussage von Bill Gates, dass OS/2 das Betriebssystem der 90er Jahre werde. Wurde es nicht, es scheiterte auf ganzer Linie. Zum Glück gab es die Marketingabteilung, der man die Schuld in die Schuhe schieben konnte. Kommt übrigens immer gut. Schliesslich irrte sich Bill kurze Zeit später gleich nochmal, als er fröhlich herausposaunte «Das Internet ist nur ein Hype». Was sagt uns das? Auch ohne die geringste Ahnung von der Sache kann man zum reichsten Menschen der Welt werden.

Roger Smith, irgendwann einmal Frontman bei ­General Motors, propagierte, dass wir zur Jahrhundertwende in einer papierlosen Gesellschaft leben. Okay, okay, er hat nicht erwähnt, zu welcher Jahrhundertwende, er hat also im Jahr 2100 noch eine zweite Chance.

«Wer braucht eigentlich diese Silberscheibe?», fragte einst Jan Timmer, Ex-Vorstandsmitglied von Philips
. Gemeint war die CD. Später wurde die Frage leicht abgewandelt erneut gestellt: «Wer braucht eigentlich Jan Timmer?» Damit hatte sich der Fall erledigt. William Orton machte hingegen bereits 1876 eine schlaue Aussage, als er sagte «Das Telefon hat so viele Mängel, dass es nicht ernsthaft als Kommunikationsmittel taugt. Das Ding hat für uns an sich keinen Wert.» Irgendwie hat sich diese Vor­aussage ja bestätigt, wenn man sich die modernen Handys mal anschaut. Man kann mit ihnen zwar das Bügeleisen fernsteuern, schmutzige Videos mit seinen Freunden teilen, die Garagentür des ungeliebten Nachbarn verriegeln oder das Fell seines Pitbulls trimmen, nur herauszufinden, wie man damit telefoniert, ist zunehmend schwieriger geworden.

Und Darryl F. Zanuck, vor Urzeiten Chef von 20th Century Fox, behauptete gar zur Zukunft des Fernsehers befragt: «Die Menschen werden sehr bald müde sein, jeden Abend auf eine Sperrholzkiste zu starren.» Bekanntermassen hockt mittlerweile die halbe Menschheit derart viel vor dieser Sperrholzkiste, dass der eine oder andere mitunter vom Fernsehsessel direkt in eine andere Sperrholzkiste umgebettet werden muss. Doch das ist Gegenstand meines nächs­ten Referates zum Thema «Macht Fernsehen dumm?» Guten Tag. Ihr COOO (Chief Out Of Office).


(diese Kolumne ist erstmals im IT Reseller erschienen)

Freitag, 8. April 2011

Mittwoch, 6. April 2011

Kürzlich bei der SVP


Toni Brunner (SVP) würde gerne alle AKWs abschalten. Leider muss er nun aber neue bauen, denn der Ausländer verbraucht grundsätzlich zuviel Strom. Zum Beispiel beim Reis kochen für seine zehnköpfige Familie, für die elektrische Gebetsteppich-Beheizung oder um den Keller trocken zu halten, in dem er illegale Einwanderer aus dem Kongo untergebracht hat, die beim Koks strecken schon gewisse Produktionsstandards einzuhalten haben.

Kürzlich bei der SP

Mitgehört


Gestern im Zug von Zürich nach Bern:

Mann 1: "Japan ist eine Krise, die Aargauer Zeitung ist eine Katastrophe. Hä, hä."
Mann 2: "Hä, hä. Ja, und der Tagesanzeiger ist eine giftige Schlangengrube!"
Mann 1: "In den Deutschschweizer Medien herrscht teutonischer Fundamentalismus!"
Mann 2: "Schlangengrube, ich sag's, Schlangengrube. Die versprühen nur noch Gift."
Mann 1: "Was sagst Du eigentlich zu den Linken?"
Mann 2: "Hör mir uff!"
Mann 1: "Giftsprüher!"
Mann 2: "Genau!"

(Beim Aussteigen stellte ich mich als giftiger, teutonischer Schlangenfundamentalist vor. Nun, wenigstens bin ich nicht links - sondern nur unten durch.)

Dienstag, 5. April 2011

Guck mal, wer da surft - aus dem Leben einer Möchtegern-Millionärin



Viele von uns haben ja im vergangenen Aktienjahrzehnt ihr Erspartes gegen Null gefahren. Aber keine Angst, das Geld ist nicht weg, nur woanders. Man muss heutzutage sowieso flexibel sein. Ich persönlich wollte mir ursprünglich auf meine alten Tage, also mit 50, ein kleines Eigenheim zulegen. Das fällt nun ins Wasser, weil sich meine Aktienpakete selbst entschnürt und in Luft aufgelöst haben, die jetzt ein anderer einsaugt. Ausserdem ist gerade meine Scheidung durch und ich muss meinen kubanischen Ex-Ehemann unterhalten, bis der seine IV-Rente bewilligt bekommt. Er leidet unter schwersten Depressionen, weil er partout nicht einsehen wollte, dass man hierzulande für seine Krankenkasse und die Ausbildung und all diese unsinnigen Dinge selbst zahlen muss. Aber ich schweife ab.

Ich habe also kein Geld mehr für mein Eigenheim. Macht aber nichts, angucken kann ich mir ja trotzdem ein paar Angebote. Ist ja jetzt der letzte Schrei, Villen surfen im Internet. Quasi das neue kostenlose Freizeitvergnügen der Mittellosen und Möchtegernhausbesitzer. Wer nichts hat, kann sich am Computerbildschirm die Nase plattdrücken und gucken, was er auch nie haben wird. Einen Trost hat man aber doch: Diejenigen, die da ihre Häuser zum Verkauf ausschreiben, haben das luxuriöse Dingelchen dann auch die längste Zeit ihr Eigen genannt. Wahrscheinlich auch so ein paar arme Schlucker, die in die New Economy investiert haben und sich jetzt eine Dreizimmerwohnung in einer Schwamemdinger Überbauung zulegen müssen. Oder doch nicht? Haben die gar was besseres, noch teureres, an einer noch schöneren Ecke der Welt gefunden? Nein, das kann nicht sein, das darf nicht sein, davon wollen wir nichts hören.

Und so toll sind die Villen-Angebote dann auch wieder nicht. Wer will schon ein 8-Zimmer-Haus mit Pool und riesigem Garten, was zwischen zwei Eisenbahnlinien liegt? Dafür sind wir uns dann aber doch zu schade. Es sei denn, es gibt die knackige Hausherrin, die da im Liegestuhl in Reitstiefeln auf einer Nerzdecke liegt und sich ihren Luxuskörper von der Wintersonne bräunt, gratis dazu. Reitstiefel machen sich gut, auch ohne Pferd. Auf ihrem Schoss ein Mops – im Schottenröckchen – erlesene Hässlichkeit. Aber die Dame ist sicher sowieso ein extra für den Hausverkauf engagiertes Model. Ausserdem regnet's hier ja immer, ein Pool ist da eh sinnlos.

Nein, wir sind nicht neidisch, wer kommt denn auf so eine Idee. Wir wollen nur mal gucken, wie wir auf keinen Fall leben wollen. So dekadent, so so ... eben! Schon die Bezeichnungen Gold- und Pfnüselküste riechen ja nach Zweiklassengesellschaft. Pfiu Deibel aber auch. So weit, so Marx. Und 1,9 Millionen für ein mickriges Gartenhäuschen mit Seeanstoss, wo einem kamerageile Japaner vom Schiff aus beim Frühstück auf den Teller gucken?! Nein danke! Haben wir alles schon erlebt, wollen wir nicht mehr. Zurück zu dem, was wirklich zählt, auch wenn wir vergessen haben, was das sein könnte.

Oh und guck mal da, die haben doch tatsächliche echte Palmen und so eine Barockbalkonbrüstung, und der Boden ist aus Zedernholz, verdammt, wieso hab ich das nicht? Was in aller Welt habe ich nur falsch gemacht? Aber nee, der Nachbar hockt denen ja total auf der Pelle und Staub müsste auch mal wieder gewischt werden. Und der Parkplatz ist auch ziemlich eng, da passt der Jaguar ja gar nicht rein. Und der Helikopterlandeplatz ist auch nicht ganz ungefährlich, wenn da unsere Kinder im Garten spielen. Was? Ach ja, wir haben ja gar keine Kinder. Also Schwamm drüber. Allerdings haben die einen grossen Weinkeller, da könnte man gegebenenfalls den Kartoffelvorrat für die nächsten Jahre lagern oder die Stapel Wertpapiere ohne Wert... Ach was, unsere alte, kleine Mietwohnung ist eigentlich viel gemütlicher und man muss ja nicht auf eigenen Yachten dümpeln, um glücklich zu sein. Wir müssen wenigstens keine Millionärssteuer zahlen, besser kann's uns doch gar nicht gehen.