Nachrichten aus dem beschädigten Ich
Montag, 14. Juli 2025
SELTAME FRÜCHTE
Dienstag, 20. Mai 2025
TINY MUSEUM
TINY MUSEUM
Im Rahmen der Kulturtage
Thalwil vom 14.–28. Juni 2025 bin ich am Projekt TINY MUSEUM beteiligt.
An 27 Stationen im öffentlichen Raum wird Miniatur-Kunst zu bestaunen sein.
Unter den Titeln «Bitte Ruhe! Hier wird protestiert!», «Im Streik» sowie «Die
Alpenüberquerung» werde ich davon drei Stationen bespielen.
Besucher können alle Stationen der rund 20 Künstler:innen bei einem Rundgang selbst erkunden und sich via QR-Code über die jeweilige Installation informieren. Zudem gibt es geführte Rundgänge. Tiny Museum ist nur ein Projekt unter vielen Veranstaltungen der Kulturtage, die von Ausstellungen, über Lesungen, Musik, Theater bis Kino reichen.
Die Vernissage für das Tiny Museum findet am Dienstag, 17. Juni 2025 um 19 Uhr ab Centralplatz/Gotthardstrasse Thalwil in Verbindung mit der ersten Führung statt.
Führungen: 17. – 28.
Juni jeweils Die. / Mi. / Do. / 19 Uhr / Dauer ca. 1 Std.
Treffpunkt: Centralplatz Thalwil
Ausstellung: Zwischen Central-Treff (Station 1 in der Bank Thalwil), Centralplatz über das Museum Thalwil bis zur Reformierten Kirche (Platte) während den gesamten Kulturtagen.
Montag, 21. April 2025
WENN EXPERTEN SPRECHEN
Das kann ich auch.
Das ist keine Kunst.
Das ist höchstens dekorativ.
Diese Ausstellung ist ein Witz.
Dich kennt doch keiner.
Wie kommst du eigentlich auf diese Preise?
Das kauft doch keiner.
Damit verdienst du doch nichts.
Zwanzig Franken Eintritt ist maßlos überzogen.
Was nichts kostet, ist nichts wert.
Wirst du dafür bezahlt?
Na, wenn’s Spaß macht.
Künstler sind halt alle ein bisschen … speziell.
Das Kulturzeug bringt doch nichts.
Das Schreiben und Malen ist doch keine Arbeit.
Ich meine, was du richtig arbeitest.
Systemrelevant ist das nicht gerade.
Kannst du davon leben?
Ach so, nicht wirklich, ja dann.
Warum tust du dir das an?
Ich füttere keine brotlosen Künstler durch.
Und was machst du sonst so beruflich?
Wer finanziert dich eigentlich?
Wüsste nicht, wieso das subventioniert werden sollte.
Bringt das eigentlich was?
Kriege ich einen Freundschaftsrabatt?
Meine Tochter malt auch, soll sie dir mal was schicken?
Hast du deinen Wikipedia-Eintrag eigentlich selbst geschrieben?
Gerade intellektuell ist deine Schreibe ja nicht.
Ich habe in deinem letzten Buch einen Tippfehler entdeckt.
Je bunter der Künstler, desto schlechter die Kunst.
Willst du dir nicht wieder eine Festanstellung suchen?
Naja, irgendwer muss ja auch sowas machen.
Muss man dafür studiert haben?
Und was soll das jetzt bedeuten?
Da kannst du mir ja schnell mal was schreiben.
Übernimmst du das Gratulationsschreiben? Danke.
Trag das dann doch auch gleich vor, du bist die Deutsche.
Mal groß rauszukommen ist doch illusorisch.
Ich verstehe nichts, aber die Farben sind schön.
Wenn du Krimis schreiben würdest …
Schon wieder ein Stipendium? Na ja, dort will ja keiner hin.
Was man so alles Kunst nennt …
Mein Schwager macht auch so kreative Sachen – der bastelt mit Holz.
Ich hätte auch gern so viel Freizeit.
Solche Projekte gibt's ja irgendwie ständig.
Du bräuchtest was Sicheres.
Und damit kriegt man einen Preis?
Wie lange willste das noch machen?
Kunst kann man halt nicht essen.
Ich hab's bis zum Ende gelesen – war ganz schön speziell.
Ich hätte viel zu hohe Ansprüche an mich selbst.
Was ist eigentlich dein Plan B?
Deine Cousine hat jetzt ihr eigenes Reihenhaus.
Wann kommt der Bestseller?
Ist das jetzt ernst gemeint oder ironisch?
Ist das autobiografisch?
Schreibst du das alles selbst?
Warum steht da kein Titel dran, so findet man’s gar nicht bei Google.
Ist das von einer KI?
Und davon kann man leben?
Was sagt eigentlich Ihre Familie dazu?
Und was kommt dann dabei raus?
Und das druckt ihr dann echt als Buch?
Also ich hätte mir ein Happy End gewünscht.
Willste nicht mal was Abstraktes machen?
Das ist ja ganz schön düster. Geht’s dir gut?
Ist das Kunst oder kann das weg? Haha!
Ich hab das irgendwie anders erwartet.
Dass du immer wieder einen Verlag findest!
Das ist ein Hobby!!!
(Bild: KI-generiert, Ideogram)
ANFRAGEN
ANFRAGEN
Wir dachten da so an 100 Franken – für alles.
Ein Auftritt ist ja Werbung für dich.
Wir können leider kein Honorar zahlen, aber du bekommst Reichweite.
Eine Gage liegt nicht drin, die Spesen werden aber übernommen.
Das können wir leider nicht mehr ins Budget nehmen – kannst du es als Portfolio-Projekt verbuchen?
Es muss halt zünden. Aber mit Substanz. Und SEO.
Ist doch nur ein bisschen Text, oder?
Schreibst du mir rasch eine Rezension?
Können wir dich nicht einfach verlinken?
Wir brauchen was zwischen Hemingway und TikTok.
Könntest du es vielleicht noch reduzierter schreiben?
So im Stil von Apple. Oder Kafka. Oder Funny.
Kannst du da mal kurz drüber?
Das dürfteste in 30 Minuten durch haben.
Oh, ich dachte, das war ein Freundschaftsding.
Ich hatte das jetzt irgendwie als Ehrenamt verstanden.
Das bräuchten wir bis morgen. Aber es soll sich nicht gehetzt anfühlen.
(Bild KI-generiert, Ideogram)
AUSWAHLVERFAHREN
AUSWAHLVERFAHREN
Das Projekt zeigt grundsätzlich Relevanz, jedoch fehlen uns die Ressourcen.
Wir möchten Sie ermutigen, es im nächsten Jahr erneut zu versuchen.
Leider konnte Ihr Antrag nicht berücksichtigt werden – trotz positiver Resonanz.
Die Jury war sich uneinig, aber es gab sehr viele starke Bewerbungen.
Ihre Arbeit ist originell, doch der inhaltliche Fokus passt dieses Jahr nicht.
Es fehlt an gesellschaftlicher Verortung.
Es fehlt an örtlicher Verortung.
Sie haben leider die Altersgrenze überschritten.
Sie haben sich nicht an den Zeilenabstand gehalten.
Wir fördern primär Projekte mit Breitenwirkung.
Sie kommen nicht aus der Region.
Die Budgetlage hat leider Prioritätenverschiebungen notwendig gemacht.
Leider ist Ihr Vorhaben nicht interdisziplinär genug angelegt.
Die Einbindung partizipativer Elemente wäre wünschenswert gewesen.
Der Projektplan ist ambitioniert, aber in der Kürze der Zeit nicht realisierbar.
Es besteht kein Alleinstellungsmerkmal im aktuellen Förderkontext.
Bitte beachten Sie, dass eine Förderung nicht gleichzusetzen ist mit einer qualitativen Wertung.
Ihre Arbeit wurde zur Kenntnis genommen.
Wir setzen aktuell auf marktnahe Positionen.
Deine Arbeiten sind spannend, aber für unser Publikum schwer vermittelbar.
Wir schauen gerade eher nach jüngeren Positionen.
Das ist nicht so ganz unsere Linie, aber bleib bitte dran.
Hast du auch was in groß? Groß verkauft sich besser.
Hast du auch was in klein. Klein läuft gerade besser.
Deine Preispolitik müsstest du nochmal überdenken.
Wir haben derzeit keine Kapazitäten, neue Künstler:innen aufzunehmen.
Für die Messe brauchen wir eher was Mainstreamiges.
Deine Arbeiten sind stark, aber dem Publikum nicht zuzumuten.
Deine Arbeiten könnten religiöse Gefühle verletzen.
Die Sammler:innen wollen was, das sich an die Wand schmiegt.
Vielleicht erstmal in einer Gruppenausstellung?
Bist du sicher, dass du kein Konzeptpapier hast?
Wir haben gerade ein paar ähnliche Positionen im Programm.
Das ist schon sehr speziell – vielleicht eher für ein Off-Space?
Gibt es das auch in Schwarz-Weiß?
Ihre Arbeit hat uns angesprochen, wurde jedoch knapp nicht ausgewählt.
Die Auswahl fiel der Jury nicht leicht – es gab viele Bewerbungen.
Das Niveau war insgesamt sehr hoch.
Wir bitten um Verständnis, dass keine individuelle Begründung erfolgt.
Leider konnte Ihr Projekt nicht in die engere Wahl genommen werden.
Der Text hat zu wenig Meta-Ebenen.
Die Entscheidung stellt keine Bewertung Ihrer künstlerischen Qualität dar.
Wir hoffen, dass Sie sich nicht entmutigen lassen.
Der Jury lag eine Vielzahl herausragender Texte vor.
Ihre Stimme bleibt uns in Erinnerung, auch wenn es diesmal nicht gereicht hat.
Es war eine knappe Entscheidung.
Bitte bewerben Sie sich wieder.
(Bild KI-generiert, ChatGPT)
Donnerstag, 6. März 2025
SCHREIBWORKSHOP
SOMMER-SCHREIBWORKSHOP IN ZÜRICH
Am 12. Juli 2025 gebe ich einen Schreibworkshop für alle Erwachsenen, die gern schreiben wollen.
Was wir tun: Anhand vieler kleiner Übungen zwischen zwei und 20 Minuten die Schreiblust spielerisch und experimentell wecken oder wiedererwecken, die Kreativität ankurbeln, sich gegenseitig inspirieren und aus der eigenen Komfortzone rauskommen. Und natürlich schreiben, schreiben, schreiben sowie im Kurs entstandene Texte (auf freiwilliger Basis) vorlesen.
Was wir nicht tun: Über Literatur oder Literaturgeschichte diskutieren. Die Texte, die entstehen, analysieren. An bereits geschriebenen, mitgebrachten Texten arbeiten. Es wird keine Vorträge zur Romanstruktur, der Kunst des Dialogs oder zu den verschiedenen Literaturgattungen geben. Wir theoretisieren nicht, sondern machen einfach. Für alles andere existieren bereits genügend Kurse.
Ich betitele den Workshop explizit nicht mit kreatives Schreiben, weil meiner Meinung nach jeder Akt des Schreibens kreativ ist.
Wann: Samstag, 12. Juli 2025
Wo: Debattierhaus Karl der Grosse, Kirchgasse 14, Zürich / Raum: TURMBLICK
Zeiten: 10 bis 15 Uhr (inkl. 1 Stunde Mittagspause)
Kosten: 130 CHF
Vorkenntnisse: keine
Teilnehmerzahl: Minimum 5 und maximal 10 Teilnehmer:innen – es gilt die Reihenfolge der Anmeldungen
Mitbringen:
Kopf
Herz
Stift
Papier
ev. Laptop (Wlan vorhanden)
Da das Gehirn Handgeschriebenes tiefer und nachhaltiger manifestiert, es also länger und mit höherem Stellenwert im Gedächtnis bleibt, und aufgrund der gründlicheren Verarbeitung dabei oft auch bessere Texte entstehen, wäre es von Vorteil, auf den Laptop weitestgehend zu verzichten. Wer ihn mitbringen möchte, kann das gern tun.
Es besteht die Möglichkeit, sich im Bistro zu verpflegen und kleine Bestellungen in die Räumlichkeiten mitzunehmen.
Anmeldung bitte bis spätestens: 16. Mai 2025 via sklossek@gmail.com oder über meine Webseite (www.susann-klossek.ch)
Annullierung:
bis 30 Tage vor dem Workshop gratis
bis 14 Tage vor dem Workshop werden 50 % der Kurskosten fällig
ein Tag vor dem Workshop keine Rückerstattung
Donnerstag, 27. Februar 2025
Freitag, 21. Februar 2025
Dienstag, 18. Februar 2025
DAS LEBEN IST KEIN PONYHOF
Montag, 6. Januar 2025
Lesung Aargauer Literaturhaus Lenzburg
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LESUNG IM LITERATURHAUS LENZBURG
Dienstag, 31. Dezember 2024
MARINAS ALBTRAUM
The Artist is Not Present
anderenfalls würde die Abramović
Euch öffentlich auspeitschen
Sicherheitsmaßnahmen und Awarness-Konzepte
hebeln den Sinn ihrer Kunst aus
bei Luminosity saß sie 1997 in Berlin
sechs Stunden lang nackt
auf einem an die Wand montierten Fahrradsitz
für Transzendenz und geistige Klarheit
heute ist nur eine halbe Stunde erlaubt
mit dem Helm auf dem Köpfchen
so erreichst du keine neue Bewusstseinsebene
durch die beiden Nackten im Türrahmen
muss man heute nicht mehr unweigerlich hindurch
durch eine zweite Tür werden Unwägbarkeiten hinfällig
der Umweg als Ausweg
damit kein prüder Besucher
ein Trauma davonträgt
die blutigen, stinkenden Knochen von der Biennale
sind Attrappen gewichen
doch wer den Krieg nicht auch riecht
dem wird das Schrecken nie ganz bewusst
Arbeitszeitbeschränkungen
Versicherungsklauseln
Trigger-Warnungen
vor allem wird der Mensch geschützt
nur nicht vor sich selbst
Eingriffe in die Kunst
die uns doch erst Eingriffe in unser Leben
vor Augen führt
Augen, die gar nicht (mehr) sehen wollen
Kunst soll befreien
nicht irgendwelchen Regelwerken folgen
Kunst ist Unangepasstheit
und Freiheit
auch Schmerz
Gewalt
Blut und Tränen
und der Finger in der Wunde Deiner (inneren) Feinde
ein Spiegel unserer Selbst
den wir mit unserem Versicherungs- und Wokeness-Wahn
zerschlagen
das bringt sieben Jahre Pech
und eine zerbrochene Seele
«This country has to decompress! »*
*Abramović in einem Interview zur Ausstellung in Zürich
Ich: Bitte erstelle zu diesem Gedicht ein Bild.
ChatGPT: Es tut mir leid, ich konnte das gewünschte Bild nicht erstellen, da die Anfrage gegen die Content-Richtlinien verstößt. Wenn du möchtest, kannst du die Beschreibung anpassen oder ein anderes Motiv vorschlagen. Ich helfe dir gern weiter!
Freitag, 27. Dezember 2024
Freitag, 20. Dezember 2024
CHATBOT
Die Gedanken schwärmen aus
es geht nicht mehr um Antworten
allenfalls um Perspektivwechsel
gestern habe ich einen Chatbot angeschrien
geht’s noch armseliger?
Mittwoch, 18. Dezember 2024
INVENTAIRE SENTIMENTAL
Dienstag, 3. Dezember 2024
ADVENTSFENSTERLESUNG
ADVENTSFENSTERLESUNG
Montag, 2. Dezember 2024
Lesen bildet - macht Freude - lenkt ab - tut gut
Freitag, 29. November 2024
INVENTAIRE SENTIMENTAL - Die Kleider meiner Mutter
INVENTAIRE SENTIMENTAL
Les tenues de Paola, Stelle & Adèle - Die Kleider von Paola, Stella und Adèle
Ausstellung im Museum für Kunst und Geschichte Fribourg
Fotografien von Primula Bosshard und Texte von 44 Autorinnen zu den Kleidern ihrer Mütter, Grossmütter, Tanten und Frauen, die uns geprägt und beeinflusst haben. Kleider erzählen eine Geschichte, die wir der Nachwelt erhalten möchten.
Ein die Ausstellung begleitendes Buchprojekt ist ebenfalls in Arbeit.
VERNISSAGE, Donnerstag, 12. Dezember 2024
18:30 Uhr
Museum für Kunst und Geschichte MHAF Fribourg
Rue de Morat 12
Sonntag, 3. November 2024
HINTER DEN GARDINEN
Mittwoch, 30. Oktober 2024
Wer bin ich?
Kürzlich bewarb ich mich für ein Literaturstipendium im Ausland. In der Regel gestalten sich derartige Bewerbungen wie eine Doktorarbeit und sind ziemlich nervenaufreibend und zeitintensiv. Die Erfolgsaussichten sind in der Regel eher schlecht, da sich a) je nach Destination sehr viele bewerben, b) die Auswahlkriterien der jeweiligen Jury oft fragwürdig sind und c) viel Vetternwirtschaft dazu führt, dass oft dieselben zum Zuge kommen. Warum ich es trotzdem tue, who knows. Weil auch mal ein blindes Huhn ein Korn findet und weil derartige Aufenthalte, sollte man den Zuschlag erhalten, sehr erbauend sind und bei mir immer mit einem Werk enden.
Ich hatte also mal wieder diverse Formulare auszufüllen, ein Motivationsschreiben für mein Tun aufzusetzen, eines darüber, wo ich meine Schreibe im derzeitigen Literaturkontext verorte, ein Schreiben, was mich gerade an jenem Ort, für den ich mich bewerbe, reizt (gute Frage), einen Lebenslauf, eine Werksliste hinzuzufügen, natürlich detailliert mein geplantes Projekt zu beschreiben und ein Manuskript anzuhängen. Glücklicherweise musste ich dieses Mal kein detailliertes Budget ausklügeln, da es sowieso kein Geld gibt, eben nur den Aufenthalt. Allerdings wurde dieses Mal ein weiteres Schreiben verlangt, in dem ich die Frage Wer bin ich als Autorin? zu beantworten hatte. Meine Antwort darauf, die minimal 2000 und maximal 3000 Zeichen lang sein durfte, möchte ich Euch nicht vorenthalten:
Wer bin ich als Autorin? Eine scheinbar einfache Frage, die sich gar nicht so leicht beantworten lässt. Ich schreibe in erster Linie, weil ich es muss. Schreiben, Kunst machen, ist das, was mich vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche antreibt und ausmacht. Ich schreibe nicht, um gefallen zu müssen, um in irgendeine Schublade zu passen oder um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Schreiben ist für mich vielmehr ein radikaler Akt der Selbstbehauptung, der Unangepasstheit, vielleicht sogar ein rebellisches Ausbrechen aus all den Formen und Normen, die einem von allen Seiten ständig aufgedrückt werden.
Man könnte fragen: Was für eine Art von Autorin will ich sein? Darauf gibt es keine simple Antwort, weil ich nicht will, dass man mich in eine Kategorie presst. Die schlichte Wahrheit ist: Ich weigere mich, mich festlegen zu lassen. Die literarische Welt ist so voller Regeln, Etiketten und Kritiker:innen, die vorgeben, zu wissen, was «gute» Literatur ist. Aber was sie oft nicht verstehen, ist, dass Schreiben etwas Wildes ist. Schreiben bedeutet, den Raum zu sprengen, den man mir zur Verfügung stellt. Es bedeutet, Dinge zu sagen, die unangenehm sind, Ecken und Kanten zu zeigen – und das in einer Zeit, in der man als Autorin schnell in einen soften, glattgebügelten Kram abdriftet.
Wenn ich schreibe, dann schreibe ich gegen Erwartungen an. Gegen das «So sollte es sein». Gegen das glatt polierte, das leicht Verdauliche. Wer bin ich als Autorin? Ich bin diejenige, die sich weigert, dir das zu geben, was du haben willst. Meine Texte sind wie ich: widerspenstig, unangepasst und ein bisschen unverschämt. Schreiben ist meine Art, der Welt den Mittelfinger zu zeigen – im besten Sinne.
Das bedeutet aber auch, dass ich mich ständig hinterfrage, herausfordere, mich selbst aus der Komfortzone schiebe. Will ich damit provozieren? Klar, ein bisschen sicherlich. Aber es geht nicht nur um den reinen Protest. Es geht darum, echt zu bleiben, darum, dass meine Worte nicht nur auf Papier existieren, sondern dass sie brennen. Ich schreibe, um zu fühlen, um zu berühren, um anzustoßen und aufzurütteln. Alles andere wäre für mich Stillstand, und das ist die eigentliche Rebellion: sich ständig neu zu erfinden, gegen das eigene Bild zu kämpfen, das andere – oder man selbst – vielleicht von einem haben.
Wer bin ich als Autorin? Ich bin die, die sich weigert, die Tür zum konventionellen Schaffen zu weit zu öffnen. Manchmal scheint es, als müsste ich mich gegen die Definition «Autorin» an sich wehren, weil die Rolle viel zu klein ist für all die Widersprüche, all die Energie, die ich in mir trage. Schreibende zu sein ist kein Status, den ich erreicht habe, schreiben ist vielmehr eine ewige Revolution – eine, die niemals aufhört. Und ja, ich genieße es, Teil dieser Revolution zu sein.
Formularende
VARANASI - Endstation Ganges
Sonntag, 1. September 2024
Digitaldesaster
Letzte Woche musste ich in "geheimer Mission" dringend nach Bern ins Parlament und wollte mir das Billett in der SBB-App kaufen. Die lehnte meine Kreditkarte jedoch ab, da meine Karte gesperrt sei oder abgelaufen oder mein Konto überzogen sei. Wäre mir alles neu, aber man weiss ja nie. 3 Min. bis zur Abfahrt. Ich versuche ein anderes Zahlungsmittel in der App zu aktivieren, was jedoch aus unerfindlichen Gründen fehlschlägt. 2 Minuten bis zur Abfahrt. Ich renne zum Automaten, vor dem eine Migrantin steht und irgendetwas ausprobiert. Ich atme einmal schwer ein und aus. Sie schrickt zusammen und meint: "Muess schnell gehe?" Ich nicke, sie tritt zur Seite. Ich sage "Nee, so war das nicht gemeint, Sie können ruhig Ihr Ticket..." Sie: "Ticket schon." Ich tippe wie eine an Hysterie Erkrankte auf dem Bildschirm herum, der Preis ist doppelt so hoch wie in der App. Ich fluche. Frau: "Habe Halbtax?" Gut, wenn jemand mitdenkt. Als ich zahlen will, sind am Automaten alle Zahlungsmöglichkeiten mit einer Karte generell gesperrt. 1 Minute bis zur Abfahrt. Glücklicherweise habe ich einen Schein dabei, der auch nur einmal wieder rausflutscht, und kann beim zweiten Versuch mit Bargeld zahlen und erreiche in letzter Sekunde den Zug. Ich frage mich, ob ich Strafe für Schwarzfahren hätte zahlen müssen, wo doch alle Bezahlmöglichkeiten blockiert waren. Im Zug kann man ja nicht mehr zahlen und die Schalter wurden fast alle abgeschafft. Ich versuche panisch (Warum ist meine Karte gesperrt, wurde mein Konto leergeräumt?) ohne Brille - vergessen - die winzige Notfallnummer des Kartenanbieters auf der Rückseite der Kreditkarte zu entziffern. Ein aussichtsloses Unterfangen. Gut, dass das Handy eine Kamera hat, mit der man zoomen kann. Ich merke mir sogar die Nummer beim ersten Versuch, was mich doch einigermassen erstaunt. Dann hänge ich 15 Minuten in der Warteschleife, währenddessen ich mich etwa zwanzig Mal entscheiden muss, ob ich Taste 1, 2 oder 3 wählen möchte. Zur Identifizierung meiner Person werde ich aufgefordert, mir den Code, der an meine Bank-App gesendet wurde, zu merken. Da ist aber keine Nachricht, geschweige denn ein Code. Dabei falle ich um ein Haar aus der Leitung. Beim Telefonieren dockt sich mein Metallohrring ständig an die magnetische Hülle meines Smartphones an. Ergebnis des Telefonats: Mit meiner Kreditkarte ist alles in Ordnung. Mein Jacke fällt in den Dreck - putzt eigentlich niemand den HB? - ich bin schweissgebadet und verpasse vor lauter Koordinationsaufgaben - Jacke aufheben, Handy, Sonnenbrille halten, Kreditkarte zurück ins Mäppchen schieben, Anzeige studieren, wo der nächste Zug abfährt, auf die Uhr schauen, Schweiss unterm Pony wegwischen - meinen Anschlusszug. Am Ende stellt sich heraus, dass es Störungen im Twint-System gibt und daher Zahlungen in der SBB-App darüber nicht möglich sind. Warum sagt mir die App das nicht, wenn ich versuche über Twint zu zahlen? Stattdessen gibt sie erst einmal die Schuld meiner Karte, also mir, der Kundin. Konto überzogen, ich glaub', es hackt! Fazit: Pläne zur Abschaffung von Bargeld würde ich vorerst vertagen. Erst kürzlich konnte ich als Einzige im Migros meine Einkäufe zahlen, weil sämtliche digitalen Bezahlsysteme, ausser das Kassensystem, lahmgelegt waren. Ich rate zudem davon ab, das Haus ohne Lesebrille zu verlassen.
Fazit 2 am Ende dieses Tages: Ich hatte eine kurze Version dieses Vorfalls auf FB gepostet. Wenn ich etwas über meine Kunst oder Schreibe poste, ist das Interesse weitaus geringer als an dieser Meldung. Sollte ich den Beruf wechseln? Zudem erhielt ich Ratschläge, wie ich meine nicht funktionierende Kreditkarte durch reiben an meiner Kleidung wieder fit mache und Vorträge pro und contra Abschaffung von Bargeld. Eigentlich wollte ich auch mal nur ein bisschen meckern. Global gesehen ist das natürlich lächerlich, aber was muss, das muss.
Sonntag, 25. August 2024
Singlefrau
Ich werde immer wieder gefragt: Sag mal Susi, warum hast Du eigentlich keinen Mann?
Montag, 24. Juni 2024
MEMORIES - Ausstellung Museum Thalwil
MEMORIES - Fotoausstellung über Erinnerungsorte, Spuren und Vergänglichkeit
4. Juli bis 19. Oktober 2024 Museum Thalwil
Die Ausstellung zeigt Arbeiten der Fotografen Serap Vitarelli, Florian Bachmann und Susanne Scherer, die sich mit dem Thema Erinnerung und Vergänglichkeit auseinandersetzen. Hinzu kommen zahlreiche Fotografien, zu Orten, Menschen, Begebenheiten, Gegenständen, die Erinnerungen auslösen und die Storys dazu in Textform - von mir sind in diesem Ausstellungsbereich sechs Bilder und Texte dabei. Während der Finissage werde ich zudem einen Text zum Thema lesen.
Vernissage: 4. Juli 2024 - 18 Uhr
Finissage: 19. Oktober 2024 - 16 Uhr
Museum Thalwil, Alte Landstrasse 100
Das Museum ist jeden Samstag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Den Sommer über finden Spaziergänge zu Erinnerungsorten statt. Daten werden auf der Webseite publiziert. Museum Thalwil