Nachrichten aus dem beschädigten Ich
Donnerstag, 26. Januar 2023
Samstag, 21. Januar 2023
Schreiben - Selbstbild mit Tier
Schon früh träumte Andreas Niedermann davon, Schriftsteller zu werden – der für seinen »durch und durch von Romantik durchdrungenen Geist« einzige Weg, »ein Leben in Freiheit« führen zu können. Ein Trugschluss, wie sich bald herausstellen sollte. Niedermann will also schreiben, aber er tut es nicht. Er will schreiben, aber er kann nicht. Vieles steht ihm im Weg: Entweder ist er pleite, muss also in harter Arbeit Geld ranschaffen, und wenn er welches hat, schmeisst er es raus. Anfangs für Drogen, später für Alkohol, viel Alkohol.
Auch er selbst steht sich im Weg, aber vor allem, so seine Überzeugung, dieses Scheißland Schweiz, aus dem er mehrfach – mehr schlecht als recht – zu fliehen versucht. Nahezu herzerwärmend sein Hass auf das Heimatland, die Kleinbürgerlichkeit, die von Lehrern in ihrer Freizeit verfasste »Literatur«, auf sein Mutter-Idiom, dessen Gebrauch er bald ein für alle Mal verweigern wird.
Mit einem Abrechnungsroman würde er das Ende einläuten »für die lächerliche ›Kultur‹, die Programmkinos, die alternativen Konzerthallen, das Ende der Vereine, die sich um Südamerika und Zentralafrika zu kümmern glaubten, die unsäglichen, an jedem Tag stattfindenden Kulturveranstaltungen, die Dichterlesungen der schreibenden Alleinerzieherinnen, das Hodenbaden der Männchen, das Ende der Männergruppen der Vasektomiebegeisterten, Schluss mit den Lichtbildvorträgen aus den Favelas von Rio de Janeiro (…). Die erkämpften Kulturplätze, die innerhalb von ein paar Jahren das normale Leben erstickt und die Städte in eine Art Batikkurs für rechthaberische Arbeitsscheue verwandelt hatten, würde es in Bälde nicht mehr geben. Kraft meines Romans. Tod den Kulturniks!«Doch zuvor bedarf es eines wilden Ritts von St. Gallen über Südfrankreich, Basel, Paris, Zürich, eine Alp, Grellingen (wo zur Hölle ist Grellingen?), die Toskana, Zürich, Toggenburg, bis es überhaupt einmal losgeht mit dem Schreiben. Unterdessen schlagen sich Niedermann und sein inneres Tier auf dem Bau, als Kuhhirt, am Theater als Kulissen- und Bühnenbauer, als Filmvorführer und Handlanger allenthalben durch. Geschrieben ist noch nichts, dafür schon viel getrunken. In Wien schließlich – verloren und melancholisch auf einer Bank sitzend – kommt er ihm, der erste Satz. Sechs simple Worte. Von da an schreibt sich der Erstling fast wie von selbst.
Dem Erfolg folgt die Ernüchterung: Nach kurzem Höhenflug mit TV-Auftritten, Lesungen, hohen Gagen und allem, was dazugehört, geht es weiter wie zuvor, denn: »(…) eine Masse an potentiell an Literatur Interessierten bedeutete: nichts. Willkommen, Törichter, im randständigen Unterhaltungssektor!« Und: »Dass man das Talent und die Könnerschaft eines Künstlers anerkennen, ihm aber trotzdem nicht folgen mag, ist für viele Apologeten schwer zu schlucken.« Niedermann schluckt runter und macht weiter, bis zum nächsten Roman und zum übernächsten. Niedermann ist ein Getriebener – mal Genie, mal nichtsnutziges Arschloch, wie er sich selbst betitelt. Und so ist »Schreiben. Selbstbild mit Tier« letztlich doch noch die Abrechnung mit einem Land, in dem sich, auf vielen Ebenen, bis heute nichts Nennenswertes geändert hat. Nicht im Kunstbetrieb oder Literatursektor und auch nicht in einigen anderen helvetischen Sonderschubladen.
Schade, dass in Niedermanns Erinnerungen praktisch keine Frauen auftauchen. Allenfalls als Randfiguren in der Rolle der vorübergehenden Lebensabschnittsbevollmächtigten. Nicht aber als Heldinnen, literarische Vorbilder, Inspirationsquelle, nicht einmal als Muse. Es hat sie sicherlich gegeben. Aber Männer erinnern sich gern an Männer, und Frauen versinken allzu oft für immer in den Katakomben der Geschichte.
Dennoch ist »Schreiben. Selbstbild mit Tier« ein rasanter, brutaler, schonungslos ehrlicher, aber auch poetischer und vor allem äußerst witziger Parcours durch Niedermanns (Un-)Tiefen und den deutschsprachigen vermaledeiten Kultur- und Literaturbetrieb. Unbedingt lesen!
Andreas Niedermann: Schreiben. Selbstbild mit Tier. Songdog-Verlag, Bern 2022, 192 Seiten, 18 Euro
Donnerstag, 19. Januar 2023
Donnerstag, 12. Januar 2023
Montag, 9. Januar 2023
Sonntag, 13. November 2022
Zum Volkstrauertag
Ich stellte mir die Frage, ob man ausgerechnet den gefallenen Soldaten jener Nation gedenken sollte, die den Krieg angezettelt hatten. Zumal die größenwahnsinnigen Deppen, was den Ersten Weltkrieg betrifft, mit Pauken und Trompeten und wehenden Fahnen in die Schlacht zogen. Natürlich relativierte sich ihre Euphorie sobald sie im Schützengraben vor ihrem letzten Stündlein standen, respektive sterbend im Schlamm lagen. Jeder Krieg vorher hatte nur eines gebracht: Leid. Das gilt auch für jeden Krieg danach. Aber anscheinend hat die Menschheit - oder sollte ich sagen die Herren der Schöpfung? - bis heute nichts dazugelernt.
Ich habe eigentlich an einem trüben Novembersonntagvormittag besseres zu tun, als mich auf Friedhöfen herumzutreiben - in Anbetracht der momentanen Weltlage beschloss ich, der Zeremonie beizuwohnen. Man kann nicht genug mahnen, dass Krieg das denkbar beschissenste Mittel zur Konfliktlösung ist. Außerdem war ich neugierig und vielleicht könnte man sich an den Botschafter heranwanzen, wer weiß, wozu eine solche Connection mal gut ist.
Am Treffpunkt standen Militärangehörige der Schweiz, Deutschlands und auch ein Österreicher war, glaube ich dabei, herum - einige mit mächtig Lametta am Revers - und salutierten mit laschem Händchen - fast als wäre es ihnen ein wenig peinlich - gegenseitig zum Gruße. Angehörige des Deutschen Hilfsvereins und einer Gesandtschaft eines Sozialverbands aus Waldshut harrten der Dinge, die da kommen mögen. Eine Militärkapelle blies pünktlich zum Start der Zeremonie. Der Botschafter und seine Entourage nahmen vor dem Mahnmal deutscher Gefallener aus dem Raum Zürich (679 an der Zahl) Aufstellung und nestelten etwas unbeholfen an den Bändern der zuvor bereits drapierten Kränze herum. Niedergelegt wurde also nichts. Dafür Handyfotos geschossen von Herren in dunklen Mänteln, die im Nebel in der Gegend herumstehen.
Einer der Generäle oder welchen Rang er auch immer hatte, ich kenne mich da nicht aus, gab den Befehl zum Abmarsch gen Krematorium. Die komplette Gesandtschaft folgte schleppenden Schrittes der militärischen Vorhut, die dummerweise eine wichtige Abzweigung verpasste, sodass die ganze Meute etwa zwei Kilometer Umweg quer über den Friedhof absolvieren musste. In der Kompanie kam erstes Murren und Raunen auf. Eine hüftlahme Dame weigerte sich weiterzugehen. So habe sie sich den Buß- und Bettag nicht vorgestellt. Vielleicht sollte man ihr mitteilen, dass sie möglicherweise auf der falschen Veranstaltung weilt - der Buß- und Bettag ist erst nächsten Mittwoch. Ein älterer Herr mit Bandscheibenproblem (Berufskrankheit des LKW-Fahrers) machte seinem Ärger schließlich lautstark Luft: "Die Militärdeppen sind zu doof den Weg zu finden, das nächste Mal nehme ich den Rollator mit!" Seine Begleitung pflichtete ihm bei, diesen Weg sei man in all den Jahren noch nie gegangen. Offensichtlich verbrachte sie viel Zeit auf dem Friedhof und kannte sich aus. Da hätte sie ja mal intervenieren können, bevor wir alle kreuz und quer das Gelände ausmaßen.
Mittlerweise wies der Volkstrauertagszug immer größere Lücken auf, es würde Ewigkeiten dauern, bis der Letzte das Krematorium erreicht haben würde. Der militärisch straff gehaltene Plan würde nicht mehr aufgehen.
Der Friedhof ist wirklich riesig und weitläufig, allgemeine, für einige Anwesende augenscheinlich befreiende Erkenntnis: Es hätt noch riichlich Platz hier. Auch ich erwog für einen kurzen Moment, mir einen Baum auf der freien Wiese zu reservieren. Aber vermutlich liegt alles in Schutt und Asche bevor ich aus Altersgründen das Zeitliche segne.
In der Andachtshalle des Krematoriums wurde zum zweiten Teil der Veranstaltung geblasen und der Herr Botschafter verlor ein paar sehr mickrige Worte. Enttäuschend, ich möchte doch nicht seine Bekanntschaft machen. Während der Organist des Neumünsters Zürich ein feierlich-deprimierendes Minikonzert zum Besten gab, schwappte vom Nebenraum Fleischduft in die Halle. Ein Buffett im Krematorium kann irritieren, muss aber nicht: Leben kommt, Leben geht.
Die mahnende Rede eines Militärhistorikers - Constaffelherr der Gesellschaft zur Constaffel; Zunfthaus: "Zum Rüden" - brachte es nochmals auf den Punkt: Millionen an Toten und kein Ende abzusehen; der Mensch ist des Menschen größter Feind. Da beißt der Rüde keinen Faden ab. Ein Gefühl von Feierlichkeit kommt da nicht auf, eher eine Melange aus Wut, Ernüchterung, Desillusionierung und Trauer um das Abhandenkommen von Vernunft und Liebe.
Beim anschließenden Sturm aufs üppige Buffett geraten die Toten, denen wir gedenken wollten, rasch ins Hintertreffen. Ich nehme mich da nicht aus. Bei Rotwein, Lachs-, Hühner- und Krevetten-Häppchen lausche ich den Gesprächen. Sie drehen sich um Gesundheitsprobleme, die Stellung der Deutschen in der Schweiz, die Haltung Indiens gegenüber Russland und die Architektur der Andachtshalle. Zwei Militärs plaudern fröhlich über Themen, die zum jetzigen Zeitpunkt für zivile Ohren noch nicht bestimmt sind. Es wäre so einfach ins Whistleblower-Fach zu wechseln.
Ich lasse mir einen Espresso forte raus und trolle mich. Ich habe mir den Bauch vollgeschlagen und bin für den Frieden 6871 Schritte gelaufen. Nicht rühmlich, aber besser als nichts.
Samstag, 1. Oktober 2022
Der neue DreckSack ist da
Die 50. Ausgabe des DreckSack ist heute erschienen.
Diesmal mit: Michael Arenz, Ludger Bruckmann, Pierre
Deason-Tomory, Julo Drescowitz, Florian Günther, Günter Jeschonnek,
Susann Klossek, Matthias Merkelbach, Thomas Meyer-Falk,
Todd Moore, Gerry Murphy, Jewgenij Samjatin, Andreas Schumacher,
Björn Seiler, Erik Steffen, Silke Vogten Fotografien: Günter Steffen
Hier erhältlich: www.edition-luekk-
Das Inhaltsverzeichnis mit großem Cover (anklicken) findet ihr hier:
www.edition-luekk-noesens.de/
Lesungen:
Mittwoch, den 5. Oktober 2022, 19 Uhr, alte Feuerwache / Projektraum
(Marchlewskistr. 6, 10243 Berlin) mit: Silke Vogten, Erik Steffen, Florian Günther
Eintritt frei
Dienstag, den 11. Oktober 2022 um 19.30 Uhr im Baiz
(Schönhauser Allee 26a, 10435 Berlin), mit Seeräuber-Jenny, HEL Toussaint,
Anna Maria Pawlicki und Florian Günther
Eintritt: 8 Euro (inklusive Oktober-DreckSack)
Ermäßigt: 5 Euro
Darüberhinaus ist unsere jetzt schon legendäre
Bukowski-Sonderausgabe ab sofort wieder erhältlich!
Weitere Infos:
https://www.edition-luekk-
https://www.facebook.com/
Dienstag, 9. August 2022
PIRATEN
Die Piraten kamen vom Land her
während die portugiesischen Kanonen
gen See gerichtet waren
und man nichts ahnte
was gleich von hinten über sie hereinbrechen würde
die Engländer metzelten alles nieder
und ließen keinen Stein auf dem anderen
Cidade Velha wurde mit dem Blut ihrer Sklaven errichtet
und fiel mit jenem ihrer Sklavenhalter
hin und wieder siegt doch die Gerechtigkeit
(Foto: Susann Klossek, Cidade Velha, Cabo Verde 2022)
Donnerstag, 4. August 2022
BRUNO
Bruno der Herr der Posada
könnte genauso gut tot sein oder abgehauen
es würde keinen großen Unterschied machen
manchmal hört man etwas klappern
vielleicht die Putzfrau
eine streunende Katze
ein herüberwehender, versehentlicher Laut
der 30 stillstehenden Baustellen ums Haus
der Wind, der die Tür zuschlägt
oder der Geist des Hauses
zu behaupten Bruno sein wortkarg
ist maßlos untertrieben
heute Morgen stellte er uns schweigend ein paar Eier auf den
Tisch
vermutlich in stiller Kontemplation selbst gelegt
(Foto: Susann Klossek, Cidade Velha, Cabo Verde 2022)
Samstag, 30. Juli 2022
CABO VERDE
Cabo Verde
verloren in den Weiten des Ozeans
im Nichts unseres nutzlosen Daseins
wenige Menschen tun wenige Dinge
Bauruinen in trutziger UNESCO Weltkultur Landschaft
selbst das Wetter ist unentschlossen
täglich erwarten wir Regen
doch die Wolken zieh’n dann doch unverrichteter Dinge weiter
das erste Gedicht
für ein Buch, das nie geschrieben wird
klingt wie ein Cesária Évora Lied
dessen Klänge manchmal
wie ein Gruß aus dem Jenseits
übers Meer herüberschwappen
(Foto: Susann Klossek, Rui Vaz, Cabo Verde 2022)
Montag, 4. Juli 2022
Vademecum zum Projekt Transit
Das Vademecum zum Projekt TRANSIT an der documenta 15 kann nun käuflich erworben werden. D/A: 9 Euro; CH: 12 CHF - sie sind vor Ort im Kunst- und Kulturbahnhof Kassel zu haben und ein paar Exemplare bei mir. Mit den Einnahmen der Büchlein wird das Projekt und dessen Weiterführung über die 100 Tage hinaus finanziert, mit dem Verkauf der Kupferdrucke vor Ort wird zur Hälfte das Projekt unterstützt und zur anderen Hälfte den Künstlern ein kleiner Obolus ausgezahlt.
Sonntag, 19. Juni 2022
documenta 15 - 2022
Der TRANSIT-Raum im Kulturbahnhof Kassel steht, die cocumenta ist eröffnet. Hier die Beschreibung des Projekts auf Englisch für alle Interessierten:
Artists for cycles in the living world During the one hundred days of documenta 15 (between 18 June and 25 September 2022) the art project TRANSIT at the Kulturbahnhof Kassel invites visitors to experience cycles.
TRANSIT thus launches a comprehensive project that is intended to have an impact far beyond the hundred days. The core group "Circulantis" from Switzerland is organising this project in the rear part of the Kulturbahnhof. At the centre of the project is the Light Space5 , which, with its transforming circle of light, is a symbol of values and benevolent communication and is intended to trigger further communication.
23 artists from Switzerland and Kassel surround this core with small works and card multiples, which are of- fered parallel to the Light space for a transit journey to a world of open circulation - the eutopia6 . For TRANSIT, it is trend-setting that not a certain style of art, but a variety of artistic views, united in a common theme, is brought forth: Circuits, cycles and the cyclical. The artistic treatment is open - a special quality is the cooperation between the artists. Their thoughts, their works and their attitudes want to contribute to making the internal and external view of the foundations of social communication and economic exchange possibilities of the future tangible.
From the TRANSIT concepts and multifaceted works, insights, feelings and activities are to grow that describe and inspire post-industrial, socially anchored forms of existence. This is an aspiration that, beginning with the cooperation, wants to be realised in the artists' guild. TRANSIT has the claim to work artistically and curatorially from within itself and to generate autonomously organised income in order to enable autopoietically7 growing forms of existence, initially for the artists and their environment.
Benevolent cooperation and autonomous economics are practised and built upon at TRANSIT. Small works and multiples are available at uniform prices; half of the income goes to the respective artists and the other part, after deduction of expenses, wants to be used for further TRANSIT projects in other places. In this way, the idea of an autonomous, regional economy linked to art is intended to arouse interest in cycles that grow out of societies. The intention of TRANSIT is to comprehensively accompany the idea of circuits (and later also of a non-ideologically conditioned economic and monetary system).
Cultural and economic emergences8 are thus given a foundation between the art business and circular economies in the regions. The aim is to create further permanent locations for TRANSIT after the hundred days of Documenta and from there to offer more and more artists the opportunity to awaken and change local cycles in the consciousness of societies through their work. The aim is to make a contribution to combining social meaning and existential necessity. Through selected sponsors and patrons from socially motivated circles and from areas of sustainable and easily comprehensible economic practices, further bridges for the realisation of the aforementioned models are being sought and gathered.
5 Concept by Andres Stirnemann, executed with the artist group Circualantis, Zurich. 6 Eutopia from ancient Greek: eu (good) and topos (place, location), phil. the ideal society, med. the correct location of the organs. 7 Autopoiesis (ancient Greek αὐτός autos, English ‘self’ and ποιεῖν poiein “to create, to build”) refers to the process of self-creation and self-mainte- nance of a system. The term was coined by the Chilean neurobiologist Humberto Matuarana. 8 Emergence (Latin emergere “to emerge”, “to come out”, “to rise up”) refers to the possibility of the formation of new properties (system proper- ties) or structures of a system as a result of the interaction of its elements. The phenomenon of emergent self-organisation is called autopoiesis.
Dienstag, 14. Juni 2022
documenta 15
KLOSSEK GOES TO DOCUMENTA
Am 18.6.22 öffnet die Documenta 15 in Kassel. Mit dem Projekt TRANSIT - LEBENDIGE KREISLÄUFE und unter dem Motto: immer schneller, weiter, höher - WOHIN? der Künstlergruppe Circulantis (Zürich/Kassel) bin ich an 100 Tagen mit von der Partie.
Ich bin mit Bildern im projektbegleitenden Vademecum sowie Kupferdrucken (120 Euro pro Exemplar) in limitierter Auflage am "Kiosque" am Kultur- und Hauptbahnhof Kassel vertreten. Irgendwann sicherlich auch mal vor Ort anzutreffen.
Die documenta findet vom 18. Juni bis 25. September 2022 statt.
TRANSIT - Home (transit-circular.ch)
Samstag, 23. April 2022
Paint against the war
Little painting by Susann Klossek, 24.4.2022
#fckptn #nowar #loveandpeace #artistsageinstwar #stopwar #stopwaragainstukraine
LITERATUR IN DER CHAOSZENTRALE HINWIL
Freitag, 13. Mai 2022 in der Chaoszentrale Hinwil - Lesung
#chaoszentrale #hinwil #züriost #zürioberland #echokollektiv #echokollektivnews #susannklossek #suzyfronzeca
Donnerstag, 17. März 2022
DEEPFAKE
Deepfake yourself. Im Rahmen der Ausstellung Planet Digital im Museum für Gestaltung Zürich können Besucher:innen ihr Gesicht fotografieren, es wird dann in die Personen, die in den Filmszenen zu sehen sind, hineinprojiziert. So kann man in verschiedene Leben eintauchen. Zum Beispiel in meines in der Rolle der gelangweilten Büroangestellten.
Der Begriff deepfake setzt sich zusammen aus "Deep Learning"
(das "tiefgehende" maschinelle Lernen, das auf künstlicher
Intelligenz beruht) und "Fake" (falsch im Englischen). Deepfakes
beschreiben realistisch wirkende Medieninhalte, welche durch Techniken der
künstlichen Intelligenz abgeändert und verfälscht worden sind.
Deepfakes wurden bisher fast nur im negativen Sinne eingesetzt, um Politiker oder Prominente zu diskreditieren oder um zu betrügen (Identitätsklau usw.).
Künftig könnte die Technik aber für die Forschung, für den Datenschutz oder
in der Kunst sinnstiftend angewendet werden.
Ein Projekt der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Kunst / Museum für Gestaltung.
www.susann-klossek.ch - Susann Klossek
Dienstag, 8. März 2022
Frauenstimmrecht
Plakat, Schweiz, 1947 (Museum für Gestaltung)
Manch einer wünscht sich heute noch, es wäre niemals zustande gekommen. Tja, PECH!
Montag, 7. März 2022
Freitag, 4. März 2022
Donnerstag, 3. März 2022
7:77 Neues Schauspiel Leipzig
7:77 - SHOW
Sieben Minuten und siebenundsiebzig Sekunden Zeit auf der Bühne, um das Publikum wegzublasen. Stand-up Comedy, Tanz, Musik, Kleinkunst.
Von mir gibt's voraussichtlich Text in die Visage und ein Stück meines legendären Ausdruckstanzes.
Dienstag, 15. März 2022
20:00 Uhr
Neues Schauspiel Leipzig
Lützner Strasse 29
PS: Da die Buchmesse Leipzig leider zum dritten Mal in Folge abgesagt wurde, wird es von mir voraussichtlich auch keine Lesungen geben. "Leipzig liest" findet zwar statt, aber an halb so vielen Lokalitäten als normalerweise, die sich die üblichen Verdächtigen bereits reserviert haben.
Mittwoch, 23. Februar 2022
ALGORITHMEN FLUCH ODER SEGEN?
Im Rahmen der Ausstellung Planet Digital sind vier Filme zu sehen, die aufzeigen, wie Algorithmen dafür sorgen können, dass wir einen Job nicht bekommen, weil wir eine Frau sind oder Brillenträger oder unsere Hautfarbe nicht weiss ist. Dasselbe gilt für digitale Vorauswahlen durch Algorithmen beim Bewerbungsprozess. Menschen mit aussergewöhnlichen Lebensläufen, die nicht wirklich auswertbar sind, fallen so gerne durch die digitalen Maschen und werden gar nicht erst für eine weitere Bewerbungsrunde ausgewählt. Ein Auswahl-Programm per Video bewertet einen Lebenslauf /eine Person auch als geeigneter, wenn im Hintergrund ein Bücherregal steht oder der/die Kandidat/in die Helligkeit des Videos verändert. Kurzum: Vermutlich liefert das Tool überhaupt keine sinnvollen Ergebnisse
Online-Stelleninserate, z.B. auf Facebook, werden weltweit substanziell häufiger Männern als Frauen gezeigt, obwohl Frauen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit reagieren.
Zudem gelten Familien in armen Verhältnissen automatisch als gefährdender für das Kindeswohl, da es genügend auszuwertende Daten (z.B. am Sozialamt) über sie gibt, während der Algorithmus eventuell für wohlhabende Familien aufgrund mangelnder Daten keine Kindeswohlgefährdung erkennt.
Ähnliches gilt für Computerprogramme, die arbeitssuchende Personen in erfolgsversprechende, unterstützenswerte und hoffnungslose Fälle einteilen. Frauen generell, Frauen nach der Geburt, alleinerziehende Mütter, Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung oder gesundheitlichen Problemen oder jemand, der schon länger arbeitslos ist / länger nicht gearbeitet hat, werden schlechter bewertet und gelten so als nicht vermittlungsfähig, werden ergo als nicht unterstützenswürdig eingeteilt. Eine Abwärtsspirale, aus der die betreffende Person kaum mehr rauskommt. Je mehr Daten dieser Art über eine Person vorhanden sind, umso schlechter ihre Chancen, wieder einen Job zu bekommen. Diskriminierung aufgrund von Bewertungen via Algorithmen.
In den USA gibt es ein Programm, dass darüber entscheiden soll, welche Patient:innen Zugang zu einem Pflegeprogramm mit persönlicher Betreuung erhalten sollen. Wer hohe Kosten verursacht galt als bedürftiger als jener mit niedrigen Gesundheitskosten. Nicht bedacht wurde, dass people of color generell niedrigere Kosten verursachten als Weisse bei gleich schlechtem Gesundheitszustand. Das Programm teilte sie aber als weniger bedürftig ein.
Ähnliche Ungerechtigkeiten aufgrund zu weniger Daten oder falscher Schlussfolgerungen gab es bei Gesichtserkennungsprogrammen weltweit von Microsoft, IBM und Face++ : Bei Frauen mit dunkler Hautfarbe lagen die Fehlerraten zwischen 20.8 und 34.7%, bei jenen von Männern mit heller Hautfarbe bei 0.0 - 0.8%; zudem bei Video-Persönlichkeits-Profilen in Deutschland, bei der Aufdeckung von Sozialhilfebetrug in den Niederlanden, bei der Notenvergabe per Algorithmus im Vereinigten Königreich, bei der Bewertung von Gefangenen in der Schweiz und bei der Zuweisung von Geflüchteten in der Schweiz, den Niederlanden und Kanada.
Museum für Gestaltung Zürich
Tobia Urech, Anna Mätzener, AlgorithmWatch Schweiz Tristesse
Corinne Hartweck, Christoph Heitz, School of Engineering, ZHAW
www.susann-klossek.ch - Susann Klossek
Corona und die Folgen
Corona,
das war einst ein Bier
das
ab und zu ich gönnte mir
nun
wird es mich vielleicht vernichten
darauf
kann ich getrost verzichten
Sitz auf dem Sofa,
werde fett
die Epidermis sich
verschiebt
meine Visage, nicht
adrett
ein Glück, dass es
die Maske gibt
So muss ich nicht
die Fressen sehen
von denen, die
nicht impfen gehen
mit Aluhut, Globuli
pur
faseln sie was von
Diktatur
Die Dame in den
Wechseljahren
rauft sich empört
in ihren Haaren
Unfruchtbarkeit das
will sie nicht
zur Not geht sie auch
vor Gericht
Linke, rechte,
quere Lenker
leider drunter
wenig Denker
mit Kind, Kegel,
verzerrter Fresse
schrein sie
entrückt von Lügenpresse
Im Homeoffice wird unterdessen
nur noch gesoffen
und gefressen
wohl dem, der
keinen Partner hat
dem bleibt die Scheidung
glatt erspart
Testen, boostern,
demonstrieren
bis wir den Verstand
verlieren
die Waage warnt: Code
orange schon
das ist das Hängenlassens
Lohn
Fortan jogg ich nun
um den Weiher
das bringt nichts
mehr!, ruft froh der Geier
seine Freundin Fledermaus
weiss wies läuft, das
Spiel ist aus
Der Bundesrat oft
leise döste
so manch Problem
von selbst sich löste
mein Chip von Gates,
der funktioniert
hat für mich Telegramm
«abonnomiert»
Ihr hört’s, ich kann
schon nicht mehr sprechen
das Hirn nahm unabwendbar
Schaden
damit tun sich wohl
Leute rächen
vermutlich Erben
von Bin Laden
Und die Moral von
der Geschicht’
glaube dem Chinesen
nicht
auch nicht den Verschwörungsdeppen
alle woll’n sie
dich nur neppen
Drum impfet euch
und gebt was ab
an arme Länder
nicht zu knapp
das wäre mal ne
gute Tat
darauf ein Bier mit
Glyphosat!