Montag, 29. Oktober 2012

Tun und lassen



Ich bin seicht
Ich kratze an der Oberfläche
Die Quelle in mir
Wer wird sie zum Leben erwecken?
 
Ich bin abhängig von denen die ich hasse
Von denen die ich liebe
Von meinen Ängsten
Kämen die plötzlich abhanden
Müsste ich dem Leben begegnen

Ich versuche mein Bestes zu tun
Versuchen - es gibt nichts Schlimmeres
Entweder man tut es oder man tut es nicht

Samstag, 27. Oktober 2012

Letzte Tage in Negombo

 
Bild: Negombo, Ceylon


Auf den letzten Urlaubsfotos ist mir zum ersten Mal
Das Altern meines Gesichtes aufgefallen
Ich weiß nicht ob ich dieses Leben weiter so herumbringe
 
Nachdem du mich am Flughafen verabschiedet hattest
Versuchte ich eine Woche lang vergeblich
Mir dein Gesicht in Erinnerung zu rufen
 
Alles woran ich denken konnte war
Dass ich zu alt für dich bin
Und zu fett
Du bist so weit weg
Und wirst mich Geld kosten

Ich müsste etwas tun nur weiß ich nicht was
Wir könnten heiraten Kinder zeugen
So wie das der Rest der Menschheit tut
Ich würde dich gern lieben
Bin mir aber nicht sicher ob ich das kann

Irgendwie ging alles schief
In den letzten Tagen in Negombo
Und jetzt schreibst du mir jeden Tag
Dass du mich willst
Verwirrt sitze ich nächtelang am Balkon
Und versuche irgendeinen Sinn darin zu entdecken

Freitag, 26. Oktober 2012

Kaffee- und Kuchenterror





Jetzt versperrt mir ein Gutbürgerpaar mit einem
Rattenhaarschnitt
Die Sicht auf die nächste Betonwand
 
Sie essen zermanschte Fruchtwähen
Übertrieben vornehm mit Messer und Gabel (aus Plastik)
Ansonsten starren sie sich die meiste Zeit wortlos an
 
Sie sehen aus als seien sie derselben Retorte entschlüpft
Ihr Lächeln prallt an seinen Brillengläsern ab
Der Kuchen scheint die Frau zu ersticken
Vielleicht auch seine Anwesenheit
 
Ich kann mich nicht einmal dazu entschliessen
Nach Hause zu gehen
Warum auch?
Letztlich ist es egal wo man seine Zeit absitzt

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Latrinen


Begleitet von Zikadengesängen
Kehrte ich mein Innerstes
Nach Außen
Immer wieder
Ich kenn sie alle
Die Latrinen dieser Welt
China
Cuba
Burma
Kambodscha
Laos
Mexico
Thailand
Vietnam
An jedem Ort
Dieselbe
Verdammte
Scheiße
 

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Für Busen-Fetischisten

 
Da spricht der Liebhaber:
 
Der Busen einer Frau
Macht mich zur wilden Sau
Ob gross, ob klein, ob spitz ob platt
Titten hab ich niemals satt

Dienstag, 23. Oktober 2012

Joint Venture


 
 
Anbieter von Pilz-Apps fürs Smartphone zur Bestimmung von Pilzen und das Bundesamt für Gesundheit, das einen Dienst lancierte, über den man anonym ehemalige Sexpartner per SMS vor möglichen Geschlechtskrankheiten warnen kann, arbeiten ab sofort zusammen:
 
Die Pilz-App-zur Pilzbestimmung erkennt nicht nur Waldpilze!: Mit ihr kann man jetzt auch ein SMS versenden, in dem man die ehemalige Sexualpartnerin darauf hinweisen kann, dass sie sich eventuell einen (Scheiden)pilz eingefangen hat. Da bekommt der Begriff Eierschwamm gleich eine ganz neue Bedeutung.

Montag, 22. Oktober 2012

Das Ende der Welt




Das Ende der Welt naht
Oder der Anfang einer neuen
Ich stehe im zugigen Flur und warte
Dass sich eine Tür auftut
Aber ich kann mir nicht helfen
Immer wenn ich einen Raum betrete
Ist dort schon die totale Desillusionierung in Gange
Oder eine Techno-Party
Metrosexuelle auf "E" oder "C"
Die alles erleben
Außer sich selbst

Alle warten wir auf den Final Countdown
Oder die große Liebe
Doch außer ein paar Selbstmordattentaten
Passiert nichts

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Das Los des Künstlers



Nach einem Shopping-Exzess letzten Samstag, in dessen Verlauf ich innerhalb von 30 Minuten rund 500 Franken auf den Kopf kloppte, für Dinge, die ich nicht wirklich brauche, aber zumindest begehre, ereilte mich nach dem Erstehen einen Buches zum Thema Streetart die INSPIRATION.

Uhhh, dachte ich, selten kommt sie vorbei, noch seltener bleibt sie bei mir stehen, nix wie nach Hause und ran ans Werk. Mit Tüten beladen hetzte ich gen heimische Trutzburg, schloss wie eine Irre, die sich verfolgt fühlt, die Tür auf, liess alles fallen und dachte mir: Bloss nicht mich selbst fallen lassen, mach eine Bogen um die Couch, lass die Glotze aus, denn all das kann die Inspiration für den Tod nicht ab.

In irgendeiner Ecke fand ich dann auch den Karton mit den Malutensilien, hatte aber vergessen, dass ebendiese Kiste als Stütze für das labile Bücherregal fungierte. Das Regal kippte, die Bücher lagen auf dem Boden, aber egal, nicht schwach werden, nicht aufräumen. Die Kunst verlangt schliesslich ihre Opfer. Meine erste Eingebung für das Bild, noch auf dem Nachhauseweg, war: PINK. Ich hasse pink, schon als Kleinkind verweigerte ich mich rosafarbener Kleidung. Wieso mir also ausgerechnet pink vor meinem inneren Künstlerauge erschien, weiss wahrscheinlich nicht mal mein Therapeut. Der Spiegel fragte einst in einem Artikel: Wofür steht die Farbe Rosa? Für etwas Zartes, Sensibles, Lustvolles? Oder ist sie peinlich, kitschig, gar schweinisch? Egal. Rosa war die erste Eingebung, der man ja bekanntlich folgen soll.

Nur braucht man, um Rosa zu mischen, neben Rot auch Weiss. Für Pink sogar ein wenig Blau. Leider gabs in meiner Künstlerkiste kein Weiss. Glücklicherweise hatte ich kürzlich die Wand gestrichen und hatte noch ein paar halb eingetrocknete Reste rumstehen. So entstand oben zu sehendes Werk, bei dem ich nicht weiss, was es zu bedeuten hat. Wie kommt man auf die Idee, eine Frau mit einem Einkaufswagen abzubilden, in dem ein Kleinkind hockt, dass einer anderen Frau grün auf den Kopf kotzt? Und warum zum Teufel malt man kleine Jungs in Matrosenuniform, die andere Betrachter für skellettierte Käfer halten?

Ein Freund, dem ich das Bild am Ende des Tages zeigte, mimte den Kunstkritiker mit folgenden Worten: "Das Bild sieht aus wie die Tapete, über die Oscar Wilde auf seinem Sterbebett sagte, sie möge verschwinden, sonst tue er es."

Es ist nicht leicht ein Künstler sein zu wollen.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Begegnung im Morgengrauen



Heute ging's mir, ja ging's mir überhaupt irgendwie? Naja, jedenfalls besser als gestern. Bis, ja bis ich kurz vor Scheissdiewandan vor der Redaktion ankam. Kaum sind Wetterlage - 0 Grad, Sonne - und das innere Klima einigermassen stabil, kommt irgendein Depp, pardon eine Deppin (political correctness! I give a fuck on it) und versaut einem die eh nur sehr labile mittelgute Laune.
 
Heute morgen quetscht sich also so eine alte Schabrake vor mir zur Tür bei uns im Gebäude rein. Da die Tür schwer ist und die olle Schrapnelle offensichtlich zu schwach, halt ich sie ihr, grosszügig wie ich bin, auf. Sie dann: "DANKE!!!!". Ich gucke sie wohl etwas verwirrt an, da dieses Danke ganz hart und aggressiv und eher auffordernd rüberkommt. Ich glotze also wahrscheinlich leicht fragend und sie: "Das heisst danke, ich hab Ihnen die Tür aufgehalten, aber Manieren kann man ja nicht mehr erwarten heutzutage!" Ich noch verwirrter: "Gute Frau, ich dachte eigentlich, ich hätte Ihnen die Tür aufgehalten, aber danke für ihre nette Geste, das war dann wohl ein Missverständnis." Sie, SEHR giftig: "Is gut, lassen Sie mich, Sie unverschämte xxxx" (das letzte Wort verstehe ich nicht richtig, es klingt aber verdammt nach FUTZ).
 
 
Ich lasse ihr den Vortritt für den Lift, sie: "Geh'n Sie, ich weiss nicht, wo ich drücken muss". Ich: "Wo wollen Sie denn hin, vielleicht kann ich ja helfen?" Sie: "NEIN". Ich: "Dann eben nicht." Sie drückt den Knopf für den 2. Stock (totsicher falsch, sie sieht nicht aus, als wolle sie in eine IT-Bude oder einen Verlag). Ich: "Wollen Sie ins Konsulat?" Sie: "Ich wüsste nicht, was Sie das angeht, aber ja." Ich drücke 3. Stock für sie. Der Lift hält im 2. Stock, sie steigt aus, ich: "Hier muss ich raus, Sie müssen noch einen höher. Ich wünsche Ihnen, obwohl ich so unfreundlich bin, einen schönen Tag." Sie: "Sie mich auch."
 
Ich fragte mich, wieso ich so ruhig und nett blieb? Früher hätte das 57 Sitzungen bei meinem Therapeuten nach sich gezogen. Ein Freund riet mir, als er die Geschichte hörte, zu folgender Antwort: "Ich glaube, Sie brauchen einen Neger mit dickem Schwanz, der Sie gründlich, tief und lange durchfickt!"
 
 
Ich hoffe, sie wird im Fahrstuhl stecken bleiben und frühestens nach 24 Stunden gerettet (wenn überhaupt). Der gut ausgestattete schwarzafrikanische Mitbürger hingegen wäre nur Perlen vor die Säue. Interessenten können sich gern bei mir melden.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Brandherde



Viva la Vida
Bis der Nachthimmel in Flammen steht
Hörst du die Bomben deiner Retter
Sie geben dir die Freiheit
Um die du nicht gebeten hast
Nur ein toter Diktator ist ein guter Diktator
Doch danach brennt die Nacht nur in anderen Farben
Freude und Schmerz sind ein und dasselbe
Dein Verlangen nach Frieden wird nicht erhört werden
Verneige dich noch einmal vor deinem Gott
Auch wenn er gerade Besseres vor hat
Viva la Vida
Bis man es dir nimmt

Montag, 15. Oktober 2012

Herbstdepression

Maurers Reden


 
Maurers Vorbereitung auf seinen Kongo-Besuch?
 
Man kann nur hoffen, dass er nicht aus Versehen seine Rede zum Rütlischiessen auch vor den Kindersoldaten hält.
 
Hier zwei Ausschnitte:
"...nur ein freies Volk trägt Waffen..."
"...Wir Schweizer sind nicht nur Schützen, sondern auch Milizsoldaten..."

Präpositionen


 
Armee rüstet sich für Unruhen in Europa: Dummheit eines Journalisten oder ist die Schweiz doch nicht so neutral und friedliebend, wie sie immer tut?

Sonntag, 14. Oktober 2012

Römische Nacht


(Vierströmebrunnen, Piazza Navone, Rom)
 
Auf der Piazza Navone
Baute sich A. - man hatte ihn vorübergehend zum Führer auserkoren -
Seine zweite große Tüte
Als sich Nil, Ganges, Rio de la Plata und Donau vereinten
Fühlte sich M. leicht erleuchtet
Michelangelo schnitt währenddessen
Sehnen fein säuberlich aus einem Oberschenkel
Ab und an bogen wir falsch ab
Im Großen und Ganzen aber
Liefen wir so rum
In einem Haus eierten ein Dutzend Äthiopierinnen
Unter ihren Trockenhauben herum
Die Ethik entscheidet über die Moral der Religion
(oder umgekehrt)
Sagte A. süffisant grinsend
Und M. kippte rücklings aus dem Designersessel
Frau Dr. K. schrieb alles akribisch auf
Und spülte die Nacht
Mit einem warmen Wodka runter

Freitag, 12. Oktober 2012

Dieter und Du


 
Die Entscheidungsfindung
Aufzustehen oder nicht
Dauerte 30 Minuten
Ich entschied mich dann doch
Für die Pflicht
Ich Weichei
 
Später in der Badewanne
Lese ich den Bohlenweg
Während eine braune Muskellockerungs-Brühe
Meine fetten Hüften umschwemmt
Mein Gott, wie tief kann man sinken?
„Selbst der härteste Winter hat Angst vor dem Frühling“, sagt Dieter
„In der Badewanne muss man sinken“, sagst du
Das sind zwei nützliche Informationen
Ich tauche unter
Nicht weg
Und im März wieder auf

 

 

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Motivationslos?

 
Setzen Sie sich Ziele oder setzen Sie sich zur Ruhe. Wer Ziele hat, weiss wenigstens was er verfehlt. Ohne einen gewissen Druck läuft nichts, das sollte Ihnen ja bereits von Ihrem Verdauungssystem bekannt sein.

Montag, 8. Oktober 2012

Steinbrück? Nein danke!

Reaktionen aus der Schweiz zur Kanzlerkandidatur von Peer Steinbrück, der Helvetien ja bekanntlich vor zwei Jahren mit der Kavallerie drohte.


 
Diego Cortesi (50, Mitte): «Entweder der Steinbrück oder wir. Für beide ist hier kein Platz.»
Foto : Giancarlo Cattaneo  - geklaut von Blick.ch

Sonntag, 7. Oktober 2012

Ende


(Regenbogen in Thalwil, 14. Dezember 2011)


Der Regen klatschte fast fröhlich
Auf den Asphalt
Als wolle er ein Exempel statuieren

Wie ein unerfreulicher Farbtupfer
Standest du auf dem Platz
Menschenleer und nass

Du warst nur noch ein Gebet
Dessen Zeilen
Mir schon lange entfallen waren

Über uns der Regenbogen