Letzten Freitag musste ich mir
im Rahmen meines Schauspielkurses eine Tanzperformance zu Gemüte führen.
Angekündigt wurde das Spektakel folgendermassen: Merkwürdige Alienzwerge, coole Jungs, Zauberer,
geschlechtslose Körper, Tiere oder Alchemisten? Die Verwandlungskünstler und
Tänzer entführen uns auf einen Trip in unser Unterbewusstsein, in dem primitive
und intuitive Körperverformungen archaische Erinnerungen wach werden lassen.
Das machte schon ein bisschen Angst, ließ aber auch
Vorfreude und frohe Erwartungen aufkommen. Zu sehen bekamen wir dann allerdings,
ich bin nicht in der Lage, es exakt in Worten wiederzugeben. Tanz war es schon
mal nicht. Nicht mal im weitesten Sinne. Und meine ohnehin schon ausgeprägte
Gabe zur Flexibilität ist wirklich sehr dehnbar. Nennen wir es Bodyperformance
zweier einigermaßen gut erhaltener, trainierter Männerkörper, die sich
vorzüglich im Griff hatten.
Nicht ganz unter Kontrolle hatten sie
wahrscheinlich ihr Hirn, als sie das Stück erarbeiteten. Der erste Teil ließe
sich in etwa mit: Zwei verhaltensgestörte Nacktmulle versuchen sich im Keller
von Josef Fritzl an extraterrestrischen Leibesübungen umschreiben. Man denke sich dazu
Licht- und Soundexperimente, die zwar durchaus interessant waren, alles in
allem aber jedem Suizidwilligen ein frohes Go!
geben. Man wünschte sich unweigerlich einen Stromausfall daher.
Wenigstens sind die Nacktmulle bekleidet,
dachte ich noch, doch da legten sie ihre Hüllen, die an Raumanzüge von
Hundewelpen, die Werwolfgeräusche von sich geben, erinnerten, leider auch
schon ab. Und dummerweise auch die transenartigen Rattenfressenmasken mit
Glitzerbeschlag, sodass ihre bärtigen, verwitterten Realitätsvisagen zum
Vorschein kamen.
Es folgten ein semi-interessanter, akustisch schwer
verständlicher Vortrag in Englisch zum Thema Energieübertragung, ein zittriger
Nackttanz, währenddessen sich der Soundmeister, ein unattraktiver Asiate, eine
Kopulation mit dem Mikro gönnte und ein abruptes, viel zu spätes Ende.
Auch wenn es einige lichte, amüsante Augenblicke gab, die eine
Hälfte der Audienz verließ den Saal bereits während der Performance. Die andere spendete unter Bravo-Rufen euphorisch Applaus. Es stellte sich die
Frage, wer hier verrückt war. Die Performer, klar, das stand außer Frage. Ich
meine ich oder die anderen Zuschauer? Alles schon tausend Mal gesehen auf New
Yorker Off-Off-Bühnen, in Amsterdamer Hafenfreilichttheatern, Berliner
Hinterhof-Kaschemmen-Kleinkunstbühnen. Schon tausend Mal gesehen. Auch besser. Zwischendurch
überkam mich immer wieder spontan ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom-Anfall,
weil Szenen einfach unendlich in die Länge gezogen wurden, wohl in der
Hoffnung, der Zuschauer möge kapitulieren.
Welch‘ banalen Schmarrn unter
dem Deckmantel angeblicher Genialität muss sich der gemeine Theaterbesucher
eigentlich bieten lassen? Nimmt mit zunehmendem Alter der Anspruch so
dermassen zu oder stellt sich einfach nur guter Geschmack ein? Ein gelungenes Stück, das wohlig
zwischen irdisch und außerirdisch schwankt, schrieb die NZZ. Unterirdisch würde es besser treffen. Alles in allem war es nicht stringent. Durchführung
durch die Performer gut, Gesamtkonzept durchgefallen.