Donnerstag, 18. Oktober 2018

schmatz. DIE ENTSCHEIDUNG



schmatz. DIE ENTSCHEIDUNG
Der schwule Männerchor Zürich nimmt den Zuschauer auf eine musikalische Reise angefangen vom rätoromanischen Volkslied, weiter durch Afrika, USA, England bis nach Frankreich und Skandinavien. Gospel, Klassik, Modernes, Verrücktes.

Susann Klossek in der Rolle der osteuropäischen Moderatoren-Matrone. 

THEATER RIGIBLICK
Premiere 27.10. 2018 20 Uhr
Weitere Vorstellungen: 28.10. (17 Uhr) / 2./3.11. / 24.11. / 29.11. / 1.12.

Vorverkauf 55 Franken via Theater Rigiblick

Samstag, 13. Oktober 2018

Träume




Gestern
Nacht im Traum 
hat sich deine Frau von dir getrennt
ohne dich zu fragen
hat sie einen Job
in einem Land namens Brüsselien angenommen
und hat dich sitzenlassen
leicht benommen standest du vor mir
in einem weißen Hemd
dein Blick unschuldig und zugleich zerrissen
Dann bin ich ja jetzt frei für dich
sagtest du und hast meine Schulter geküsst
leichtes Entsetzen machte sich in mir breit
ich wusste nichts darauf zu antworten

(entstanden auf einer Borneoreise für ein bisher unveröffentlichtes Buch; Foto: Der Aufkleber klebte an einer Wurzel mitten im Regenwald von Borneo)

Montag, 8. Oktober 2018

Allein unter Chinesen


Allein
unter Chinesen
der Mount Kinabalu
lacht hinter seinem Nebelschleier
R. kapitulierte am ersten Stopp
zog sich zurück ins Basislager
patrouilliert von einem Police Officer
als sei er der Kaiser von China
auf dem Weg in die Verbotene Stadt
*
der Chinesenführer faselt sich das Spitzmäulchen fusselig
auf seinem Shirt steht Fun Boss
witzig ist das nicht
mein Führer ist tätowiert und metallbestückt
als käme er gerade aus dem Arbeitslager Masanija
unter Mao wäre er exekutiert worden
sein Name ist Ding Ding
und vielleicht ist das ja Mandarin für Sing Sing
aber eigentlich steht Ding für Piercing
konsequenterweise müsste er also Ding Ding Ding Ding Ding heißen
die Dunkelziffer außer Acht gelassen
sein Basic English
klingt wie thailändisch von einem Sprachbehinderten
*
Hong Kong und Taiwan
aus Sitzreihe 6
kotzen unterdessen in braune Plastiktütchen
der Berg scheint Monde entfernt
und noch elf Stunden
auf dem Schaukelschlachtschiff
das sich über Buckelpisten in die Höhe wackelt
und beängstigend nah am Abgrund schwankt
für die Umkehr ist es längst zu spät
R. wollte was unternehmen
und jetzt sitze ich allein unter Chinesen
die die Weltherrschaft schon längst an sich gerissen haben
die Funktion von Führer 3 bleibt unklar
er frisst und grinst und gähnt und schläft
vielleicht der von Peking entsandte Parteifunktionär
damit alles einigermassen auf Linie bleibt
*
irgendwo unterwegs wollen alle Fotos von mir machen
und schenken mir Miniaturbananen
als sei ich ein Äffchen
dass es bei Laune zu halten gilt
seit sie meinen Namen kennen
habe ich das Gefühl
alle reden über mich
im Bus läuft ein Prügelfilm mit James Franco
der sich durch Mangrovenhaine kämpft
die Audienz pennt
und ich bete, dass der Fahrer die Schlucht verfehlt
im ausgebrannten Bus befand sich neben 35 Chinesen auch eine Deutsch-Schweizerin
dann hätte ich endlich mein Alleinstellungsmerkmal
aber hinterm Jordan interessiert das wohl wenig
alle sorgen sich um meinen Ehemann
den zurückgelassenen
der olle Deserteur
aber sie sorgten sich besser mal um mich
oder sich selbst
wenn ich in Kürze ausraste
die überraschende Intervention der Südwesteuropäerin
*
auf einer Milchkuhfarm
berichtet mir Ding Dong
von seinen Erlebnissen mit thailändischen Ladyboys
und ich überlege, ihm auch meine zu erzählen
lass es aber besser
denn die fünf Lesben aus Taipei
docken gerade vorsichtig an
Li Lin ist Vegetarierin
mehr lässt sie mich nicht wissen
mehr is' vielleicht auch nicht
und die Familie aus Hongkong
referiert über die Ernährung von Koalabären
Frau Ho war mal bei der UBS Zürich angestellt
und Schweizerdeutsch sei ja no language
sagt die mit der Katzensprache
ich krieg Sodbrennen
mi hau, xièn xíèn
und noch acht Stunden bis Buffalo
*
überall sind die Vorhänge zu
ich kann den Abgrund nicht mehr sehen
was es nicht unbedingt besser macht
katholische Schulen am Wegesrand
Kinder beten schon mal das Vaterunser
der Regen hat sich verzogen
mein Arschfleisch ebenso
unerbittlich rücken wir dem Endziel entgegen
der Berg, der am Morgen noch so nah zu sein schien
Dingeldingdong zählt die Schäfchen
noch sind sie vollzählig
schon längst ist keiner mehr angeschnallt
wenn wir verunfallen
dann bitte richtig
ich glaube ich werde blind
kann aber auch an der Scheibe liegen
draußen flimmert die Mittagshitze
drinnen riechts ein bisschen nach Hund süßsauer
Dongding sei zu 43 Prozent local und 62 Prozent Chinese
und ich überlege wie das geht
komme aber zu keinem Ergebnis
ich widerspreche aber nicht
mit einem 105-Prozentigen mit spitzen Gegenständen im Gesicht
legt man sich besser nicht an
beim Lunch stopfen die sich am meisten
die vorher gekotzt haben
die kleinen Pekingentchen
es muss ja nachgelegt werden
fürs nächste Tütchen
*
Dingelchen jagt mich bergauf
über bedrohlich schwankende Hängebrücken
die über klaffende Tiefen, Täler und Schluchten baumeln
die Chinesencrew weit abgehängt
noch am verdauen
und ich bin kurz vorm Kollaps
You look healthy sagt er frohlockend
und springt wie ein Reh übers Brückchen
knallrot und triefend trifft es besser
im Eisteich meine ich zu dampfen
vielleicht sind’s auch die heißen Quellen
am Rand traurige Damen im Ganzkörperkopftuch
entsetzt schaun sie der drallen Halbnackten beim Planschen zu
während ihren Muselmanengatten die Zungen auf die Fliesen klatschen
*
ich hatte seit 5 Jahren keine Freundin mehr jammert Dongelding
ich empfehle Metallminimierung in der Visage
trägst du keine Unterwäsche? fragt er dann
das hat er richtig erkannt
wird ihm aber auch nichts nutzen
dann bricht ein Wolkenbruch aus
der mir grade recht kommt
und alle doofen Fragen wegschwemmt
nach 10 Stunden
endlich der verfickte Berg
gefühlte 12 Grad
und Regen überm rosa Schirmchen
ich genehmige mir ein Heißgetränk
ich
zwei Dutzend Chinesen
und der Berg
er ist wolkenverhangen

(Der Text entstand auf einem Trip zum Mount Kinabalu in Borneo und ist Bestandteil eines noch unveröffentlichten Buches über Reisen nach Ungarn, Indien, Sansibar, Guatemala und Borneo) 

Mittwoch, 3. Oktober 2018

VORANKÜNDIGUNG


Liebe Kunstinteressierte, Buchliebhaber, Freunde, Bekannte, Verwandte und Kollegen.

Damit Ihr Euch alle die Termine vormerken könnt, hier lange vorab schon mal eine kleine Vorankündigung.

Es gibt unter dem Titel

THE SECRET LIFE OF PLANTS

eine Ausstellung meiner Bilder

vom 17.-30. April 2019

in der

GALERIE AM LINDENHOF

mitten in Zürich

Vernissage Mittwoch, 17. April 2019, 18:00 Uhr

am Freitag, 26. April veranstalte ich in der Galerie um

18:00 Uhr zudem eine

Buchvernissage und Lesung

mit Texten von meinen drei neuen Büchern, wovon

mindestens eins dann veröffentlicht sein wird. 

Einladungen folgen später. Ich freue mich jetzt schon auf

zahlreiches Erscheinen.

Herzlich,
Susann

Der neue DreckSack ist da

LIEBE FREUNDE, LESER UND KRITIKER,
SOEBEN IST UNSERE OKTOBER-SONDERAUSGABE ERSCHIENEN!

Die beteiligten Autoren sind diesmal: Eric Ahrens, Michael Arenz, Jörn Birkholz, Christoph Danne, Lutz Heyler, Werner Kiontke, Susann Klossek, Philipp Koch, Gerhard Köpf, Benedikt Maria Kramer, Jürgen Landt, Sven Lawicki, Matthias Merkelbach, Thomas Meyer-Falk, Alexander Pfeiffer, Lord Arthur Ponsonby, Franka Silberstein, Erik Steffen, Peter Wawerzinek, New Yok, Clara Zetkin 
 
Und hier die Fotografen dieser Ausgabe: Eric Ahrens, Wolfgang Berends, Ulrich Bergmann, Birgit Buchholz, Michael Dressel, Stefan Ehlich, Bernhard Freutel, Duri Galler, Frank Göhre, Benjamin Graber, Christoph Grün, Franziska Hauser, Golo Hawlitzki, Jörg Herbig, Lisa Jäkel, Jürgen Landt, Boris Kerenski, Katja Kullmann, Matthias Merkelbach, Markus Andreas Müller, Kevin Meyer, Andreas Poppmann, Markus Prem, Helmut Schida, Franka Silberstein, Titus Vogel, Claire Walka, Peter Wawerzinek, Johannes Witek, Daniela Maria Ziegler
 
Die ausgelobten Jahresabos gehen an: Franka Silberstein (Berlin), Lisa Jäckel (Magdeburg) und Christoph Grün (Wuppertal) – Wir gratulieren!

Der DreckSack ist ab sofort hier bestellbar:
www.edition-luekk-noesens.de/shop/drecksack
 
Wer mehr über den DreckSack und seinen Herausgeber Florian Günther erfahren will, findet hier einen kürzlich erschienenen Zeitungsartikel von Andreas Hergeht: http://www.taz.de/!5525411/
 
Zur Release-Lesung am 23. Oktober 2018, um 19.30 Uhr im Baiz:
Auf Grund des plötzlichen Todes unseres Unterstützers und Freundes Klaus Zawieja (Goldener Hahn) zieht der DreckSack (vorübergehend) um und verlegt sein Hauptquartier von Kreuzberg wieder in den Osten, wo ihm das Baiz Asyl gewährt. Wer die Autoren der Lesung sind, wird rechtzeitig gemailt, bzw. hier bekanntgegeben: www.facebook.com/drecksackberlin und www.baiz.info/programm
 
Weitere Infos:
www.edition-luekk-noesens.de/drecksack
www.facebook.com/drecksackberlin