Amazon hat mir heute PFERDE WETTEN NICHT AUF MENSCHEN vorgeschlagen. In der Tat ein fantastisches Buch. Ich kann es jedem nur empfehlen. Wenn ich es nicht geschrieben hätte, würde ich es glatt kaufen.
Hier ein paar Leseproben daraus.
ich steig jetzt auf eines
dieser Segelboote
und steche in See
Richtung Lustland
oder nach Leckmichhausen
egal, Hauptsache weg
raus aus der Mittelmäßigkeit
und Feigheit
die Tage des Zögerns sind ein für allemal vorbei
was ist an VERNUNFT BEGABT?
Pferde wetten nicht auf Menschen
fragt euch mal warum!
manchmal muss man einfach
abhaun
damit überhaupt was
weitergeht
damit Stillstand nicht
plötzlich ins
Rückwärtskriechen übergeht
es richtet sich gut ein
im eigenen Mief
am Anfang stinkt’s noch ein
bisschen
und am Ende denkst du, du
badest in Rosenwasser
Die einzig
richtige Richtung ist eine neue Richtung!
ANGST haben ist ab
sofort eine STRAFTAT!
I take a picture of myself
und denke: schön!
einfach schön!
ich würd’ mich vögeln wollen
Fahnen flattern spöttisch im
Wind
ein Rentner hat seine Hose
auf Halbmast
KREISVERKEHR
aus dem wir nicht mehr
rauskommen
jeder Tag mehr
ist auch ein Tag weniger
das vergessen wir viel zu
gern
wenn wir meinen, es ginge
ewig so weiter
das kann man sehen, wie man
will
für die einen kann die Reise
nicht lang genug sein
während die anderen insgeheim
hoffen,
sie möge doch um Himmels
willen ein Ende finden
auf den Himmel zu hoffen,
bringt meines Erachtens nichts
wieso es doch so viele da
draußen tun
wird mir immer ein Rätsel
bleiben
das Leben – das größte Rätsel
aller Zeiten
UNLÖSBAR
das hat uns nur keiner
gesagt, als wir den Anmeldeschein ausgefüllt haben
womöglich hat alles einen
tiefen Sinn
auch die einfache Konzeption
unserer Hirne, die,
könnten sie den Sinn, der
allem zu Grunde liegt, fassen
in tausend Sonnen explodieren würden
wir tun das, was wir können: NIX
Schlagzeile des Tages
SINGLES
TREIBEN DIE MIETEN IN DIE HÖHE
die Juden
die Schwulen
die Neger
die Ausländer
die Frauen
die Sozialschmarotzer
die Dicken
die Ossis
die Prostituierten
die Raucher
die Besserverdiener
die Ungläubigen
die Autofahrer
die Kinderlosen
die Singles
alle SCHULD was kommt
als Nächstes?
und vor wem man sich wirklich
in Acht nehmen sollte:
Versicherungsvertretern
freilaufenden Nilpferden
Telefonverkäufern
Verkäufern von Telefonen
Verkäufern an sich
Frauen mit Louis Vuitton
Taschen
Männern mit Oberlippenbart
Briefmarkensammlern
Gartenzwergfetischisten
Kampfhunddompteuren
Homophoben
Leuten, die mit Nazis
schlafen
Widerkäuern
Schaumschlägern
Hobbypsychologen
Scientologen
Katzen, die sich vegan
ernähren
Partnerschaftsvermittlern
parteitreuen Chinesen
Kugelfisch-Köchen
Angstschürern
Drückebergern
Mit-dem-Strom-Schwimmern
psychopatischen CEOs
also CEOs
Arschkriechern
Rückwärtsdenkern
Religionsfanatikern
Weight Watchern
Kostverächtern
Pfennigfuchsern
Management-Coaches
Guantanamo-Betreibern
Kim Jong-un
Inzestlern
Schafen im Wolfspelz
Denunzianten
Typen mit Filzläusen
Drehtüröffnern
Flugzeugträgern
Hosenträgerträgern
Finanzjongleuren
Clownschulschülern
Waschküchenbewachern
CIA-Mitarbeitern
MIR
am Abend herrscht
Kriegszustand
der letzte Krümel
kümmerlicher Contenance
geht endgültig verloren
Übernahmeschlachten um rosa
Brei
und lilafarbenes Speiseeis
Verdrängungs- und
Ellbogenkämpfe
um Tiramisu und Schwarzwälder
Kirschtorte
so muss es im Vorraum zur
Hölle zugehen
wer zaudert, hat verloren
wird unwiderruflich
zurückgedrängt
hinter die Feindeslinie
verliert an Territorium
das nicht zurückeroberbar
scheint
Teller gehen zu Bruch
Kinder kreischen
speckige Süßkramfinger
patschen nach Cremétörtchen und
zermantschtem Schokokuchen
Massaker am Dessert-Buffet
das Volk außer Rand und Band
ist nicht mehr zu halten
stürzt sich auf alles
was nicht niet- und nagelfest
ist
und sei es die Dekoration
alles wird gefressen
Matronen im Zuckerrausch
Kolosse von Männern
die aus den Vollen schöpfen
Apfelstrudel-Gefechte und
Crème brûlée-Scharmützel
Blitzkrieg um Vanillepudding
hier wird SCHLAGsahne ihrem
Namen gerecht
das Personal beobachtet
entsetzt
aus sicherer Entfernung den
Kriegsschauplatz
greift nur im äußersten
Notfall ein
stellt Wet-Floor-Schilder auf
die im nächsten Moment
weggetreten werden
Damen mit aufgetürmten
Frisuren und Tellern
schlüpfen in
Plastikpantöffelchen aus
holen sich eine Zerrung beim
Versuch
das letzte Stück
Wackelpudding zu ergattern
sehen sie nicht, dass sie
selbst schon genug davon haben
auf den Hüften
die dem Feind in die Seite
gerammt werden
als gelte es das Morgenland
zu verteidigen
bei der Eierspeise mit Kirschkompott
dann die
Entscheidungsschlacht
Russland gegen die Türken
(der Bulgare sieht’s mit
Spannung)
der Osmane ein Deut zu
langsam
Sisha-benebelt verpasst er
den finalen Schlag
geht zu Boden
die letzte Kirsche landet in
Putins Näpfchen
Schluss
aus
der Sieg dem Zaren
Rückzug für den Muselmann
aus
vorbei
HEUREKA!
und der Matsch is’ gegessen
der Sommer war ins Land
gezogen
heftig und unverhofft
wie der Besuch der Schwiegermutter
und ich war die ganzen acht
Tage dabei
und jetzt?
noch im August beginnt es zu
herbsteln
vor Ort verschmiertes Grau
Baukräne
die wie Schiffstakelagen in
den Spätsommerhimmel ragen
der Sommer verpisst sich
viel zu früh
wie die Vögel
die schon wieder am Packen sind
alle verkrümeln sich aufs
Land
zu den Olivenhainen
und schwer behangenen
Weinbergen
unter die Sonne Italiens oder
Südfrankreichs
Lavendelfelder und
la dolce vita
und ich
ich laufe Marathon
auf der nächsten Durststrecke
wieder on the road
der Zug schwankt mehr
als dass er fährt
vorbei an Lärmschutzmauern
über denen ein nebliger
Himmel wabert
halb vergessene Käffer und
Industriebrachland
im Zug sitzt man heute im
RUHE! ABTEIL
die Fahrkarte steckt im
iPhone
und der Mann vom fahrenden
Kiosk
kredenzt Cappuccino
ich starre in die ÖDNIS wo einst WILDNIS war
Kerouac hat sich das
alles anders vorgestellt
die Turmuhr schlägt halb 12
zwei Männer mit Bärten
betreten das Abteil
platzieren eine schwarze
Tasche zwischen den Sitzen
die Blicke der anderen sagen:
TERRORVERDACHT
!!!
heutzutage weißt du nie, ob
dein Nachbar ein
Schläfer
von der CIA
oder ein normaler Bürger ist
jeder steht unter Generalverdacht
in einem Garten ein
Bananenbaum
trotzig streckt er seine zerfledderten
Blätter
dem Wind entgegen
er passt in dieses Klima
wie ein Schwarzer in eine
Ku-Klux-Klan-Versammlung
Kinder stehen winkend an Schranken
Spießbürgersiedlungen und
Herbstwälder gleiten vorbei
auf dem Fahrplan steht: DIE SCHWEIZ
RUFT
von mir aus
soll sie rufen
wir müssen ja nicht antworten
Kinder plärren
ein Hund wedelt mit dem
Schwanz
als erwarte er jeden
Augenblick eine freudige Überraschung
am Bahnsteig steht eine
70-jährige Barbie
sie hebt den Arm zum
Winkekatzengruß
dem Jugendwahn verfallen
beweist sie fast schon
MUT ZUR HÄSSLICHKEIT
eine Mutter aus der Gruppe
Ganzspätgebärende
unterweist ihre Sprösslinge
in der Kunst des gestelzten Daherschwafelns
Merle und Cornelius tragen es
mit Fassung
und sauertöpfischem
Gesichtsausdruck
er malt *Indianer vor dem
Krieg*
ohne Kriegsbemalung
Berlin die Rotzige
Stadt des Pleitegeiers
und der Freiheit
Straßenstrich und Pommesbuden
Hunde, die auf den Gehweg
kacken
Kunst
Kultur und
Hartz IV
der Stricher ums Eck
verdreckte U-Bahn-Stationen
in denen es beißend nach
Urinat riecht
das Volk pisst
auf Euch
und die Sonne
geht im Westen auf
Penner und Currywurst
Mauerbruch
Regierungssitz und
Ausverkauf
türkische Gemüsehändler
und pampige Kellnerinnen
mit zu kurzen Röcken und
versifften Schürzen
Latte macchiato-Mütter
Schwabeninvasion in
Prenzlberg
Kreuzberger Nächte sind lang
Café Kranzler-Tanten
der Fernsehturm im
Industriedunst
Wannsee und Tiergarten und
die Kinder vom
Bahnhof Zoo
in die Jahre gekommen oder
TOT
all das einer Großstadt
würdig
mit all dem Abtrünnigen und
Dreck und
Hoffnung
und Liebe
*Wie muss ich mir denn Frau
M. nun vorstellen?*, fragt Herr C.
*Es is, wie wenn se dir den
janzen Tach vonner Eiche erzählen
und du stellst dir och ne
Eiche vor
und wenn de se dann siehst
sieht’se och wie ne Eiche aus*
*Der Goldene
Hahn* ist
okkupiert von den Trinkern der Stadt
hier geh’n die Leute vor die
Tür um NICHT
zu
rauchen
GÄSTE, DIE
TRINKEN
UM ZU VERGESSEN
WERDEN GEBETEN
VORHER ZU
BEZAHLEN
Pablo geht zum Automaten
und erlegt eine Rumänin
Blowjob auf der Durchreise
Frau M. sagt, sie sei die Vierfaltigkeit
es fällt ihr schwer mit der Maske zu essen
*hier wird nicht gekifft*,
sagt der Techniker
während er sich eine
Riesentüte bastelt
mir tropft die Dönersoße ins
Dekolleté
*ick liebe intelligente
Frauen*
sagt der Mann mit dem halben
Bart
(da hab ich ja nochmal Glück
gehabt
dass ich nicht intelligent
bin)
F. ist betrunken
P. ist betrunken
K. ist sturzbetrunken
mein Gott, wer hat bloß
all den Alkohol hergestellt?
Frau M. ist ausnahmsweise mal
nüchtern
(kommt gar nicht gut)
*Mögense lieber Gemüse- oder
normalen Döner?*, fragte der Taxifahrer
*Is mir egal. Hauptsache
keinen auf der Jacke*,
sagte ich und kratzte mir die Soße vom Reverse
in Honolulu traf ich übrigens
Elvis
wo wir beide zufällig
unter derselben Palme
Schatten suchten
wir schrieben den 9. November
57
der King stand kurz vor
seinem
allerersten Konzert auf
Hawaii
Allen Ginsberg hatte gerade
*Howl* rausgebracht
und ich fragte Elvis
was er von den Beatniks halte
er schien irritiert
weil ich über einen minderattraktiven Dichterschnösel
reden wollte
anstatt dem König die
Aufwartung zu machen
*Beat find’ ich gut*, sagte
Elvis
*Aber diese drogenkonsumierenden
Schwuchteln, ich weiß nicht recht. Ich bin da etwas konservativ.*
das erstaunte mich jetzt doch
hatte sich doch Elvis
mit seinem Hüftschwung
auch in einem gewissen
obszönen Rhythmus
in die Gesellschaft geshaked
und gegen Drogen hatte er
bekannterweise auch nichts
einzuwenden
doch bevor ich etwas
entgegnen konnte
war er auch schon wieder so
schnell verschwunden
wie eine Fata Morgana
auftaucht
das Konzert war grandios
er eröffnete es mit
*Heartbreak Hotel*
und beendete es mit *Nothing
but a hound dog*
die Girls kreischten
und fielen in Ohnmacht
ich war paralysiert
nach dem Konzert traf ich ihn
zufällig wieder
als die Wirkung der sechs
Blue Hawaii-Drinks nachließ
bemerkte ich
dass ich eigentlich die ganze
Zeit
mit Darren Lee gesprochen hatte
einem Elvis-Imitator
aus Kanada!
immerhin der Memphis World
Elvis Competition Sieger
er sah aus wie der King
und er sang auch so
und als er meine Hand
berührte
geriet ich ein bisschen in
Ekstase
innerlich
ich erwog
ihm meinen Zimmerschlüssel
für ein gepflegtes Nümmerchen
zuzuschieben
dann erwähnte er seine Frau
*and the two years old twins*
die Stimmung war im Eimer
ich erzählte ihm
dass ich an einem Artikel
über die Beat-Generation
schriebe und fragte
was er davon halte
*Beat find’ ich gut*, sagte
der falsche Elvis
*Sonst … na ja … aber hat mir
die Frage heute nicht schon mal jemand gestellt?*
er schien verwirrt
von mir ganz zu schweigen
*It’s now or never …*
stimmte er noch an
aber er hatte seine Chance verspielt
am Samstag ging ich auf die
Rennbahn
ich setzte auf Sieg und Platz
und im Großen und Ganzen auf
lahme Gäule
klar dass ich verlor
ich bin keine Spielernatur
ich hatte keine Ahnung von
Pferden
genauso wenig vom Schreiben
sich mit einem Flachmann in
der Tasche
auf einer zugigen Tribüne
herumzutreiben
machte noch keinen Bukowski
aus mir
*Was halten Sie von Cross my
Shadow?*
fragte ein leicht
verwitterter Alter
*Kein taktklarer Gang, sollte
disqualifiziert werden*
sagte ich und nahm einen
Schluck aus der Pulle
*Finden Sie?*
*Yeap*, sagte ich und zerknüllte meinen Wettzettel
New York die
Unkaputtbare
crispy Himmel überm
Washington Square
im klaren Licht kommen Träume
angeritten
greifbar
real
als seist du endlich an einem
Ziel
das du gar nicht angesteuert
hattest
du verfehlst sie, knapp, klar
sie galoppieren vorbei
ein Stück Hoffnung mit sich
reißend
weil du unentschlossen warst
gezögert hast
das Leben ist eine
Off-Off-Broadway-Show
und du nur die Zweitbesetzung
leise und launisch kommt die
Nacht
durch deinen Kopf schießt die
Farbe Blau
Träume gehüllt in Seidenroben
ein Zimmer, dessen Wände dich mit gelben Zähnen angrinsen
die Heizung rattert den Sound
dazu
unstet
ein bisschen neben dem Takt
unerbittlich
während der Wind durch die
Ritzen zieht
und an deinen freigelegten
Hüften eine unvollzogene Erinnerung hinterlässt
deine Hand auf meinem Hintern
während du dir jenen des
Liftboys vorstellst
der Himmel beginnt zu summen
auf den glänzenden Straßen
tanzen stumme Heere
der Sturm kommt die enge
Wendeltreppe rauf
fiebrig hockst du auf Kohlen
gleitest auf Nebeln dahin
als paddelte weißes Puder
durch dein Blut
es gibt nichts mehr zu
leugnen
diese Stadt
ein Lebensgefühl
formvollendet
und schön wie einsames
Frühlingserwachen
immer und immer wieder
diese Stadt ist auf meiner Seite
die italienischen Männer
selbstverliebte Machos
die ein Leben lang
an Mutters Rockzipfel hängen
und mit 30 Speck ansetzen
diese Männer haben durchaus
was für sich
durchaus was an sich
einer Frau etwas vorgaukeln
können sie
erst ein Gelati
dann Fellatio
dass man am Ende
an die eigene Weiblichkeit
und
ihre absolute Schönheit
glaubt
UNA RAGAZZA REALE
UNA DONNA FATALE
und auch wenn man es besser
wüsste
keck mal JA sagt
notti italiane
das Kleid rutscht einen Deut
zu weit nach oben
Vino Rossi tropft zwischen
die Brüste
die wie die Erde beben
im Pre-Vulkanausbruch-Zustand
eine Leguanzunge leckt
trocken
später feucht
er hält mehr
als er verspricht
ich bin eine Kugel Gelati
die langsam dahinschmilzt
zerläuft
sich von sich selbst
entfremdet
und im hysterischen Moment
eines neuen Aggregatzustandes
klebrig-süß
im Schlund des Cavaliere
ihr Ende findet
und die Zeit, sie rast
im Intercity-Tempo
im Neigezug
nur der Italiener
der lässt sich Zeit
und Alitalia ist überbucht
der Bus ist überfüllt
oder kommt zu spät
oder gar nicht
und der Taxifahrer hat keine
Lust
*dasse isse alles hier Largo
Argentina*
sagt er schulterzuckend
und schwubs steh ich auf der
Straße
im NIRGENDWO
zwischen zweimillionen
Touristen
schön, die Zeiten
als die Chinesen und Russen
noch zu Hause blieben
und der Petersdom ein
Gotteshaus war
offen
für jedermann
ohne Eintrittsgebühr und
kilometerlange Schlangen
und Mami ist kurz vorm
Kollabieren
in der Sixtinischen Kapelle
Michelangelo
der alte Pädophile
kein Kostverächter war er
käme heute sicher vor Gericht
der Edathy der
Hochrenaissance
und
das Forum Romanum
versinkt in rotem Schlamm
die Götter lassen den Himmel
weinen
klotzen konnten sie
die alten Römer
Reich zwischen Größenwahn und
Blutorgie
Nero das alte Scheusal
kam schon als Steißgeburt zur
Welt
mit den Füßen voran
Muttermörder
Selbstmord-Befehler
Pyromane
oh Tacitus, oh Cassius Dio
Meister der Geschichtsfälschung
orientalische Weltuntergangs-Sekte
steckten Christen Rom an?
war Nero der erste Pop-Star
der Geschichte
gescheiterter Rebell?
19. Juli 64
der Tag, an dem Rom brannte
und der Stern Sirius erstrahlte am Morgenhimmel
und dann bricht die Nacht ein
am Cap Malheureux
früher als erwartet
und schneller als erhofft
eine Dunkelheit erster Güte
wie es sie bei uns nicht mehr
gibt
Zikaden besingen den Sommer
der nie enden wird
und die Luft riecht nach Holz
über’m Feuer
der Zuckerbaron, der seine
Möbel verbrennt
aus Rosen-, Teak- und
Ebenholz
die keiner mehr haben darf
seit dem Ausfuhrverbot
seine Sklaven sind frei
er versteht die Welt nicht mehr
über seine Farm rennen
deutsche Touristen
und Holländer, Franzosen
die zum Tatort zurückkehr’n
und der Muezzin ruft zum
Gebet
während die Hindus die letzte
Leiche abfackeln
und die Christen sich schnell
bekreuzigen
und die Buddhisten 5x den
Kopf schütteln
und ich hab mich in deine
Gedichte verliebt, Graf Z.
und der Leser fragt sich
wer zum Henker ist Graf Z.
wahrscheinlich Graf Z. selbst
sogar
weil er nicht weiß
dass ich ihn zum Grafen
machte
und so wissen die meisten
nicht
dass sie in diesem Buch
vorkommen
und lachen sich ins Fäustchen
und sie denken: na so bin ich
zum Glück ja nicht
und ich kann nur antworten *sorry, aber: DOCH*
ich sitze im Café
umzingelt von Myriaden von
Kleinfamilien
draußen steht der Herbst wie
’ne Eins
und der Sonntag legt sich
schwer auf meine Eingeweide
manchmal kippt alles
innerhalb von Sekunden
gerade noch auf der Bühne des
Lebens
und schon im feuchten Keller
in der Statisten-Garderobe
wie gestern, als ich ein
neues Smartphone in Betrieb nahm
und mir vorübergehend meine
Kontakte abhanden kamen
als ob ihre Abwesenheit
irgendeinen Unterschied machen würde
Favoriten-Schwund
und Chat-Verluste
und ich in ’ner
mittelschweren Krise
als hätte ich zu früh meine
Jungfräulichkeit verloren
oder den Verstand
(ich befürchte beides ist der
Fall)
manchmal schwappt man von
einer Unzulänglichkeit in die nächste
und ist selbst die größte von allen
und dann schaut ein Islamist
vorbei
na der hat mir gerade noch
gefehlt!
diese Versager, die es nicht
geschafft haben
ein ehrbares Leben zu führen
das Rudel ist weitergezogen
und hat sie am Straßenrand
steh’ngelassen
sie hätten den Daumen in den
Wind halten
und das Richtige tun können
stattdessen schnall’n sie
sich Kalaschnikows
und Sprengstoffgürtel um
und schreien Allah ist groß
wenn der groß wäre
hätte er seine Schäfchen besser
im Griff
und würde solche Idioten
ins Umerziehungslager
schicken
geführt von Lesben
ohne Kopftuch
und ohne Gnade
der Orgasmus von Schweinen
dauert übrigens eine halbe Stunde lang
da könnt ihr noch was lernen
und mittags gibt’s Eisbein
und a zünftige Maas Weißbier
und zum Dessert eine
ordentliche Penetration
mit einem übergroßen Schwanz
und wer dann noch nicht
geläutert ist
muss 1 Jahr als Volunteer
bei einem Satiremagazin
arbeiten
das sollte helfen
Inschallah!
an manchen Tagen gehst du nach Hause
und um aus allem raus zu sein
beschließt du verrückt zu
werden
dann schaltest du den
Fernseher ein
und musst feststellen
dass die da draußen schon
alle verrückt sind
und du ihnen kaum das Wasser
reichen kannst
also lässt du’s bleiben
warum sich noch groß
anstrengen
wenn der einzig Überlebende
der
KAKERLAK
sein wird
Trillionen von
Kakerlaken-Armeen
die die Macht schon längst übernommen haben
wenn der Heiland doch eines
Tages kommen sollte
wovon ich nicht ausgehe
aber nur mal angenommen, der
Erlöser kommt
den trifft doch der Schlag
beim jämmerlichen Anblick der
Menschheit
dann wäre dieses Kapitel auch
endlich abgeschlossen
und die Schabe kann eine neue Weltordnung errichten