Sonntag, 23. Dezember 2012
Neues aus der Servicewüste
Kürzlich begann bei mir im Bad die Badezimmerspiegellampe zu flackern. Fachgemäss wechselte ich eine der Glühbirnen aus, aber es flackerte noch ein paar Mal, bis das Ding dann restlos seinen Geist aufgab. Da musste also ein Fachmann ran, der auch schon nach vier Tagen seinen Besuch anmeldete.
Kurz bevor er bei mir aufschlug, rief er nochmals an, denn er hatte sich sowohl den falschen Namen, als auch die falsche Hausnummer notiert. Glücklicherweise war er wenigstens nicht im falschen Ort und Jahr unterwegs. Schon am Telefon merkte ich, dass mich diesesmal etwas anderes erwartete, als die üblichen alten Knuschtis, die mir sonst so vorbeigeschickt wurden. Und in der Tat! Vor der Tür stand ein strammer schwarzer Mittzwanziger mit einer grossen Hipsterbrille, ausgezeichneter Laune und einem roten Metallköfferchen, das wohl als Werkzeugkasten diente. Schön und lustig zwar, aber zu blöd, um einen leichten Elektrodefekt zu reparieren.
Der lustige Mitbürger machte sich sogleich ans Werk, schraubte die Birne raus und stocherte - ohne vorher eine Sicherung rauszuschrauben - mal fröhlich mit dem Schraubenzieher in der Lampenfasssung rum. Nun, dachte ich, ist ja sein Leben und sein Job, er wird schon wissen, was er tut. Ich unterdessen kochte Kaffee, schön süss mag er es, schallte es aus dem Bad. Als der Kaffee fertig war, war auch die Arbeit des vermeintlichen Elektrikers beendet. Er schraubte eine neue Glühbirne ein, meine letzte ECHTE, und mittlerweile verbotete, gute, alte Glühbirne, die dann für zwei Sekunden leuchtete und zu Staub zerfiel. "Die Birne is kaputt", sagte der Mann, der demnächst einen Kindergarten eröffnen will, weil so ewig den Elektriker spielen, sei auf Dauer langweilig. Eine gute Idee, wenn man es hinsichtlich der Verlängerung seines Lebens betrachtet, aus der Sicht der Kinder vielleicht....Aber gut.
Er schraubte die ganze Leiste nochmals ab, wackelte an allen Kontakten herum, schraubte sie wieder an und eine weitere Birne ein, verstaute den Schraubenzieher im roten Köfferchen, schüttete den Kaffee runter und verabschiedete sich breit grinsend.
Zwei Minuten nach seinem Abgang erstarb auch die neue Lampe in einem letzten Aufflackern. Sie hatte es aber überlebt, wie ich an einer anderen Lampe testeste. Also stimmte nach wie vor etwas mit den Kontakten nicht. Da musste jetzt der Chef ran, der einen Tag später auf der Matte stand. Auch er gutaussehend, Mitte Dreissig, charmanter Italiener.
"Was Elektrisches ist es nicht" sagte er und drehte dabei die nächste neue Birne (die Dritte!) dermassen in die Fassung ein, dass das Gewinde steckenblieb und die Birne in seiner Hand zerbarst: "Sehen Sie, die Birne war kaputt!", versuchte er mir weiszumachen. Auch er probierte nun mit einer neuen Birne (die Vierte! ebenfalls aus meinem Fundus) die Flackertechnik der Lampe aus. Und dann brachte er mir eine Erklärung, über die ich heute noch gerne lache: "Das Haus, das bebt immer, und bei diesen Erschütterungen wird die Birne mit der Zeit locker und es flackert, das merken Sie gar nicht." Ja sicher, der Heini merkte wohl auch nichts mehr.
Dass Häuser leicht schwanken können und unter Spannung stehen, ist ja bekannt. Dass aber diese ständigen Beben Glühbirnen zum zittern und flackern bringen, das war mir neu. Interessant auch, dass es in den vergangenen 10 Jahren offensichtlich nie so gewackelt hat, dass eine Glühbirne locker wurde. Als blöder Kunde lernt man eben nie aus!
Er schraubte dann sicherheitshalber doch noch die ganze Lampenleiste ab und befestigte einen lockeren Draht (wahrscheinlich durch das Erdbeben der Stärke 9,7 von letzter Nacht locker gerüttelt). Komischerweise brennt seither alles. Was die Verschiebung von Erdplatten so alles anrichten kann!
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