Samstag, 28. Dezember 2013

Väter




Schluss mit lustig
 
Mein Vater war der beste Papi
den man sich vorstellen konnte
während meine Mutter auf der Bühne stand
und ihr Ego pflegte
sass er an meinem Bett
und pflegte meine Seele
er erfand Geschichten
und sang Lieder
machte Wadenwickel
und schrieb meine Aufsätze
er kochte Spaghetti mit Tomatensosse
und lehrte mich zu schwimmen
auch gegen den Strom des Lebens
 
Als ich 12 war
brachte ich meinen ersten Freund mit nach Hause
dann war ein für allemal Schluss mit lustig
der Kampf war eröffnet
 

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Dienstag, 24. Dezember 2013

Samstag, 21. Dezember 2013

Die Liebe der Mütter



Als ich fünf Jahre alt war
kratzte ich mein Taschengeld zusammen
und kaufte meiner Mutter zum Geburtstag
einen Topf mit rosa Hortensien
 
Sie verzog das Gesicht und sagte:
"Die will ich nicht haben, das sind Friedhofsblumen.
Aber ich hab Dich trotzdem lieb."
 

 

Freitag, 20. Dezember 2013

TANGER 61


 
Einst fuhr ich in einem Ford P2
die Strasse von Gibraltar entlang
es hatte viel Wasser auf der Fahrbahn
keine Ahnung wo das herkam
eine scheinbar unendliche Odyssee
auf der ich schliesslich
in einer Stadt landete
mit weissen Häusern
und Sandsteintreppen
die geradewegs in den Himmel führten
so stahlblau und klar
dass er mir wie Messer in die Augen stach
 
"Das ist Tandscha"
sagte ein seltsamer dünner Typ geheimnisvoll
ein Morphinist
der sich kaum artikulieren konnte
und seine Frau erschossen hatte
wie man mir später flüsterte
er stellte sich mir als Lustsucher vor
 
gegen Drei traf sich William, wie er hiess
mit Allen, Peter, Gregory, Jack und Timothy
zum verspäteten Lunch
naked, versteht sich
einer vollgedröhnter als der andere
 
sie waren Steppenwölfe ohne Steppe und
ohne wirkliche Wolfsnatur
trotzdem unbändig und wild
einsam
heimatlos
schwebend zwischen Geist und Trieb
auf der Flucht vor der
kleinbürgerlichen Harmonie
und intellektueller Begrenztheit
 
meistens waren sie traurig
und wenn sie mal glücklich waren
sehnten sie sich nach dem Unglück
nie hielten sich Glück und Leid die Waage
mit jeder neuen blauen Stunde
begriffen sie das Leben
zunehmend als sinnlos
trotzdem hatten sie etwas Unentschlossenes
 
über einem Meer der Schwere
schwamm ein flüchtiger Traum aus Leichtigkeit
und die glühendheisse Sonne Marokkos
zerfrass ihre Opium-Hirne
die wie Brandung an die Klippen schlugen
wie vom Wind angetriebene
sich überstürzende Wellen
auf Untiefen und Küsten treffen
 
sie waren unbeugsam
getrieben von der Sehnsucht nach Leben
in diesen Tagen in Tanger
doch die Freiheit war letztlich
nur im Tod zu finden
 
 
Bild-Source: artvalue.com

Montag, 16. Dezember 2013

Filmtipp


Gorillas im Nebel II 
 
der neue Film von Annette Winkeldorfer
ab jetzt in ihrem Urwaldkino

Freitag, 13. Dezember 2013

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Vom Platz gestellt



Der Securitymann in der S-Bahn
Hatte ein Legionärsgrinsen in der kantigen Fresse
Schon seine Körperhaltung verriet
Dass ich schlechte Karten hatte
 
An irgendeiner gottverlassenen Vorstadtstation
Stellte er mich aufs Perron
Auf dass ich in der Einöde verende
 
Eine beleibte Frau zerhackte Möhren
Man sah ihr an was für einen Körperteil sie sich dabei vorstellte
 
Die Rücklichter des Zuges verschwammen
Im Einheitsbrei der Retortenstadt
 

Dienstag, 10. Dezember 2013

Der neue Superbastard ist da



Soeben ist die neue Ausgabe des Superbastards erschienen.
 
Was ursprünglich eine kleine Sondernummer werden sollte, hat sich in den letzten Wochen zu einem rund 90 Seiten dicken superbastard-extra entwickelt. Das liegt nicht daran, dass wir alles drucken, sondern an den vielen verdammt guten Texten, Gedichten und Fotografien, die unsere Redaktion erreichten.
 
Unter den Autoren finden sich einige altbekannte Bastarde wie Florian Günther, Jerk Götterwind, Michael Sailer, Andreas Niedermann, Urs Böke und Ní Gudix, aber auch Bastard-Babys wie Christin Zenker, Marvin Chlada, Constanze Ramsperger, Marcus Mohr, Susann Klossek und Marc Mrosk. 

 Dazu zwei exklusive Übersetzungen: Metta Victor (Aus dem Amerikanischen von Ni Gudix) und Ingvar Ambjørnsen (Aus dem Norwegischen von
Gabriele Haefs).

Stargast ist diesmal
Georg Büchner.

Außerdem … Fotografien von
Deborah Parkin, Jacqueline Roberts, Florian Waadt und Florian Günther!

Für Liebhaber anspruchsvoller Underground-Literatur DAS Weihnachtsgeschenk unterm Christbaum!


 *LOVE CHILD* – superbastard extra #1
Songdog Verlag
Wien
Paperback, 88 Seiten
€ 9,95 (zzgl. Porto und Versand)
ISBN 978-3-9503557-2-7
 
 
oder auch:
 

Freitag, 6. Dezember 2013

Nikolaus, oh Nikolaus



Schon wieder ist ein Jahr vorbei
und Nikolaus muss wieder ran
war doch schon im Winterschlaf
einfach nix los mit diesem Mann
 
Besoffen schon vom Glühwein-Fusel
im Sack die Rute und 's Gewehr
stürzt er sich rein ins Festtags-G'wusel
Knecht Ruprecht humpelnd hinterher
 
Viel lieber woll'n sie weiter schlummern
die Faulheit ist ihr Steckenpferd
die Hausfrau ruft zu Festtags-Nummern
auf Küchenboden, heissem Herd
 
Zu lange musste sie schon darben
lüpft's Röcklein für die harte Rute
malt sich's aus in allen Farben
paar Psychopill'n komm' ihr zugute
 
Doch Klausilein und Ruprechts Knecht
was war auch and'res zu erwarten
die können und die woll'n nicht recht
und kippen um im Rosengarten
 
Die Gartenzwerge sind verwirrt
und können es fast gar nicht glauben
wer hat sich denn hierher verirrt
will ihnen gar die Unschuld rauben?
 
Dann kommt der Hausherr, ach du Schreck
und lädt Knecht Ruprecht auf sein Zimmer
die Zwerge schmeisst er einfach weg
doch Achtung! gleich kommt es noch schlimmer
 
Die angetörnte Gattin springt
dem Klausi mitten auf den Sack
der arme Mann komplett umringt
ihm entfleucht ein zorn'ges Fuck!
 
Dann aus dem Sack löst sich ein Schuss
die Gattin wird erst bleich dann rot
dass sie das noch erleben muss
auf ihr der Nikolaus ist tot
 

Sonntag, 1. Dezember 2013

Der dumme Eber


 
da schlich er sich
der wilde Eber
durchs Geäst zu mir herein
um mich zu rammeln
frisch von der Leber
doch vergass er den Schatten
das dumme Schwein

Freitag, 29. November 2013

BERLIN





Berlin die Rotzige

 
Stadt des Pleitegeiers
und der Freiheit
Strassenstrich und Pommesbuden
Hunde, die auf den Gehweg kacken
Kunst
Kultur und
Hartz IV
der Stricher um's Eck
verdreckte U-Bahn-Stationen
in denen es beissend nach Urinat riecht
 

das Volk pisst auf Euch
 

und die Sonne geht im Westen auf

 
Penner und Currywurst
Mauerbruch
Regierungssitz und
Ausverkauf
türkische Gemüsehändler
und pampige Kellnerinnen
mit zu kurzen Röcken und
versifften Schürzen

Latte Macchiato Mütter
Schwabeninvasion in Prenzlberg
Kreuzberger Nächte sind lang
Kaffee Kranzler Tanten
der Fernsehturm im Industriedunst
Wannsee und Tiergarten und

die Kinder vom Bahnhof Zoo 

in die Jahre gekommen oder

TOT

 
all das einer Grossstadt würdig
mit all dem Abtrünnigen und Dreck und
 

Hoffnung und Liebe

 

und im Schlosspark Charlottenburg gibt es eine Biberplage

  

*Wie muss ich mir denn Frau M. nun vorstellen?*, fragt Herr C.

*Es is, wie wenn se Dir den janzen Tach vonner Eiche erzählen
und Du stellst Dir och ne Eiche vor
und wenn de se dann siehst
sieht'se och wie ne Eiche aus*

 

*Wo solls denn hinjehn?*, fragt der Taxifahrer
*Erstma ankomm' und dann langsam fahren*, sagt F.
*Dit kann aber dauern*

M. und ich legen keinen Gurt an
das letzte Stück Rebellion
das in uns steckt
der Fahrer legt 'n paar Briketts nach
*da vorne war früher der Hühnerguste*
F. weist den Weg: *da vorne dann rechts, also so schräg rechts, nich scharf rechts*
 

*Der Goldene Hahn* ist okkupiert von den Trinkern der Stadt

hier geh'n die Leute vor die Tür um NICHT zu rauchen
 
 

GÄSTE, DIE TRINKEN

UM ZU VERGESSEN

WERDEN GEBETEN

VORHER ZU BEZAHLEN

 

Pablo geht zum Automaten
und erlegt eine Rumänin
Blowjob auf der Durchreise

 
Frau Mohr sagt, sie sei die Vierfaltigkeit
es fällt ihr schwer mit der Maske zu essen

 
*ick will mit Künstlerinnen nüscht zu tun haben*
sagt F., während er mir an die Titten grabscht
die beste Abfuhr, die man kriegen kann
später wird er mir sein Bett anbieten
zum Glück hab ich MIGRÄNE
 

wir sind eine verstörende Mischung in der Antifa-Kaschemme


*hier wird nicht gekifft", sagt der Techniker
während er sich eine Riesentüte bastelt
mir tropft die Dönersosse ins Decolleté
*ick liebe intelligente Frauen*
sagt der Mann mit dem halben Bart
(da hab ich ja nochmal Glück gehabt
dass ich nicht intelligent bin)
 

*Mögense lieber Gemüse- oder normalen Döner?*, fragte der Taxifahrer

*Is mir egal. Hauptsache keinen auf der Jacke*,
sagte ich und kratzte mir die Sosse vom Reverse