Mittwoch, 28. Januar 2015

Adoption



Der Tod trat 5:36 ein
Die Sonne stand orange
Über der Savanne
13 Monate 2 Tage und knapp 4 Stunden
Hatte Malique gekämpft
Und verloren

Zur selben Zeit trotzte Roswitha
Ihrem 42-jährigen Uterus
Ein paar semi-brauchbare
Eizellen ab und liess sie für später
Einfrieren

Sie wollte so einen wie Malique
Adoptieren
Kaufen
Egal
Doch nur wenige hatten die
Langsamkeit der Behördenmühlen
Überlebt
Zweimal war Roswitha nach Afrika gereist
Sie konnte sich nicht entscheiden
Genauso wenig wie das Spermium
Das gerade knapp aber bestimmt
Fröhlich an ihrer Eizelle vorbeischwamm

Montag, 26. Januar 2015

Warum Frauen doch lustig sind (eine Antwort auf Hazel Bruggers Kolumne im Magazin)





Warum Frauen doch ganz schön lustig sind


Meine hochgeschätzte Kollegin Hazel Brugger hat in "Das Magazin" erklärt, warum Frauen nicht so lustig sind. Oder warum sie es nicht nötig haben, so lustig wie Männer zu sein (der fehlende schlaffe Penis, das Vermögen, innerhalb einer relativ kurzen Zeit einen neuen Menschen aus sich herausspazieren zu lassen etc. pp). Das ist bei genauerer Betrachtung natürlich Quatsch. Die Frau an sich ist genauso lustig wie der Mann. Und das würde sie auch gerne zeigen, wenn man(n) sie liesse. Dass sie nicht kann oder nicht will, ist eine Mär. Da sind Hazel und ich uns einig. Das Problem für die Frau ist in erster Linie, dass sie eine Frau ist. Die wird nämlich in der Regel erst einmal nicht wahr- und später dann oft nicht ernstgenommen: "Kann die das denn? So als Frau?". Dieser selbst schon mehrfach gehörte Satz gilt gleichermassen für den Humor, wie für fast alle anderen Bereiche des Lebens auch. Der Frau wird meist abgesprochen, was dem Manne ganz selbstverständlich zugestanden wird. 

Dabei wissen wir ja, ohne die Frau im Hintergrund, wäre der Mann nur halb so erfolgreich und auch nur halb so lustig. Die Liste der Beispiele ist unendlich lang. Seien hier mal drei Beispiele aus verschiedenen Lebensbereichen willkürlich gewählt: Die Freundin von Mario Barth (ohne sie hätte der gar kein Programm), Monika Lewinsky (ohne sie würde sich heute kaum mehr einer an Bill Clinton erinnern), Ulrike Meinhof (ohne sie wäre Andreas Baader nur das gewesen, was er war: ein blöder Terrorist und fertig). Frauen haben Humor, von Hause aus, sonst würden sie sich ja nicht mit Männern einlassen. Sie trauen sich das nur oft nicht öffentlich zu zeigen. Weil man schon den kleinen Mädchen eintrichtert, dass es sich nicht ziemt böse und sarkastisch zu sein oder blöde Grimassen zu ziehen und dass sie lieber schön aussehen und die Schnauze halten sollen. Schluss mit lustig, bevor es angefangen hat! Hazel Brugger hält nicht die Schnauze und sieht trotzdem schön aus. Es geht also. 


Aber auch die Sache mit der Schönheit, die man hat oder eben nicht, ist eine Last. Während es für männliche Komikerkollegen eher hinderlich ist gut auszusehen (je unattraktiver, desto besser, wie diverse Beispiele von Kollegen in seltsam hässlichen Pullundern oder mit abstehenden Ohren, schütterem Haar, Hasenzähnen etc. beweisen), wird von der Frau noch immer verlangt, beim lustig sein auch gut auszusehen (Ausnahmen wie Cindy aus Marzahn bestätigen die Regel). Unattraktive Männer sind lustig. Unattraktive Frauen sind unattraktiv. Die meisten Frauen, die es in Sachen Humor weit gebracht haben, sehen ausnahmslos gut und sexy aus und sind vorzugsweise auch noch jung. Manchmal dann zwar untalentiert (Ex-Missen, Ex-Moderatorinnen, die es in Sachen Humor versuchen), aber das ist dann zweitrangig. Alles über 35 hat erst einmal die Daseinsberechtigung verloren und muss sie sich hart zurückerkämpfen. Wenn man die Kriterien jung und schön jedoch erfüllt (das Auge isst schliesslich mit, harr harr), ist der Auftritt bei Giacobbo/Müller sicher. 


Ich persönlich erfülle keines dieser Kriterien: Ich bin 49, übergewichtig und von schwindender, übersichtlicher Schönheit. Und deshalb gelte ich nicht mehr als lustig, sondern gehe nur noch als verbitterte Alte durch, die mal wieder richtig durchgevögelt gehört. Ein 49-jähriger, dicker Mann bekäme an dieser Stelle jetzt sicher den Preis für den Newcomer des Jahres und würde im nächsten Jahr für den Grimme-Preis nominiert werden. Auch beim Humor wird mit mindestens zweierlei Mass gemessen, da kann man sich auf der Bühne noch so einen Wolf faseln. Pardon Wölfin!, um den Fetischisten der political correctness gerecht zu werden. Und Hazel: Auch wenn die Leute mitunter lachen, wenn ich auf der Bühne stehe (obwohl ich meistens sitze, das Alter!), ins Bett will mit mir danach trotzdem keiner. Drum nutze es aus Baby, so lange Du noch solche Angebote bekommst!

Dienstag, 20. Januar 2015

Orange County



Richard schläft und isst
Lässt sich auf nichts ein
Und auf alles
Er trinkt Whisky
Und posiert am Pool
Er zieht sich Lines rein
Und nimmt alles reglos hin
Er lächelt und heult nur heimlich
Er geht auf Parties
Mit fremden Leuten
Er schüttelt Hände
Und sein Haar
Er grüsst und verabschiedet sich
Immer aufs Neue
Er trinkt Wodka
Unter roten Himmeln
Er harrt aus und
Träumt nicht mehr
Er spielt und vergisst sich
Er verdrängt
Er nimmt Valium
Er rappelt sich auf
Er frühstückt Prozac
Er betrachtet sich im Spiegel
Wohlwollend
Er vögelt Frauen und Männer
Was ihm grad unterkommt
Sein Hintern ist straff
Wie sein Gesicht
Beide sind kaum
Voneinander zu unterscheiden
Er irrt durch Supermärkte
Und fährt weisse Cabrios
Er ist schön
Er ist einsam
Er ist begehrt
Und deprimiert
Er reibt seinen Schwanz
(wohlgeformt natürlich)
Dann lädt er die
Walther-Automatic Kaliber. 25

Montag, 19. Januar 2015

Der neue DreckSack ist da



LIEBE FREUNDE, LIEBHABER UND KRITIKER DES DRECKSACK,
die Januar-Ausgabe 2015 ist da und ab sofort hier erhältlich:
http://www.edition-luekk-noesens.de/shop/drecksack/

DIE BETEILIGTEN AUTOREN SIND DIESMAL: Eric Ahrens, Michael Arenz, Urs Böke, Mara Braun, Marvin Chlada, Florian Günther, Adis Haziraj, Sven Heuchert, Helmut Höge, Susann Klossek, Benedikt Maria Kramer, GrIngo Lahr, William Cody Maher, Matthias Merkelbach, Thomas Meyer-Falk, Mark Mrosk, Jürgen Ploog, Claus Pogel, Markus Prem, Frank Trummel, Florian Vetsch, Wolfgang Welt

FOTOGRAFIEN: Franziska Hauser (Berlin)

Lesen, anläßlich dessen, werden am SAMSTAG den 24.01.2015 ab 20 UHR in der KULTURSPELUNKE RUMBALOTTE CONTINUA
(Metzer Str. 9, 10405 Berlin):

Eric Ahrens, Ines Burdow, Franziska Hauser, Helmut Höge, Erik Steffen, Bastienne Voss und Florian Günther

Dauer: Zirka eine Stunde
Eintritt: ist frei. Wer kann und will wirft was innen Hut.


EDITION LÜKK NÖSENS
c/o Florian Günther
Kochhannstraße 14 // 10249 Berlin

Telefon: 030 / 65 91 16 15
Funk: 01575 3 04 48 20


Alle 3 Monate neu: DreckSack - Lesbare Zeitschrift für Literatur

Donnerstag, 15. Januar 2015

Simple Frage

(Selbstporträt, gezeichnet by myself, wie der Name Selbstporträt bereits suggeriert)

Samstag, 10. Januar 2015

Was am Ende bleibt




Erstaunlich was für Max
So alles als Liebe durchging
Er wählte seine Freunde
Nach dem Grad ihres Freak-Seins aus
Er liess Leute fallen
Weil sie zu spiessig waren
Oder zu alt
Zu unspirituell oder zu dick
Weil sie behaarte Rücken hatten
Und kahle Stellen auf dem Kopf
Weil sie sich für Politik interessierten
Oder umgekehrt
Weil sie zu dumm waren
Zu intellektuell
Keine Bauchmuskeln hatten
Nicht hip waren
Nicht VIP waren
Nicht zum In-Kreis zählten
Sich nicht in der Szene auskannten
Weil sie mit dem Strom flossen
Oder dagegen
(gegen seinen)
Keine klaren Körperlinien vorwiesen
Zu viele Drogen nahmen
Oder zu wenig
Jedenfalls immer die falschen
Weil sie Runzeln hatten
Haare am Sack oder
Auf den Zähnen
Weil sie nicht seiner Meinung waren
Die er beim leisesten Lüftchen
Schlagartig zu ändern vermochte
So wählte Max Liebhaber aus
Die ab und an vorbeischauten und
Unverrichteter Dinge wieder gingen
All das entschied Freundschaften
All das sorgte dafür
Dass er mit knapp 70
Wie 20 herumlief
Und an guten Tagen
Wie 50 wirkte
Er blieb unverbindlich
Und letztlich allein
Am Ende wird keiner da sein
Der seine Hand hält