Im
Zug hinter Budapest
weitet sich das Land
Stromkabel
von einem Ende des Horizonts
zum anderen
die Fenster sind weit geöffnet
der Kopf im Fahrtwind
zerzaustes Haar
zerzauste Gedanken
Geruch von Teer
und Zuversicht
reisen wie in alten Tagen
zum Rhythmus der alten Lok
die sich wie ein Tier
behäbig über glänzende Gleise schiebt
und übermütig über Weichen hüpft
Pfirsichgärten und Ziegeldächer
abgeblätterte Fassaden
alles fliegt vorbei
ein innerer und ein äusserer Film
Kornfelder in Schieflage
vom letzten Gewitter
der Schaffner kritzelt
seine Initialen auf die Fahrkarte
als würde er Autogramme verteilen
ich stehe im erfrischenden Luftzug
Kinder winken hinter Zäunen
Licht, das sie lieblich umschmeichelt
unterwegs sein ist alles
wenn dich etwas bewegt
bewegt sich auch etwas in dir
schöne Stunden der Rückbesinnung
des Schweigens
im Rhythmus des Zuges
versuche ich dem Ur-Rhythmus
näherzukommen
Schlüssel zu meinem Wesen
Rechtfertigung für mein Leben
R.‘s Körper wirft Schatten
in dem ich mich ausruhe
die Welt öffnet sich
und wie mit einem Schmetterlingsrüssel
sauge ich das Leben ein
(Foto: Auf der Strecke Budapest-Siofok, Juli 2015)
(Foto: Auf der Strecke Budapest-Siofok, Juli 2015)
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