Wenn
der Tag lang ist, ist auch viel Zeit für Meetings, währenddessen die Liste der
Pressemitteilungen, Artikelangebote und Einladungen zu Medien-Events und
Konferenzen ins Unermessliche wächst. Allein schon durch die Unmenge an
Informationen und Material neige ich zur Überforderung. Erschwerend kommt
hinzu, dass ich meist gar nicht verstehe, worum es geht. Offensichtlich spreche
ich eine andere Sprache.
In
einer Einladung werden mir beispielsweise Keynotes von höchst
ausgewiesenen Referenten versprochen. Ausgewiesen worin? Oder müsste es
heissen wohin? Ich weiss es nicht, ist leider nicht meine Kernkompetenz.
In der nächsten Mitteilung ist die Rede von Hürden, die es zu überspringen gilt. Ich würde die Nachricht gerne an
die Sportredaktion weiterleiten. Wenn wir eine hätten.
Und
während ich dem Chef ein Update – Aufgewärmtes von der letzten Sitzung,
an das er sich nicht mehr erinnert – gebe, werde ich im darauffolgenden
Gespräch um Commitment gebeten. Proaktiv, versteht sich. Weil ich
aber nicht genau weiss, was das ist und was ich dafür tun muss, setze ich das Topic
erst einmal auf die Watchlist. Etwas im Auge behalten ist immer gut,
da bin ich für den Notfall vorbereitet, wofür auch immer.
Inzwischen
kommt ein Praxisbericht reingeflattert, bei dem es um ein Rollout geht.
Mich überkommt das dringende Verlangen, mich ebenfalls ein- oder auszurollen.
Gleich vor Ort auf dem Teppich. Und während ich so als ungenutzte Human
Resource daliege, werden Projekte getrieben, und ich frage mich:
wohin eigentlich? Auf die Alm? Zwischendurch verlangt ein Manager von mir, der
Untergebenen, nach einem Input. Er seinerseits gibt natürlich
ausschliesslich Feedback. Auch wenn er dafür keine Liability
übernimmt.
Es
ist Zeit für eine Change, Management! denn irgendwie läuft es ein
bisschen suboptimal. Wir bräuchten dringend ein Briefing, eine Status-Quo-Analyse
oder eine Mediation, durch einen Troubleshooter oder besser noch
eine extra eingerichtete Task Force, für die Challenge eines Assessments,
Upgrades oder Relaunches. Sonst wird das nichts mit dem Turnaround
und dem Benchmarking und es folgt unweigerlich das Downsizing.
Also
raus aus der Comfort zone, wir müssen Out of the Box denken, innovativ
brainstormen, wir brauchen Results, Success und Revenue! Und Transparenz.
Genau, ich werde jetzt ISOCE (Internal Strategy Officer of Creative
Exploitation). Da werden soft skills zu hard facts, macht euch
auf was gefasst!
Outplacement
der
Chefetage wäre manchmal nicht das Verkehrteste, denke ich mir gerade, doch da
streikt auch schon die IT. Ich muss ein Ticket lösen, obwohl kein Zug
kommt, immer soll ich was auf dem Radar haben, selbst wenn die
Flugbegleiter streiken, ich soll Gas geben und alle Kollegen abholen (wo?,
warum?), immer will einer jemanden ins Boot oder an Bord holen,
obwohl kein Gewässer in Sicht ist, nicht mal, wenn man aus dem Zeitfenster
schaut. Und wer zum Teufel rudert eigentlich?
(Ersterscheinung in Computerworld vom 18.11.2016)
einfach super realistisch und dennoch vertrotz amüsant - nie/noh
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