Montag, 17. Dezember 2018
Sonntag, 25. November 2018
Wind of Change
Im
Radio spielen sie
Wind
of Change
einer der beschissensten Songs der Neuzeit
Flitzpiepe Klaus Meine dachte
er habe damit die Wende eingepfiffen
als er der Moskwa runter zum
Zentralen Maxim-Gorki-Park
für Kultur und Erholung
folgte
was soll das überhaupt sein
wind of change!
Fürze aus dem
Klimakterium?
dann doch lieber Sturm der Liebe
for peace of mind
let your balalaika sing
Ja Klausi
des Russens Balalaika
heißt Kalaschnikow
die Putin stolz zu
Pferde
vor seine nackte
Hühnerbrust hält
das ganze
Brotherhoodgedöns
was du überall gespürt
haben willst
blowing away isses
with the wind of
change
dass man selbst in
Borneo
nicht vor Scorpions
verschont bleibt
das sollte das
Auswärtige Amt
mal in seine
Reisewarnung schreiben
(aus FATUM - eine Art Reisetagebuch - erscheint Ende 2019 im gONZoverlag)
Samstag, 17. November 2018
Satz des Tages
"Dem mutmaßlichen Täter wird ein Vernehmungsangebot unterbreitet."
O-Ton Polizei Berlin nach tödlicher Messerattacke
Freitag, 16. November 2018
Varanasi
Im Openhand gerate ich an den Tisch von Saranam, Bolko und Suryia. Sie
haben ihre bürgerlichen Namen abgelegt und praktizieren in North Dakota und
Stockholm als Tantra-Lehrer das rote Tantra.
Das rote sei das erotischste aller
Tantra-Richtungen, bei dem es am Ende zwischen Shakti und Shiva zur sexuellen
Vereinigung kommt, erklärt Saranam, lässt dabei seine Hakennase zittern und
wedelt mir mit seinen schwarz gefärbten, schütteren Locken vorm Gesicht herum.
Die drei sind hier an einem Workshop bei irgendeinem indischen Tantra-Meister
zugange, um ihren Horizont zu erweitern und ihre Schüler künftig noch inniger
zu beglücken.
Yoga – ja. Meditation – ja. Tantra – von mir aus. Kopulation mit
dem Meister – nein.
Suryia hat schönes, haselnussbraunes langes Haar und ein hübsches
Babyface mit einem bezaubernden Lächeln.
«Beim Tantra fallen alle Masken», sagt sie, «wir begegnen uns auf
göttlicher Ebene.»
Da kann ich für sie nur hoffen, dass Saranam und Bolko unter ihren
Masken besser aussehen. Sie sind wirklich hässlich und ich könnte gar nicht so
sehr in Trance geraten, um diese Gesichter auszublenden.
Ich bin aufgeschlossen
gegenüber Tantra und halte viel von körperlicher Ekstase auf höherer
Bewusstseinsebene. Die Leute stören halt einfach dabei. Bolko bleckt verzückt
sein Pferdegebiss und balzt Suryia unverblümt an.
«Komm doch auch», sagt Suryia und zum ersten Mal bin ich froh darüber,
direkt am Fluss zu wohnen.
«Ich darf nicht», sage ich, «ich wohne am Assi Ghat. Sex ist da
strengstens untersagt. Ich befinde mich quasi in einem Entsagungs-Retreat.»
«Ohhhh», sagt sie, «das tut mir aber leid», und ich bin drauf und dran,
dieses Bedauern auch für sie auszudrücken. Doch dann denke ich mir, wenn sie
freiwillig mit Pferd und Zwergnase vögeln will, wer bin ich, sie davon
abzuhalten?
Ausschnitt aus Varanasi - Endstation Ganges; das Buch erscheint 2019 im freiraum.verlag
Erste Lesung mit Sound am 20. November 2018 um 20 Uhr im Kultbau in St. Gallen http://www.kultbau.org/?p=1561 - mit von der Partie der grossartige Benedikt Maria Kramer (Augsburg) und der wunderbare Andreas Miedermann (Wien). Kommet, kommet.
Ausschnitt aus Varanasi - Endstation Ganges; das Buch erscheint 2019 im freiraum.verlag
Erste Lesung mit Sound am 20. November 2018 um 20 Uhr im Kultbau in St. Gallen http://www.kultbau.org/?p=1561 - mit von der Partie der grossartige Benedikt Maria Kramer (Augsburg) und der wunderbare Andreas Miedermann (Wien). Kommet, kommet.
Samstag, 10. November 2018
Dienstag, 6. November 2018
Werbung
Nachdem mir kürzlich jemand eröffnete
70 sei das neue 50
und der Fernsehdoktor uns warnte
dass Sitzen das neue Rauchen sei
stachen mir gestern im Tram gleich vier zukunftsweisende Aussagen ins Auge:
Morgen ist das neue Übermorgen (DHL)
20 Uhr ist das neue 17 Uhr (DHL)
Weiss ist das neue Bunt (ZürichDental)
Gelb ist das neue Gelb (Die Post)
auch schön:
Gelb ist das neue Grün (FDP Hessen)
Gelb ist das neue Grün (Kärcher)
Gelb ist das neue Grün (Baustellenampeln GR)
Blau ist das neue Gelb (Citipost)
Gelb ist das neue Schwarz (Toyota)
Gelb ist das neue Weiss (farbeundlack.de)
Gelb ist das neue Rosa (Cantinetta Antinori Wien)
Gelb ist das neue Weiss (Ron Orp)
Orange ist das neue Gelb (Gemeinde Kelmis)
Unfassbar!
Vor allem, was die Farbe gelb
alles zu leisten vermag!
Ja hats Euch denn ins Hirn geschissen?
Sind Werbekunden die neuen Vollidioten?
Samstag, 3. November 2018
Superbastard comes to town
SUPERBASTARD COMES TO TOWN
Lesung mit Susann Klossek, Benedikt Maria Kramer und Andreas Niedermann aus alten und frisch erschienenen Werken.
Moderation: Florian Vetsch
20. November - 20 Uhr
Kult-Bau St. Gallen, Konkordiastrasse 27
Donnerstag, 18. Oktober 2018
schmatz. DIE ENTSCHEIDUNG
schmatz. DIE ENTSCHEIDUNG
Der schwule Männerchor Zürich nimmt den Zuschauer auf eine musikalische Reise angefangen vom rätoromanischen Volkslied, weiter durch Afrika, USA, England bis nach Frankreich und Skandinavien. Gospel, Klassik, Modernes, Verrücktes.
Susann Klossek in der Rolle der osteuropäischen Moderatoren-Matrone.
THEATER RIGIBLICK
Premiere 27.10. 2018 20 Uhr
Weitere Vorstellungen: 28.10. (17 Uhr) / 2./3.11. / 24.11. / 29.11. / 1.12.
Vorverkauf 55 Franken via Theater Rigiblick
Samstag, 13. Oktober 2018
Träume
Gestern
Nacht im Traum
hat sich deine Frau von dir getrennt
ohne dich zu fragen
hat sie einen Job
in
einem Land namens Brüsselien angenommen
und hat dich sitzenlassen
leicht benommen standest du vor mir
in einem weißen Hemd
dein Blick unschuldig und zugleich
zerrissen
Dann
bin ich ja jetzt frei für dich
sagtest du und hast meine Schulter geküsst
leichtes Entsetzen machte sich in mir breit
ich wusste nichts darauf zu antworten
(entstanden auf einer Borneoreise für ein bisher unveröffentlichtes Buch; Foto: Der Aufkleber klebte an einer Wurzel mitten im Regenwald von Borneo)
Montag, 8. Oktober 2018
Allein unter Chinesen
Allein
unter Chinesen
der Mount Kinabalu
lacht hinter seinem Nebelschleier
R. kapitulierte am ersten Stopp
zog sich zurück ins Basislager
patrouilliert von einem Police Officer
als sei er der Kaiser von China
auf dem Weg in die Verbotene Stadt
*
der Chinesenführer faselt sich das
Spitzmäulchen fusselig
auf seinem Shirt steht Fun Boss
witzig ist das nicht
mein Führer ist tätowiert und metallbestückt
als käme er gerade aus dem Arbeitslager
Masanija
unter Mao wäre er exekutiert worden
sein Name ist Ding Ding
und vielleicht ist das ja Mandarin für Sing
Sing
aber eigentlich steht Ding für Piercing
konsequenterweise müsste er also Ding Ding Ding
Ding Ding heißen
die Dunkelziffer außer Acht gelassen
sein Basic English
klingt wie thailändisch von einem
Sprachbehinderten
*
Hong Kong und Taiwan
aus Sitzreihe 6
kotzen unterdessen in braune Plastiktütchen
der Berg scheint Monde entfernt
und noch elf Stunden
auf dem Schaukelschlachtschiff
das sich über Buckelpisten in die Höhe
wackelt
und beängstigend nah am Abgrund schwankt
für die Umkehr ist es längst zu spät
R. wollte was unternehmen
und jetzt sitze ich allein unter Chinesen
die die Weltherrschaft schon längst an sich
gerissen haben
die Funktion von Führer 3 bleibt unklar
er frisst und grinst und gähnt und schläft
vielleicht der von Peking entsandte
Parteifunktionär
damit alles einigermassen auf Linie bleibt
*
irgendwo unterwegs wollen alle Fotos von
mir machen
und schenken mir Miniaturbananen
als sei ich ein Äffchen
dass es bei Laune zu halten gilt
seit sie meinen Namen kennen
habe ich das Gefühl
alle reden über mich
im Bus läuft ein Prügelfilm mit James
Franco
der sich durch Mangrovenhaine kämpft
die Audienz pennt
und ich bete, dass der Fahrer die Schlucht
verfehlt
im
ausgebrannten Bus befand sich neben 35 Chinesen auch eine Deutsch-Schweizerin
dann hätte ich endlich mein
Alleinstellungsmerkmal
aber hinterm Jordan interessiert das wohl
wenig
alle sorgen sich um meinen Ehemann
den zurückgelassenen
der olle Deserteur
aber sie sorgten sich besser mal um mich
oder sich selbst
wenn ich in Kürze ausraste
die überraschende Intervention der
Südwesteuropäerin
*
auf einer Milchkuhfarm
berichtet mir Ding Dong
von seinen Erlebnissen mit thailändischen
Ladyboys
und ich überlege, ihm auch meine zu
erzählen
lass es aber besser
denn die fünf Lesben aus Taipei
docken gerade vorsichtig an
Li Lin ist Vegetarierin
mehr lässt sie mich nicht wissen
mehr is' vielleicht auch nicht
und die Familie aus Hongkong
referiert über die Ernährung von Koalabären
Frau Ho war mal bei der UBS Zürich
angestellt
und Schweizerdeutsch sei ja no language
sagt die mit der Katzensprache
ich krieg Sodbrennen
mi hau, xièn xíèn
und noch acht Stunden bis Buffalo
*
überall sind die Vorhänge zu
ich kann den Abgrund nicht mehr sehen
was es nicht unbedingt besser macht
katholische Schulen am Wegesrand
Kinder beten schon mal das Vaterunser
der Regen hat sich verzogen
mein Arschfleisch ebenso
unerbittlich rücken wir dem Endziel
entgegen
der Berg, der am Morgen noch so nah zu sein
schien
Dingeldingdong zählt die Schäfchen
noch sind sie vollzählig
schon längst ist keiner mehr angeschnallt
wenn wir verunfallen
dann bitte richtig
ich glaube ich werde blind
kann aber auch an der Scheibe liegen
draußen flimmert die Mittagshitze
drinnen riechts ein bisschen nach Hund
süßsauer
Dongding sei zu 43 Prozent local und 62
Prozent Chinese
und ich überlege wie das geht
komme aber zu keinem Ergebnis
ich widerspreche aber nicht
mit einem 105-Prozentigen mit spitzen
Gegenständen im Gesicht
legt man sich besser nicht an
beim Lunch stopfen die sich am meisten
die vorher gekotzt haben
die kleinen Pekingentchen
es muss ja nachgelegt werden
fürs nächste Tütchen
*
Dingelchen jagt mich bergauf
über bedrohlich schwankende Hängebrücken
die über klaffende Tiefen, Täler und
Schluchten baumeln
die Chinesencrew weit abgehängt
noch am verdauen
und ich bin kurz vorm Kollaps
You
look healthy
sagt er frohlockend
und springt wie ein Reh übers Brückchen
knallrot und triefend trifft es besser
im Eisteich meine ich zu dampfen
vielleicht sind’s auch die heißen Quellen
am Rand traurige Damen im
Ganzkörperkopftuch
entsetzt schaun sie der drallen Halbnackten
beim Planschen zu
während ihren Muselmanengatten die Zungen
auf die Fliesen klatschen
*
ich
hatte seit 5 Jahren keine Freundin mehr jammert Dongelding
ich empfehle Metallminimierung in der
Visage
trägst
du keine Unterwäsche?
fragt er dann
das hat er richtig erkannt
wird ihm aber auch nichts nutzen
dann bricht ein Wolkenbruch aus
der mir grade recht kommt
und alle doofen Fragen wegschwemmt
nach 10 Stunden
endlich der verfickte Berg
gefühlte 12 Grad
und Regen überm rosa Schirmchen
ich genehmige mir ein Heißgetränk
ich
zwei Dutzend Chinesen
und der Berg
er ist wolkenverhangen
(Der Text entstand auf einem Trip zum Mount Kinabalu in Borneo und ist Bestandteil eines noch unveröffentlichten Buches über Reisen nach Ungarn, Indien, Sansibar, Guatemala und Borneo)
Abonnieren
Posts (Atom)