Warum ich mit den Medienfrauen am Frauenstreiktag auf die Strasse gehe:
Journalistinnen werden für dieselbe Arbeit noch immer schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Zudem müssen sie sich doppelt beweisen, um ernstgenommen zu werden. Vor allem in Sparten wie Wirtschaft, IT, Technik etc. Hier werden sie oft noch immer belächelt, als seien sie nicht in der Lage das Thema zu fassen. Als IT- und Wirtschaftsredaktorin musste ich doppelt so lange strampeln, bis die Szene mir zugestand, dass ich das auch kann. Ich erinnere mich an meine Anfangszeiten, in denen ich von Managern der IT-Branche einfach komplett ignoriert wurde. Ein Verkäufer im eigenen Unternehmen fragte dummdreist: "Kann die das denn?"
Wenn ich mit einem männlichen Redakteur zusammen an ein Interview kam oder jemand uns in der Redaktion besuchte, wurde ich für die Assistentin oder die für die Administration zuständige Person gehalten und man unterbrach mich oft beim Fragen stellen und der Interviewpartner sprach nur den männlichen Kollegen an. Es hätte nur noch gefehlt, man hätte mir aufgetragen, einen Kaffee zu holen. Von da an habe ich darauf bestanden, Interviews und Reportagen immer allein zu machen.
An IT-Konferenzen war ich neben dem Servicepersonal und ein paar Frauen aus dem Marketing oft die einzige Frau unter Hunderten von Männern. Selbst ein ehemaliger Chefredakteur fand es auch nach Jahren noch lustig vor Kollegen und Kunden den running Gag zu bringen mich als die schlechteste IT-Journalistin aller Zeiten vorzustellen. Die Leute wüssten ja, wie das gemeint sei. Nein, wussten sie nicht. In dieser Redaktion bekam ich um die 1000 Franken weniger als meine männlichen Kollegen, obwohl ich die gleiche Arbeit verrichtete und zwar gut und gewissenhaft und entweder dieselbe oder bessere Ausbildung hatte, älter war oder viel länger im Unternehmen.
Ein anderer Chefredaktor versicherte mir bei jedem Jahresgespräch, ich werde genau gleich bezahlt wie die Männer der Redaktion. Dass er mir hier mehrfach ins Gesicht gelogen hatte zeigte sich, als ich nach ihm eine Chefredaktorin bekam, die das richtigstellte und meinen Lohn zumindest etwas anpasste. Ich bekam dann noch immer nicht gleich viel wie alle Männer, obwohl ich qualitativ und quantitativ gleich viel schrieb (bei einem 80 statt 100%-Pensum) und zudem noch als Produzentin (eine aufwendige Arbeit, die im Heft nicht direkt sichtbar ist) tätig war. Als es ans grosse Sparen ging im Verlag, wurde nicht etwa der teuerste Redaktor oder der jüngste oder der, der erst kurz da war entlassen, sondern die Frau. Der Herr Verleger besass tatsächlich die Frechheit, hintenrum sich und anderen die Frage zu stellen, was ich eigentlich tue. Befördert und protegiert wurden auch eher (nicht immer) die Männer.
So lange diese Ungleichheit besteht, müssen wir für unsere Rechte eintreten und kämpfen. Bis ein Umdenken stattfindet, was zum Glück, vor allem bei jüngeren männlichen Kollegen bereits im Gange ist. Doch es gibt noch viel zu tun, bis die Überheblichkeit im Denken vieler Vorgesetzen und Kollegen ausgemerzt ist. Dazu gehört natürlich auch, dass Männer z.B. bei Themen wie Kindererziehung usw. gleichberechtigt sind. Dass sie auch zu Hause bleiben können bei den Kindern, weil junge Familien sich nicht mehr für den Mann als Ernährer entscheiden müssen, weil der mehr verdient. Ein erster Schritt wäre, den Leugnern der ungleichen Behandlung/Bezahlung von Frauen, das pardon, Maul zu stopfen.
Und natürlich, dass der Streik am 14.6. ein richtiger Streik sein darf und Redaktorinnen der sogenannten etablierten Medien wie NZZ & Co. an diesem Tag ihre Arbeit niederlegen dürfen, ohne mit Konsequenzen rechnen oder einen Ferientag dafür opfern oder den reibungslosen Ablauf garantieren zu müssen. Genau darum geht es doch in einem Streik: Aufzuzeigen, dass es ohne die Streikenden eben NICHT geht.
Ein Streik ist ein Streik ist ein Streik. Alles andere ist absurd.
Dazu noch ein Beitrag der Republik:
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