Am 26. März 2015 hatte ich mich bei der gross angekündigten
Plattform medienfrauen.ch ordnungsgemäss angemeldet. Endlich, so dachte ich,
gibt es so ein Netzwerk auch in der Schweiz. Endlich tun sich Frauen, die etwas
zu sagen und zu bieten haben zusammen, können sich austauschen, voneinander
profitieren. Und auch der Presse oder den Medien allgemein, der Wirtschaft und
der Gesellschaft dürfte es gut tun, wenn Frauen zeigen, was sie können und
sagen, was sie denken. Eine Bereicherung für alle also.
So weit, so gut. Ich wurde auch prompt von Frau T., eine der Initiantinnen, die hinter dem Projekt
stehen, kontaktiert und gebeten, meinen Lebenslauf noch etwas auszubauen, was
ich tat und ihr zuschickte. Ihrer Anfrage nach einem professionellen Bewerbungsfoto,
da sie „auf gewisse Normen für die
Qualitätssicherung der Datenbank angewiesen“ sei (was ich durchaus
nachvollziehen kann), konnte ich nicht sofort nachkommen, befand ich
mich doch in dem glücklichen Zustand, mich längere Zeit schon nicht mehr habe
bewerben zu müssen.
In Anbetracht der Tatsache, dass ein gewisser Teil der
Fotos anderer Kandidatinnen in der Medienfrauen-Datenbank aber ebenfalls weder professionell
noch von besonderer Schönheit oder Originalität und schon gar keine offiziellen
Bewerbungsfotos sind, erlaubte ich mir,
vorsichtig Einspruch zu erheben. Lieferte aber, falls es sich um ein
fototechnisches Problem hinsichtlich einer zu niedrigen Auflösung handele,
sofort das offizielle, professionelle Impressum-Foto vom Verlag, in dem ich
angestellt mit, nach.
Ich zitiere Frau T. aus
dem Interview mit persoenlich.com: „Wir sind eine professionelle Plattform,
also sollte man sich auch dementsprechend präsentieren.“ Ist nachvollziehbar. Ich
frage mich dann allerdings, was auf einer derartigen professionellen Plattform
Fotos mit Wiese,
Wasser, Gemäuer oder grünen Holzwänden im Hintergrund zu suchen haben, Bilder
von Damen am Steuer ihres Autos, im Profil mit Mikro und Manuskript in der
Hand, Schwarz-weiss-Raster vorm Gesicht, mit Kopfhörern und bunten Kappen auf
dem Kopf oder vertreten mit einem Ganzkörperbild im Garten, nur mit der Lupe
erkennbar? Ich persönlich habe nichts gegen derartige Fotos, sie peppen das
Ganze etwas auf, zeigen die Individualität und Kreativität der Frauen, machen
die Sache weniger steif und gehen im Notfall noch als Kunst durch.
In froher Erwartung und voller
Vorfreude wartete ich auf die Freischaltung meiner Daten. Aber es passierte
nichts. Vier lange Wochen nicht. Ich fragte nach, ob ich denn nun in den
heiligen Kreis der Schweizer Medienfrauen aufgenommen werde. (Ich drückte mich
diplomatischer aus). Wurde ich nicht, bis heute nicht, genau 12 Wochen nach
meiner Anmeldung und nach zweimaliger Nachfrage per E-Mail. Auf die ich
übrigens keine Antworten bekam. Dafür liegen meine Daten dort jetzt ungenutzt
brach, ohne, dass ich sie selbst löschen kann.
Ein etwas irritierendes
Verhalten. Dabei moniert Frau T. doch gerade Folgendes, ich zitiere: „Wenn Frauen gleich selbstbewusst auftreten wie Männer,
werden sie schnell als frech oder zu kritisch abgestempelt“ und: „Als junge
Journalistin und Politik-Studentin fehlen mir die Frauen im öffentlichen
Diskurs. Wir leben im 21. Jahrhundert, das ist einfach nicht mehr zeitgemäss.“
Aber da war ich wohl selbst für Frau T. doch zu selbstbewusst oder schlichtweg
zu frech.
Oder woran liegt es, dass ich
verschmäht werde? Bin ich doch seit über 15 Jahren als Journalistin,
Redaktorin, Produzentin und Autorin in der Schweizer Medienbranche professionell
unterwegs und kann, wenn es verlangt wird, zu fast jedem Thema meinen Senf
dazugeben. Zudem: „Zurzeit fehlen mir
noch Medienfrauen mit langjähriger Berufserfahrung in der Gruppe“, so T. im
Interview. Ich wäre eine. Damen aus meiner Altersgruppe sind in der Tat sehr
rar vertreten. Wollen die oder dürfen die nicht?
Am Geschlecht kann es
ausnahmsweise auch nicht haken, ich bin eindeutig eine Frau. Glaube ich
zumindest. Gibt es Herkunftsbeschränkungen? Ich lebe und arbeite nicht nur in
der Schweiz, ich habe mir sogar in einer Prozedur, die locker mit jener im Film
„Die Schweizermacher“ mithalten kann, den Schweizer Pass erarbeitet. Bin ich
fachlich nicht kompetent (wer entscheidet das per Ferndiagnose?) oder kann mich
die Initiantin nur einfach nicht riechen? Gibt es bei medienfrauen.ch eine von
persönlichen Befindlichkeiten abhängige Auslese? Habe ich mit dem „Fotofall“
meine Chance ein für alle Mal verspielt? Entspreche ich nicht der ISO-Norm für
Schweizer Medienfrauen? Bin ich aus dem Kreis des Vertrauens für immer
ausgeschlossen, bevor ich überhaupt je aufgenommen wurde?
Ich fragte ein drittes Mal nach,
direkt auf der Facebook-Seite von medienfrauen.ch. Natürlich wurde meine
Anfrage umgehend gelöscht. Frau T. schrieb eine kurze Mitteilung, dass sie sich
melde. Was sie natürlich nicht tat.
Verstehen Sie mich nicht falsch:
Ich bin mir durchaus im Klaren, dass medienfrauen.ch sehr gut ohne mich leben
kann. Wie auch ich nicht auf sie angewiesen bin. Es wäre aber trotzdem schön
gewesen, sich hin und wieder mit Gleichgesinnten auszutauschen, neue,
interessante Frauen zu treffen und andere Sichtweisen auf die Welt zu bekommen.
Das Vorgehen irritiert mich einfach, eine kleine Begründung, wieso man nicht in
die Datenbank aufgenommen wird, wäre doch nicht zu viel verlangt. Und die Frage
ist doch: Will man ein professionelles Netzwerk aufbauen oder nicht? So wird
das jedenfalls nichts.
Es grüsst eine autonome Medienfrau.
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