Montag, 6. Juni 2016

Glücklichsein ist nichts für Anfänger




Glücklichsein ist was für Anfänger und gleichnamiges Lyrik-Debüt von Benedikt Maria Kramer nichts für Pussys. Wer Kramers Schreibe kennt zum Beispiel aus seinem hauseigenen Literaturmagazin SUPERBASTARD , fragte sich sowieso schon seit Jahren, wieso es so lange gedauert hat, bis seine Texte in einem eigenen Buch veröffentlicht wurden.

Nun ist es da, erschienen in Andreas Niedermanns Songdog Verlag Wien (www.songdog.at/blog), und haut dem geschätzten Leser eine geballte Ladung Leben in die Visage. Und dieses Leben ist alles andere als ein Zuckerschlecken. Kramer verzichtet von Anfang an darauf, dem Leser gefallen zu wollen. Er erzählt die ungeschminkte Wahrheit. Virtuos spinnt er kleine Dramen um Verzweiflung, Angst und Einsamkeit wenn du jetzt umkippst, rettet dich niemand, über Zärtlichkeit und Verlust-Schmerz und in den Sand gesetzte Beziehungen Wo bist du Baby? Dein Äffchen sehnt sich nach deinem blassen Arsch. Und immer bleibt der Traum von der vollkommenen Liebe:

Ich komme
in dir
in Jesus
in allem
in Gott

Kramer ist ein kleines Mädchen in Ballettschuhen, das man umarmen will, weil es mal wieder eine Pirouette versaut hat oder dem man links und rechts eins auf die Backen geben möchte, weil er einen schmerzhaft an die eigenen Unzulänglichkeiten erinnert.

Kramers Geschichten lauern überall. Ein Entziehen ist nicht möglich. Jede Nacht ein Gedicht und nichts zu verlieren, außer Geduld. Dabei ist der Autor manchmal ein Eisberg auf der Suche nach einem Dampfer, viel mehr aber noch ein Dampfer auf der Suche nach dem finalen Eisberg.

Auch wenn die Texte mitunter schwer und auf den ersten Blick deprimierend wirken, schafft es Kramer doch immer wieder, auf den letzten Metern das Ruder nochmal rumzureißen. Nach der Lektüre fühlt man sich zweifelsohne besser. Weil man weiß, da draußen ist einer, dem es ähnlich geht wie einem selbst. Oder noch beschissener. Vor allem aber, weil es verdammt gute Texte sind.

Warum den Tempel anzünden?
Warum nicht?

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