(Bild: Haiku Deck)
Hier kannstes hören
Gestern Abend zappte ich ziellos durchs famose Fernsehprogramm und blieb
hängen an der Synapsen auflösenden Sendung „Schwiegertochter gesucht“. Dass
dort Leute die Liebe suchen, die auf dem Markt nicht so die tollsten Chancen
haben, weil sie entweder nicht so schön oder intellektuell leicht
unterbelichtet sind – meistens ist beides der Fall – ist mir eigentlich egal.
Auch, dass sie sich manchmal kaum artikulieren können. Ich bin da relativ schmerzunempfindlich
und denke mir: Ach, lass sie doch, die solln ruhig auch mal.
Wenn ich dann aber
die Stimme von der vermaledeiten Vera Int-Veen aus dem Off höre, wie sie die
gute, alte Alliteration bis zum Erbrechen strapaziert, dann krieg ich doch
schon mal ne Krise. Pardon, kausale Krise wollte ich sagen.
Da schwappt die Kamera vom sehenswerten Sachsen, wo sich die hitzköpfige
Hundehalterin Hedwig und ihr Berner Sennehund Benny in die kräuselnden
Kurzhaare kriegen, rüber zum quirligen Quintett am belanglosen Bodensee, wo der
galante Großkotz Gabriel seine drei grazilen Grazien seiner müden Mutter bei
strapazierfähigem Streuselkuchen vorstellt.
Und kaum habe ich diese schönen Sätze halbpatzig verdaut, kommt auch
schon der Cut ins kolossale Königreich, wo sich Badenixe Beate auf einer
thailändischen Tropeninsel zu später Stunde gerade zwischen dem hosenbeanzugten
Hutträger Hartmuth und dem mähnenlosen Mähdrescherfahrer Manfred zu entscheiden
versucht.
Später beim trauten Tête-à-tête mit dem
kurligen Kurierfahrer Klaus aus dem klasse Kiel träumen die knallharten
Konkurrenten von der atemberaubenden Amateurprostituierten PingPong, die sich
im Laufe des Abends allerdings leider als lachender, lasziver Ladyboy entpuppt.
Im schönen Sauerland flirtet unterdessen die flinke Friseurin Froni –
frisch geschieden von ihrem heiligen Hells Angel Hubert – mit dem
läufigen Lederhosenfetischisten Lars. Dieser schiebt ihr spontan seine zuckende
Zunge in ihr mopsiges Münchner Mündchen. Das sieht nach einer feuchtfröhlich,
malerischen Maul- und Klauenseuche aus. Mir steht der abgestandene Angstschweiß
auf der schneeweißen Stirn. Wer denkt sich bloss so eine blähende Bullenkacke
aus? Sicher ein ganz schlauer Schwanz, ein räudiger Redakteur mit psychischen
Problemen.
Doch da kommt schon der beleibte Brotliebhaber Bernhard und hält um die
Hand seiner beanspruchten Busenfreundin aus dem blendenden Berlin an. Die
kichert keusch und sagt: Nein. Da guckt der Bernhard bedröppelt. Doch da feixt
die fesche Fiona, passionierte Puzzleliebhaberin, dummdreist daher, denn sie
wittert wachsam ihre neue Chance, bei Bernhard leichtfüßig zu landen.
Ich gehe schwankend an den kühlen Kühlschrank in meiner kleinen Küche und
schnapp mir allen Alkohol, den ich finden kann. Im taufrischen Thailand ist unterdessen
ein neuer Tag angebrochen und der rastlose Rasenballliebhaber Rudi
verabschiedet sich gerade von seiner turteligen Taube Trudi, die
geistesgegenwärtig geheimnisvoll tat und den Kelch des Kurzarbeiters an sich
vorbeigleiten ließ.
Gebissträgerin Gitta, Möchtegern-Modell aus dem moussierenden Magdeburg
bleibt ihm erhalten, denn sie hat das multifunktionale Minigolftournier flink
und famos für sich entschieden. Der lahme Kameramann Lothar grinst ein lasches
Legionärsgrinsen.
Ich zappe zitternd durch den Äther. Salmonellen, höre ich nur noch. Sauertöpfische
Salmonellen aus dem Saarland. Dann fliegt der brünstige Bernhard in seinen
neuen Flip Flops auf die feudale Fresse. Finito!
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