Es ist schwierig, konzentriert zu arbeiten. Es ist
schwierig, überhaupt zu arbeiten. Es gibt tausende von Ablenkungen. Abgesehen
vom Lärm, der unablässig durchs Fliegengitter schwappt, bekomme ich permanent
Besuch. Mal steht der Museumsdirektor aus Mumbai in meinem Studio, mal die
Chefin vom Goetheinstitut aus Delhi. Sanskritschülerinnen und Institutsbesucher
wollen sehen, was the artist in residence zustande bringt. Ich kann es Euch
sagen: NICHTS.
Anstatt zu schreiben, habe ich angefangen zu malen. Aus Mangel
an Material benutze ich Öl aus der Küche, Curry, Curcuma, Eier, die Reste
meines Vitamin-B-Drinks. Momentan sind die Bilder etwas gelblastig. Die
Pülverchen, die sich die Menschen am Holi-Festival ins Gesicht schmieren,
eignen sich auch nicht wirklich, denn sie vertragen sich weder mit Wasser noch
mit Öl. Ich kannte mal eine Malerin, die ihre Werke nur mit Wasser aus dem
Vierwaldstätter See energetisierte, wie sie es nannte. Vielleicht lieβe sich
etwas reiβen, wenn ich heiliges Gangeswasser verwende? Irgendwelche Eso-Fritzen
finden sich immer, die auf solchen Schmarrn abfahren.
(Ausschnitt aus Varanasi - Endstation Ganges; das Buch erscheint 2019)
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