Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben: Im Zweitjob
sind Sie Service-Dienstleister. Und zwar in allen Lebenslagen und an der
eigenen Person. Wir wiegen, fakturieren und bringen heute unsere Post selbst
auf den Weg. Wir erstellen unsere Tickets im Internet und erledigen unsere
Geldgeschäfte online in Eigenregie. Am Flughafen checken wir selbständig ein
und beamen und scannen uns durch sämtliche Sicherheits-Barrieren, wo früher
eine minder nette Flughafenmitarbeiterin unsere Bordkarte entzwei gerissen hat.
Auch im Supermarkt erledigen wir zunehmend die Bezahlung in Personalunion am
Scanapparat und unser Zugbillet erkämpfen wir uns an komplizierten Maschinen,
die öfter ausser Betrieb sind als der gemeine Spanier Siesta hält. Wo wir
früher einem Menschen begegneten, steht uns heute ein Automat gegenüber und
meistens im Weg.
So weit, so gut. Oder eben nicht. Aber warum zum Teufel
bezahlen wir dann auch noch Gebühren für die Nicht-Leistung Anderer, wo wir
doch alles unter Schweiss und Tränen selbst erledigen? Diese Frage sollten wir
uns in der Tat stellen und der sich immer weiter ausbreitenden Servicewüste den
Kampf ansagen, wenn nicht gar den Krieg erklären. Schluss mit Handwerkern, die
zu spät kommen, in der Hoffnung, wir haben die halbe Arbeit bereits selbst
verrichtet und dafür noch horrende Summen einsacken. Schluss auch mit
verdreckten, lauten Hotels, im Morgengrauen - einer Invasion gleich - einmarschierenden
Putzkolonnen und Minibarpreisen, die anmuten lassen, dass uns das Gesöff von
einem 5-Sterne-Haus-Kellner serviert und kredenzt wird. Genug mit
Zusatzgebühren am Bahnschalter für einen Service, der früher ganz normal zum
Tagesgeschäft der Bahn zählte. Schluss mit überhöhten Ticketpreisen für
überfüllte, unpünktliche Züge mit versifften oder geschlossenen Latrinen oder Parkgebühren,
die auch für einen Helikopter-Landeplatz gelten könnten. Ein Ende mit
Bankgebühren für Leistungen, die kein anderer als Sie selbst liefert. Schluss
auch mit versteckten Preiserhöhungen für heimlich reduzierte Packungsgrössen.
Wenn wir uns nicht auflehnen, werden wir eines Tages unseren eigenen Sarg im
Self-Service-Bestattungscenter zimmern und, schon erkaltet, den Startknopf für
unsere eigene Einäscherung drücken.
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