Donnerstag, 17. Januar 2013

SERVICE





Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben: Im Zweitjob sind Sie Service-Dienstleister. Und zwar in allen Lebenslagen und an der eigenen Person. Wir wiegen, fakturieren und bringen heute unsere Post selbst auf den Weg. Wir erstellen unsere Tickets im Internet und erledigen unsere Geldgeschäfte online in Eigenregie. Am Flughafen checken wir selbständig ein und beamen und scannen uns durch sämtliche Sicherheits-Barrieren, wo früher eine minder nette Flughafenmitarbeiterin unsere Bordkarte entzwei gerissen hat. Auch im Supermarkt erledigen wir zunehmend die Bezahlung in Personalunion am Scanapparat und unser Zugbillet erkämpfen wir uns an komplizierten Maschinen, die öfter ausser Betrieb sind als der gemeine Spanier Siesta hält. Wo wir früher einem Menschen begegneten, steht uns heute ein Automat gegenüber und meistens im Weg. 

So weit, so gut. Oder eben nicht. Aber warum zum Teufel bezahlen wir dann auch noch Gebühren für die Nicht-Leistung Anderer, wo wir doch alles unter Schweiss und Tränen selbst erledigen? Diese Frage sollten wir uns in der Tat stellen und der sich immer weiter ausbreitenden Servicewüste den Kampf ansagen, wenn nicht gar den Krieg erklären. Schluss mit Handwerkern, die zu spät kommen, in der Hoffnung, wir haben die halbe Arbeit bereits selbst verrichtet und dafür noch horrende Summen einsacken. Schluss auch mit verdreckten, lauten Hotels, im Morgengrauen - einer Invasion gleich - einmarschierenden Putzkolonnen und Minibarpreisen, die anmuten lassen, dass uns das Gesöff von einem 5-Sterne-Haus-Kellner serviert und kredenzt wird. Genug mit Zusatzgebühren am Bahnschalter für einen Service, der früher ganz normal zum Tagesgeschäft der Bahn zählte. Schluss mit überhöhten Ticketpreisen für überfüllte, unpünktliche Züge mit versifften oder geschlossenen Latrinen oder Parkgebühren, die auch für einen Helikopter-Landeplatz gelten könnten. Ein Ende mit Bankgebühren für Leistungen, die kein anderer als Sie selbst liefert. Schluss auch mit versteckten Preiserhöhungen für heimlich reduzierte Packungsgrössen. 

Wenn wir uns nicht auflehnen, werden wir eines Tages unseren eigenen Sarg im Self-Service-Bestattungscenter zimmern und, schon erkaltet, den Startknopf für unsere eigene Einäscherung drücken.

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