FÜR EINE NEUE ARTENVIELFALT
Um unsere Vogel- und Insektenwelt ist es schlecht bestellt. In den letzten
30 Jahren haben wir rund 80 Prozent aller einheimischen Insekten ausgerottet.
Gründe dafür sind unter anderem die auf immer mehr Effizienz ausgerichtete
Landwirtschaft, um immer optimiertere Erträge zu erhalten, der Einsatz von
Insektiziden und Pflanzenschutzmitteln, die engmaschige Besiedlung, der stark
zunehmende Strassenverkehr sowie massive Lichtverschmutzung. All das hat dazu
beigetragen, dass in rasantem Tempo die Insekten immer mehr von der Bildfläche
verschwinden, ihre Zahl besorgniserregend schrumpft und viele Arten bereits
ausgestorben sind. Insekten sind nicht nur schädlich. Sie tragen zu einem
gesunden Ökosystem bei.
Insekten sind auch die Hauptnahrungsquelle für Vögel. Auch ihr Schrumpfen
ist alarmierend. Viele Arten haben wir in unseren Breitengraden bereits
ausgerottet, andere stehen kurz davor wie Kiebitz, Rotmilan, Bläss- und Perlhuhn,
Turteltaube, Tafel- und Eiderente, Alpenschneehuhn, Schnepfe, Trappe, Fischuhu,
Laufhühnchen, Weidenammer, Steinhuhn, Bartgeier, Steppenadler, Lerche, Eisvogel,
Wiesenpieper und viele mehr. Von den rund 200
Brutvogelarten der Schweiz sind mehr als die Hälfte aktuell oder potenziell
gefährdet. 14 Vogelarten unseres Landes sind sogar europaweit bedroht, wie die Rote
Liste der Vögel Europas zeigt. Zugvögel, die im warmen Süden überwintern,
kommen zurück und legen oft schon gar keine Eier mehr, weil sie weder Platz zum
Brüten, noch genügend Nahrung finden, um ihre Jungen füttern zu können.
Dramatisch sieht es auch bei den Bienen aus. Durch die neusten Insektizide
aus der Gruppe der Neonikotinoide sterben ganze Bienenvölker. In manchen
Wintern starben schweizweit mehr als 50 Prozent aller Bienenvölker. Die
fleissigen Bestäuber haben es nicht leicht: Fehlendes Nahrungsangebot lässt sie
hungern, Pestizide schwächen sie, Krankheiten setzen ihnen zu und fehlende
Nistplätze machen sie obdachlos. Wenn es so weitergeht, können wir bald unsere
Obstbäume, wie es in den USA und China beispielsweise schon der Fall ist, per
Hand bestäuben.
Die Schweizer tun viel für den Umweltschutz, aber immer mit Blickwinkel auf
den Menschen und dessen Wohlbefinden. Der Naturschutz, der mindestens genauso
wichtig ist, wird dabei leider oft vernachlässigt. Es ist 5 vor 12! Soweit die
schlechten Nachrichten.
Und hier
die gute: Sie können im Kleinen etwas dagegen tun:
Bepflanzen Sie Ihre Balkone mit Blumen, Gräsern und Kräutern. Säen Sie wilde
Blumenwiesen, statt zentimetergenau gestutzte Zierrasen. Mähen Sie den Rasen
nicht zu oft. Lassen Sie Wildpflanzen (Unkraut) auch mal stehen. Wer sie nicht
im Blumenbeet möchte, soll sie zumindest mal am Hausrand und um Bäume herum ein
bisschen wuchern und Blüten treiben lassen. Beschneiden Sie nicht permanent jede
Hecke, jeden Strauch und Baum. Betreiben Sie urban gardening auf Ihren Flachdächern,
praktizieren sie guerilla gardening im öffentlichen Raum und säen oder
pflanzen Sie mal zwischen Beton einfach ein paar Blumen oder Kräuter. Schaffen Sie wieder
Lebensraum für Insekten und Vögel, denn ohne sie kann der Mensch irgendwann
auch nicht mehr existieren. Helfen Sie mit – der Natur und sich selbst zuliebe.
Herzlichen Dank
Aktion für Biodiversität
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