Am kommenden Wochenende belege ich einen Romanworkshop zum Fokus Dialoge. Vorab-Hausaufgaben: selbst einen Dialog verfassen und ein Beispiel für einen sehr gelungenen Dialog aus einem Roman mitbringen. Hier das Ergebnis:
Ich: Du sag mal, ich gehe demnächst an einen Romanworkshop
zum Thema Dialoge schreiben und soll da ein Beispiel für einen aus meiner Sicht
sehr gelungenen Dialog mitbringen, fällt Dir da auf die Schnelle was ein?
B.: Ach was, machst Du das für Germanistikstudentinnen?
Ich: Das hättest Du wohl gern. Nein, ausnahmsweise bin ich
mal Schulmädchen. Man lernt ja nie aus.
B.: Sehr süss, aber das hast Du doch gar nicht nötig. Oder
ist der Lehrer ein Schnucki? So mit angenähten Ellenbogenschonern.
Ich: Das wäre dann ja fast schon wieder geil. Nee, weiss ich
nicht, können wir uns wieder auf die Literatur konzentrieren bitte!
B.: Naja, alles von Ionescu und natürlich Woyzeck.
Ich: Ah, Woyzeck, gute Idee. Geht mir ja ähnlich: Von den
Vorgesetzten ausgebeutet und vom Freund betrogen. Ausserdem komme ich ja aus
Leipzig.
Ich blättere im Woyzeck herum, kann da aber nichts passendes
finden.
Ich: Wo bist Du eigentlich gerade?
B.: In der Hölle. Ich sitze in einem Wartezimmer und
vermisse die Zeiten, als ich noch Privatpatient war. Wie bei Sartre.
Ich: Du warst Privatpatient bei Sartre? Ich vermisse übrigens
die Zeiten, als ich noch Patient war, wenn Du verstehst, was ich meine.
B.: Dann nimm doch Einer flog über das Kuckucksnest.
Ich: Das wären dann wohl eher Monologe. Oder innere Dialoge
zwischen Persönlichkeiten ein und derselben Person. Was hältste denn von Platon,
Shakespeare, Rimbaud? Soll wohl aber was modernes sein wahrscheinlich.
B.: Homo Faber, Besuch der alten Dame?
Ich: Ein Theaterstück? Ich weiss nicht. Die hab ich ausserdem
grad nicht vorrätig, ich hab die Dialoge doch nicht im Kopf.
B.: Ach nicht? Das wäre doch das Mindeste.
Ich: Was ist denn mit Endstation Sehnsucht? Das hab ich aber
nur auf Englisch. Das Stück sah ich übrigens mal in Hamburg. Das nackte, blasse
Gesäss von Ben Becker aus der zweiten Reihe. Grossartig!
B.: Im Liebesleben der Hyäne sind ein paar sehr gute
Dialoge.
Ich: Hank? Das ist denen sicher zu aufmüpfig. Was wäre denn
mit Steppenwolf?
B.: Das hab ich seltsamerweise nie geschafft ganz zu
lesen.
Ich: Komisch, ich auch nicht. Wohl zu deprimierend. Der Idiot vielleicht?
B.: Was denn da?
Ich: Irgendwo in der Mitte. Es geht um Kunst und Gott.
B.: Damit punktet man, klar!
Ich: Nee, dann nicht. Bin auch noch nicht wirklich
zufrieden damit. Ich dachte noch an Elementarteilchen, aber die Dialoge da drin sind
zu kurz und bei genauerer Betrachtung so gut nun auch wieder nicht. Ich schaute
auch noch in Arenas' Wenn es Nacht wird. Da gibt's gar keine Dialoge. Hätte ich
nicht gedacht. Auf sowas achtet man doch beim Lesen nicht. Und wenn, fallen
einem doch höchstens schlechte Dialoge auf, nicht? Wie in Axolotl Roadkill zum Beispiel. Und so ein zusammenplagiatiertes, schlecht geschriebenes Werk wird dann die Sensation der Literatursaison.
B.: In Romanen gibt's generell wenig Dialoge. Und weisste
warum? Weil die das alle auch nicht können. Wieso müsst Ihr überhaupt Beispiele
mitbringen? Das ist doch wieder so ein Trick des Lehrers, um Zeit zu schinden.
Gehn auch Filmdialoge?
Ich: Keine Ahnung, der Pate oder was? Oder aus Coppolas' Der
Dialog! Schenkelklopfer. Ich könnte ja unseren Dialog hier als Beispiel
anführen. Ach nee, soll ja ein sehr gelungener sein.
B.: Na ich find ihn gelungen.
Ich: Du findest ja alles gelungen, was wir verzapfen.
B.: Is ja auch so.
Ich: Also gut. Ich werde mich blamieren. Sei's drum.... Oder
vielleicht doch aus Tod eines Handlungsreisenden? Die Leiden des jungen
Werther? Faust? Der Kaufmann von Venedig? Die Buddenbrooks? Der Zauberberg?
Krieg und Frieden? Siddhartha? Die Verwandlung? Wendekreis des Krebses? Effi Briest? Lady Chatterley? Nee,
jetzt weiss ich's: Rotkäppchen. Der Dialog zwischen Rotkäppchen und dem Wolf.
Warum machst Du jetzt so grosse Augen?
B.: ---
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