DAS ZIMMER
Morgen hacken sie meine Wohnung zu Kleinholz
Ich – Vagabund wider Willen
Wegelagerer
Ausquartierte
Ausrangierte
ich sitze in meinem Airbnb
unterm Dach mit Blick auf den See
5,3 Kilometer Luftlinie entfernt
und trotzdem fühle ich mich
wie im fernen Exil
das WLAN ist vorhanden
doch ich kann mich nicht überwinden
das 12-stellige Hieroglyphen-Passwort einzugeben
der angekündigte Fernseher fehlt
nicht, dass man den bräuchte
mit diesem Verblödungsprogramm
und Sommerloch-Wiederholungs-Marathon
aber die Abende werden wie in Varanasi sein
keusch, asketisch und etwas einsam
so in einem Haus mit Gemeinschaftsbad
und lauter seltsamen Fremden unter einem Dach
unten gleiten Stand-up-Paddler vorbei
immerhin keine Leichenteile
wie mitunter im Ganges
zwei Enten scheinen sich zu fragen
was der Scheiss soll
sie lachen
bevor der Enterich auf die… na wenigstens die
draussen lärmender Verkehr
in mir Stille
früher war das andersrum
sollte ich den Ort erkunden
von dem es heisst
da sei NICHTS?
das wäre mehr als man erwarten kann
das Nichts ist das Sein
das Gelände ist abschüssig
der Stuhl, auf dem ich throne
rollt beängstigend rückwärts
ich hoffe mal schwer
keine Metapher für mein Leben!
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