Wenn man die moderne, karg eingerichtete katholische Kirche
Bruder Klaus im baselbieterischen Liestal betritt, kann man sich nur schwer
vorstellen, dass sie der richtige Ort für ein fröhlich-orientalisch
angehauchtes Singspiel sein könnte, wie es Mozarts Oper "Die Entführung
aus dem Serail" ist. Überhaupt erwartet der Besucher derartige
Aufführungen, insofern sie nicht rein konzertant sind, eher in einem dafür
vorgesehenen Hause, kurz: der Oper. Und auch das eher spärliche Bühnenbild, die
wenigen Requisiten sowie zusammengestrichenen Dialoge lassen im ersten Moment nicht
erahnen, dass es dann auf der Bühne, oder besser unter und neben der Kanzel,
doch noch nach gewohnt mozart'scher Manier ziemlich wild zu und her gehen würde.
Die beiden vorerst einzigen und aufs Wesentliche
reduzierten Vorstellungen am 18. und 19. April fanden im Rahmen der sogenannten
"Stimmband Konzerte" (www.stimmbandkonzerte.ch) statt, mit denen
Initiantin Jeanne Pascale Künzli ehrenamtlich jährlich Konzerte für
Musikbegeisterte organisiert. Künzli, Organisatorin und Sopranistin in
Personalunion, legte in die Rolle der Konstanze jenen Tiefgang, mit dem Mozart,
neben köstlichem Humor, dieses Singspiel geadelt hat. Ihr klarer Sopran hätte
die Glasbilder der Kirche um ein Haar zum Bersten gebracht; deren abgebildete
Engelsgestalten hätten es nicht besser machen können.
In Anbetracht der Tatsache, dass kurz vor der Premiere das
Orchester krankheitsbedingt ausfiel – grossartig virtuos Caspar
Dechmann am Flügel als kompletter Orchesterersatz – und dass die Protagonisten
ihr Singspiel quasi in Eigenregie daherzauberten, kann man nur den Hut ziehen,
vor der Leistung aller Beteiligten, inklusive der Farnsburg Singers, die,
wunderbar orientalisch kostümiert, den Janitscherchor des Stückes gaben.
Perfekt besetzt die Rolle des Belmonte mit
Tenor Raimond Wiederkehr, der den verliebten spanischen Verlobten Konstanzes
mit überzeugendem Schmerz und der der Rolle angedichteten nötigen leichten
Feigheit und Unterwürfigkeit sang und spielte.
Ebenfalls die Rolle auf den Leib
geschrieben bekamen Tenor Pascal Marti als Diener Pedrillo und Christa
Fleischmann (Sopran) als Blondchen (hier ausnahmsweise brünett), die beide
neben solidestem Gesang auch ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellten.
Erich Bieri, Bass, brillierte als stimmstarker und urkomischer
Palastwärter Osmin, dem man nur allzu gern noch einen zusätzlichen Akt zugehört
und -gesehen hätte.
Ganz der Tradition folgend, dass die Stimmband-Konzerte
eben nicht der Tradition der Werke unbedingt folgen, mimte Schauspieler Daniel
Buser überzeugend als Bassa (Pascha) Selim nicht nur konsequent den Weisen aus
dem Morgenland, sondern mitunter auch den verliebten Macho, der die gefangene
Konstanze nur sehr widerwillig mit ihrem Befreier und Geliebten Belmonte ziehen
lässt.
Alles in allem eine sehr runde Vorstellung, die Mozart mit
Sicherheit mit Freudentränen und Schenkelklopfen goutiert hätte.
Weitere Stimmband-Vorstellungen der "Entführung aus
dem Serail" sind in Planung sowie die Konzerte "On the Rocks
(Melodien von Bond bis Rock) im September.
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