Sonntag, 3. Februar 2013

RELIGION



Religion ist das Bedürfnis nach einer Abkehr von der Vernunft. Streichen Sie Begriffe wie Sünde, Gnade und Moral aus Ihrem Wortschatz. Mussten Sie in einer Sekte aufwachsen, verklagen Sie Ihre Eltern. Religiöses Denken ist der Weg des geringsten Widerstands für unser kognitives System. Unglaube strengt an, ist bewusste Arbeit. Wer verzichtet darauf nicht gern einmal? Religion ist nur oberflächlich betrachtet tröstlich, denn sie verlangt täglich ihre Opfer und Kasteiungen. Entscheiden Sie selbst, wo Ihre Schmerzgrenze liegt. 

Essen Sie auf dem Fussboden, verzichten Sie ein Jahr lang auf Sex, beten Sie rückwärts die gemeine Schmeissfliege an oder opfern Sie Ihre Weisheitszähne dem heiligen Medicus Dentarius. Melken Sie koschere Ratten oder heilige Kühe, beweihräuchern Sie Ihre Latrine, richten Sie Ihre Wasser- oder Krampfadern gen Mekka aus, beträufeln Sie Ihren Gebetsteppich mit dem Menstruationsblut jordanischer Jungfrauen oder trommeln Sie sich im Lorbeerbusch Ihre inneren Geister aus den Synapsen. Schliessen Sie sich zu Bruder- oder Schwesternschaften zusammen, heulen Sie den Vollmond an, mutieren Sie zur Laus, lassen Sie den Pabst Ihren Kopf tätscheln oder lassen Sie sich mit dem Ufo abholen. 

Machen Sie zur Gesetzgebung und zur Exekutive, wen Sie wollen, beichten, beten Sie, lassen Sie sich verdammen oder erlösen. Tanzen Sie im Kaftan um den heiligen Maulwurfshügel. Halten Sie sich fünfzehn Frauen oder bewerben Sie sich bei DSDSA (Deutschland sucht den Superasketen). Opfern Sie Ihren Verstand auf den Altären von Sekten, Kirchen, Tempeln, Moscheen und Synagogen. Wenn Sie unbedingt den Märtyrer spielen wollen, dann sprengen Sie sich in einem verlassenen Braunkohletagebau oder in der Wüste in die Luft. Passen Sie aber auf, dass Sie dabei nicht versehentlich einen vergessenen Kumpel oder ein Kamel mit in den Tod reissen! 

Es soll hier keinem sein Glaube ausgeredet werden. Doch in Gesellschaften, wo sich Menschen sicher und versorgt fühlen, geht es auch ohne. Machen Sie was Sie wollen, aber halten Sie keinen Anderen - besonders nicht Ihre Kinder - dazu an, dasselbe zu tun.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen