Montag, 20. Februar 2017

SMART HOME



Toaster says no!
oder 

Die Rache des klugen Hauses


Als ich gestern Morgen den Toaster bestücken wollte, verweigerte er mir den Zugang. Auf der Digitalanzeige leuchtete in roten Lettern der Satz: Sie haben das zulässige Gewicht für 2 Stück Toast überschritten, bitte begeben Sie sich zur Personenwaage. Erst hielt ich es für einen dummen Scherz meines Partners, aber nein, der Toaster verriegelte selbststätig einen seiner beiden Schlitze. 

Noch leicht entsetzt ob der Unverschämtheit meines Küchengeräts trottete ich ins Bad und stellte mich auf meine digitale Glas-Waage mit 50 Gramm genauer Center-Point-Wiegetechnik. Ich stand gut im Fett, auch Wasser hatte ich zur Genüge, Muskelmasse war nicht nachweisbar. Diese bösen Tatsachen veranlassten meinen Fitness Tracker an meinem Handgelenk dazu, wie irre zu vibrieren und mir freundlich aber bestimmt mitzuteilen, dass ich heute bisher nur 21 Schritte gelaufen war und ich noch etwa 80‘000 benötigte, um den Toaster wieder zu entsperren. 

Beim Begriff entsperren durchfuhr mich eine Art Blitz, denn ich hatte vergessen, dass die Waage so programmiert ist, dass sie bei entsprechendem Kampfgewicht automatisch den Kühlschrank verriegelt. Mein Puls raste, das Armband gab einen durch Mark und Bein gehenden Alarmton von sich. Gut, was solls, dachte ich, dann eben nur Kaffee. Die Kaffeemaschine verweigert allerdings ab einem Blutdruck von 145:80 ihren Dienst. Aber egal, Kaffee ohne Milch ist eh nicht mein Ding und die steht bekanntlich im Kühlschrank. Der sich nicht öffnen lässt. Das heisst nur mit einem Code, der bei meinem personal eHealth-Coach hinterlegt ist und dieser rückt den Code nur raus, wenn die Waage ihm ihre Zustimmung gibt. Davon war nicht auszugehen.

„Sie haben eine Mail“, hörte ich eine Stimme aus dem Off. Ich konnte mir nicht erklären, woher sie kam, denn Handy und Laptop waren noch gar nicht aktiviert. Sprach der Toaster zu mir? Nahm mich mein Kühlschrank auf den Arm? Würde der Herd gleich eine Nachricht drucken? Nein, es war der Rauchmelder, der wohl irgendwie fehlprogrammiert war. Der Kühlschrank, so las ich am aussen angebrachten Display, bestellte unterdessen eigenmächtig Milch und Toast nach, Lebensmittel also, deren Herausgabe oder Bearbeitung die Geräte mir sowieso verweigern. 

Ich versuchte mich des Fitness-Armbands zu entledigen, aber ähnlich wie bei einer elektronischen Fussfessel für Sexualstraftäter, würde dieses bei unerlaubter Abnahme todsicher irgendein Amt alarmieren, zum Beispiel das BfdEvD (Bundesamt für die Einhaltung von Diäten), also liess ich es bleiben. 

Ich überlegte, wie ich dem digitalen Wahnsinn entkommen und die bösen Geräte austricksen könnte und hatte eine tolle Idee: Glücklicherweise stammt meine Wohnung aus einem anderen Jahrhundert, ich drehte kurzerhand die Sicherungen raus. Dummerweise hatte ich vergessen, dass bei etwaigem Stromausfall, keine Ahnung wie, die automatische Diebstahlsicherung zum Tragen kommt. Die Jalousien rollten sich in Windeseile runter, die Tür schnappte zu und ich sass in der Falle. Im Dunkeln. Ohne Frühstück. 

Ich schaltete das Smartphone an und bestellte mir etwas zu essen beim Drohnen-Lieferservice. Dann wählte ich den Notdienst. Nach 40 Minuten in der Warteschleife war ich immerhin 2460 Schritte gegangen. Fehlten nur noch 77‘519 bis zum nächsten Toast. Draussen prallte eine Drohne gegens verrammelte Fenster …

(Erstveröffentlichung Computerworld 3/17)

Donnerstag, 2. Februar 2017

Freudscher Versprecher




So
meine Liebe, bis zum Sechs, sagte er
ein Freudscher
der ihn teuer zu stehen kommen sollte