Donnerstag, 24. November 2016

Neulich bei

Ich, leicht frustriert durch den Laden schlendernd.
Onduliertes Italienerfrettchen mit gezupften Augenbrauen kommt angetrippelt.
Er: "Kann ich Ihnen behilflich sein?
Ich: "Danke, aber leider gibt es alles, was mir gefällt und was ich suche nur in Miniaturgrösse."
Er: "Oh, wir haben auch Kleidung für ...", schaut mich an und deutet mit den Händen eine Matrone an.
Ich: "Ich kann nichts entdecken."
Er: "Was suchen Sie denn?"
Ich: "Ein Kleid. Elegant und aufmüpfig zugleich."
Er: "Die Jacken sind grösser geschnitten."
Ich: "Danke, aber ich brauche keine Jacke." Er zeigt mir eine Jacke und schaut mich etwas mitleidsvoll an. Dann scheint er eine Eingebung zu haben, strahlt, springt juchzend durch den Laden und ruft "Ich habe was ganz Tolles für Sie!"
Ich schöpfe schon Hoffnung, dass ich wider Erwarten doch noch an ein Kleid komme.
Dann steht er vor mir: "Wie wärs mit einer Tasche?"


Montag, 21. November 2016

Bullshit Redundanzen im Daily Business



Wenn der Tag lang ist, ist auch viel Zeit für Meetings, währenddessen die Liste der Pressemitteilungen, Artikelangebote und Einladungen zu Medien-Events und Konferenzen ins Unermessliche wächst. Allein schon durch die Unmenge an Informationen und Material neige ich zur Überforderung. Erschwerend kommt hinzu, dass ich meist gar nicht verstehe, worum es geht. Offensichtlich spreche ich eine andere Sprache.

In einer Einladung werden mir beispielsweise Keynotes von höchst ausgewiesenen Referenten versprochen. Ausgewiesen worin? Oder müsste es heissen wohin? Ich weiss es nicht, ist leider nicht meine Kernkompetenz. In der nächsten Mitteilung ist die Rede von Hürden, die es zu überspringen gilt. Ich würde die Nachricht gerne an die Sportredaktion weiterleiten. Wenn wir eine hätten.

Und während ich dem Chef ein Update – Aufgewärmtes von der letzten Sitzung, an das er sich nicht mehr erinnert – gebe, werde ich im darauffolgenden Gespräch um Commitment gebeten. Proaktiv, versteht sich. Weil ich aber nicht genau weiss, was das ist und was ich dafür tun muss, setze ich das Topic erst einmal auf die Watchlist. Etwas im Auge behalten ist immer gut, da bin ich für den Notfall vorbereitet, wofür auch immer.

Inzwischen kommt ein Praxisbericht reingeflattert, bei dem es um ein Rollout geht. Mich überkommt das dringende Verlangen, mich ebenfalls ein- oder auszurollen. Gleich vor Ort auf dem Teppich. Und während ich so als ungenutzte Human Resource daliege, werden Projekte getrieben, und ich frage mich: wohin eigentlich? Auf die Alm? Zwischendurch verlangt ein Manager von mir, der Untergebenen, nach einem Input. Er seinerseits gibt natürlich ausschliesslich Feedback. Auch wenn er dafür keine Liability übernimmt.

Es ist Zeit für eine Change, Management! denn irgendwie läuft es ein bisschen suboptimal. Wir bräuchten dringend ein Briefing, eine Status-Quo-Analyse oder eine Mediation, durch einen Troubleshooter oder besser noch eine extra eingerichtete Task Force, für die Challenge eines Assessments, Upgrades oder Relaunches. Sonst wird das nichts mit dem Turnaround und dem Benchmarking und es folgt unweigerlich das Downsizing.

Also raus aus der Comfort zone, wir müssen Out of the Box denken, innovativ brainstormen, wir brauchen Results, Success und Revenue! Und Transparenz. Genau, ich werde jetzt ISOCE (Internal Strategy Officer of Creative Exploitation). Da werden soft skills zu hard facts, macht euch auf was gefasst!

Outplacement der Chefetage wäre manchmal nicht das Verkehrteste, denke ich mir gerade, doch da streikt auch schon die IT. Ich muss ein Ticket lösen, obwohl kein Zug kommt, immer soll ich was auf dem Radar haben, selbst wenn die Flugbegleiter streiken, ich soll Gas geben und alle Kollegen abholen (wo?, warum?), immer will einer jemanden ins Boot oder an Bord holen, obwohl kein Gewässer in Sicht ist, nicht mal, wenn man aus dem Zeitfenster schaut. Und wer zum Teufel rudert eigentlich?

Das ist doch alles nicht skalierbar, verdammt! Es wäre nett, wenn Sie mir diese Fragen, auf Redundanzen verzichtend, zeitnah, ich meine asap, also sofort! beantworten würden. Its time to go2market!

(Ersterscheinung in Computerworld vom 18.11.2016)

Freitag, 18. November 2016

Donnerstag, 17. November 2016

Gastrokritik


Meine Gastro-Erlebnisse dieser Arbeitswoche in meiner näheren Umgebung:

Montag

Vapiano: Zur Stosszeit dringend zu umschiffen. Unsäglicher Lärm vom massenhaften Besucheransturm. Innerhalb kürzester Zeit riecht man nach verbranntem Öl, das überall aus schlecht geputzten Woks und Pfannen vor sich hinqualmt. Die Einrichtung ist ungemütlich (grosse Tische, die einen zwingen, auf unbequemen Hochstühlen mit jeder Menge Fremder auf Tuchfühlung zu gehen). Alles viel zu eng und überfüllt. Wie in einem Wartesaal. Die Wartezeit in der Schlange betrug für einen Salat geschlagene 20 Minuten. Obwohl vor mir nur 3 Personen standen, die alle dasselbe bestellten und von 2 "Köchen" simultan bedient wurden. 


Das Personal an den Herden kann man gut und gern als die Erfinder der Langsamkeit bezeichnen. Ein Stück Fleisch meiner sowieso schon extrem mager ausfallenden Surf- und Turf-Zutaten landet im Schälchen meines Nachbars. Ich bestelle ein Bitterlemon. In Zeitlupe schlurft der Koch zum Kühlschrank, nimmt erst einen Lemon Tea, dann ein Sprite, dann ein Tonic aus dem Regal. Ich höre mich "Bitterlemon, L e m o n, nicht Lemontee, nein Schweppes nicht Sprite, nein kein Tonic, B i t t e r l e m o n" rufen. In meinem Salat ist die falsche Sosse. Die Suppe meiner Kollegin ist schon lange kalt. Weil ich sie so lange sitzen liess, hole ich Espresso und was kleines Süsses als Entschädigung. Am Ende steh ich wieder in der Schlange, diesmal an der Kasse, um 47 Franken abzudrücken. Ich erwäge kurz, einfach zu gehen, würde wahrscheinlich nicht auffallen.


Dienstag

balthazar - food from home: Das Ambiente erinnert an ein ungemütliches Ikea-Restaurant. Man hat die Wahl zwischen Teigwaren mit irgendwas, Gnocci mit irgendwas und anderen Teigwaren mit irgendwas anderem. Sieht alles schwer nach Matsch und Tapetenkleister aus. Die Bedienung hinter der Theke ist (wie gewöhnlich) pampig-schnippisch. Widerwillig fragt sie nach: "Chääs?" "z'Trinkä?", während sie im Besteckkasten kramt, irgendeinen Dreck am Messer erspäht und anstatt es aus dem Verkehr zu ziehen, mit ihren virenverseuchten Fingern abwischt. Ich bin kurz davor zu fragen, ob sie es nicht lieber ablecken wolle. Als ich mir selbständig ein neues Messer nehme, starrt sie mich hasserfüllt an. Das Essen ist für ein Selbstbedienungsrestaurant viel zu teuer, zudem wirklich schlecht und liegt noch Stunden später wie Wackersteine im Magen, verursacht Sodbrennen und depressive Laune. Das dazu gehörende Dessert (Nuss-Schoko-Gebrösel unter gelbem Kleister = nicht geniessbar) eignet sich allenfalls als Fugendichtung. Ich befördere es dorthin, wo es hingehört: In den Kübel.

Mittwoch

Samsung-Kantine: Meist gehts schnell, Preise sehr moderat, Personal immer freundlich. Atmosphäre wie in einer Kantine. Das ist für eine Kantine okay. Essen je nachdem wie der Koch drauf ist. Mein Curry mit Crevetten schmeckt einigermassen, hat aber mit Curry (indisch, thai, was immer) nichts zu tun. Das dazugehörige Minidessert ist undefinierbar, aber rosa und süss. Geht also als Dessert gerade noch durch. Draussen Regen. Passt zur allgemeinen Stimmung.

Donnerstag

Starbucks: Ich entscheide mich nur aus Zeitgründen und aus Mangel an besseren Gelegenheiten dafür. Um 14:30 komplett in der Hand von Credit Suisse-Mitarbeitern ("wir müssen das Projekt vorantreiben, wenn sich nur XY nicht querstellen würde") und Müttern mit kreischenden Kleinkindern (sophistcated Kinderwagen bilden einen Parkour für fortgeschrittene Artisten). Ich stehe lange an, obwohl nur eine Person vor mir ist. Ich kann das Angebot in der Auslage nicht erkennen, weil die Scheibe komplett beschlagen ist. Ich frage, was das da unten links sei. Antwort: $#@×÷cheese und Pita$%@#$. Ich entscheide mich für das Pitadingsbums zum da essen - der Name Pita oder Pitta soll wohl gesunde Ernährung/Spiritualität/Exotic vortäuschen, um Pitabrot handelt es sich schon mal nicht. Vielleicht ist es ein Sandwich für den indischen Pitta-Ernährungstyp. Man weiss es nicht und fragen lohnt nicht, das Personal ist gleichermassen ahnungslos, wie es muffelig und auch sichtlich überfordert ist. Für den süssen Abgang nehme ich noch so eine Art Minibrownie mit Marshmallow. Der erste in meinem Leben. Ich weiss auch warum: es schmeckt einfach grauenvoll. 

Der tall (hier nicht hoch/gross/lang sondern klein) Chai (ind./russ./arab. für TEE) Tea Latte kommt to go, als im Pappbecher, obwohl ich sitze. Er ist viel viel viel zu süss (laue Milch mit Zucker) und sinnlos überteuert. Pita schmeckt nach Raufasertapete mit grünlichem Käseersatz und lässt weder Spirit noch Gesundheit aufkommen, kostet aber 8.50. Ich steige über Kinder und Wagen. Hinter mir der Banker-Debattierclub, vor mir ein Kind, das mich permanent anstarrt, bis ihm seine Mutter irgendeinen Matsch ins Gesicht schiebt. Mir ist schon schlecht, bevor ich die Hälfte vertilgt habe. Vestärkt wird das Ganze durch den Backround Sound eines irischen Betroffenheitslyrikers.

Am Freitag muss ich auf SBB und Deutsche Bahn zurückgreifen. Es ist also nicht davon auszugehen, dass es besser wird.

Fortsetzung folgt ...



Mittwoch, 16. November 2016

Kramer und Klossek bei den Lokalhelden

In ein paar Tagen ists soweit: Kramer und Klossek suchen die Lokahelden, Augsburg heim. Vorbeikommen und sich fürchten.