Mittwoch, 30. März 2011

Scheiss erneuerbare Energien


Der Kornkreisverein vom Planeten Visotellus konnte sich über die Struktur des in Wiltshire zu konstruierenden Kornkreises nicht einigen. Als man endlich ein Konzept erarbeitet hatte, dem vier von sieben Teilnehmern zustimmten, graute bereits der Morgen. Die Gruppe musste somit leider unverrichteter Dinge den Platz verlassen. Bedauerlicherweise war der Solarakku des Ufos über Nacht leer gelaufen. Blöderweise hatten die Dilettanten weder einen Ersatzakku dabei, noch hatten sie sich über die Wetterlage in Wiltshire im Vorfeld ihrer Mission kundig gemacht. Das Geheimnis um ausserirdisches Leben würde am 30. März 2011 um 5:33 Uhr für immer aufgedeckt werden.

Montag, 28. März 2011

Matisses wahre Intensionen

Bild: Susann Klossek

Als Matisse die leicht vorgewölbte Frucht seiner Studentin betrachtete, kam ihm für einen kurzen Moment der Gedanke, die Anatomiestudien in die Horizontale zu verlegen, und es der kleinen lüsternen Schlampe gehörig zu besorgen. In letzter Sekunde besann er sich und ergoss sich in seine Schafswollunterhosen.

Die Szene wurde auch fotografisch festgehalten --->

Freitag, 25. März 2011

Bis die Schwarte kracht


Will man heutzutage gemütlich frühstücken oder ein ganz normales Mittagessen zu sich nehmen, stösst man immer öfter an die Grenzen der Gastronomie. Man muss unverrichteter Dinge von Dannen trotten und seine Eier wieder selber kochen. Der neue Trend, oder besser die neue Seuche dieses Frühlings heisst allerorten BRUNCH. Das in der Fernsehserie "Dallas" erfundene Mittelding zwischen B wie Breakfast und Unch wie Lunch. Nun, für Sue Allen, J.R. Jewings Ex, war das die einzige Möglichkeit, überhaupt irgendwie an ihr Frühstück zu kommen. Zu frühmorgendlicher Breakfastzeit lag sie ja in der Regel noch besoffen im Bett.

Aber ich bin keine texanische Alkoholikerin. Ich hätte gern einen ganz normalen Kaffee, ein Brötchen, ein Ei und einen Orangensaft. Nichts zu machen. Ich muss das ganze Brunch-Paket kaufen. Ich kann gar nicht so viel in mich hineinstopfen, wie ich für den Preis abessen müsste, dass es sich buchhalterisch einigermassen lohnt. Ich muss mich also von Zehn bis Zwei durch irgendwelche Buffets kämpfen, auf denen die Teller mit den leckeren Sachen immer gerade leer sind, wenn ich komme.

Die Brunch-Kunden sind in zwei Kategorien einzuteilen: Die eine Sorte, die es sich finanziell - und meistens auch figurtechnisch - nicht leisten kann, frisst so viel in sich hinein, dass man Angst haben muss, sie fliegen einem beim nächsten Pfefferminzpastillchen buchstäblich um die Ohren, weil sie geplatzt sind. Die zweite Sorte, hat was sie hat und es nicht nötig aufs Geld zu schauen. Sie knabbern vier Stunden an einem Vollkorngipfeli, trinken Cappuccino, legen sich später eine Tranche Alaskalachs auf den Teller und schlürfen zwischen zwei Zigärrchen ihr Cüpli. Und das nicht zu knapp. Ganz hip sind Motto-Brunches wie bespielsweise der japanische Zen-Brunch, also asketische Entsagung und reine Leere am Buffet (50 Franken pro Person), oder der Russische Brunch mit Wodka, Kaviar, Balalaika-Musik und einer Kotztüte gratis dazu.

Kürzlich verschlug es mich zum Cuba-Libre-Brunch. Ich befürchtete schon, man würde uns Reis mit Bohnen und Bohnen mit Reis auftischen und dazu die Internationale skandieren. Aber es gab schon früh am Morgen spritzige Mojitos, knackige Kubaner spielten Salsa und auch das Buffet wartete mit jeder Menge karibischer Köstlichkeiten auf, die der gemeine Kubaner wahrscheinlich noch nie zu Gesicht bekommen hat. Und dann stand er plötzlich neben mir: Fidel Castro! Mit einer dicken Zigarre im Mund schob er mich mit seinen dünnen Fingern beiseite und schaufelte sich den gesamten Lachsvorrat auf seinen Teller.

"Aber Herr Castro", sagte ich "Wollen Sie nicht auch noch etwas für die anderen Gäste übriglassen?"

"Nein", sagte Fidel barsch und kratzte das Schälchen Meerrettichschaum fein säuberlich aus.

"Denken Sie denn gar nicht an die armen Leute, die auch Hunger haben?", hakte ich nach.

"Das isch mir gliich!" antwortete Fidel auf Schwizerdütsch und kraulte sich seinen in dünnen Fäden herabhängenden Bart. Gut. Fidel Castro war nicht wirklich Fidel Castro, sondern mein Nachbar der Herr Egli, der sich nur für Fidel Castro hält. Aber sie ähneln sich schon sehr. Nicht nur äusserlich. Auch der echte hat ja bekannterweise nicht wirklich etwas für sein Volk übrig. Aber ich schweife ab.

Solange das Buffet wieder aufgefüllt wird, denke ich mir, bestelle ich mir eben noch einen Kaffee. Ich winke den Kellner heran. Schon nach zehn Minuten kommt er an meinen Tisch.

"Einen Kaffee bitte."

"Cappuccino, Espresso, Double Espresso, Ristretto, Café Latte, Schale, Mokka..."

"Nein, einen ganz normalen Kaffee creme, wenn's keine Mühe macht."

"Den haben wir heute leider nicht im Angebot. Ich könnte Ihnen aber den Irish Coffee, den..."

"Nein, ich will keinen Irish und auch keinen Scottish Coffee. Wäre es vielleicht möglich den Irish Coffee ohne Irish zu bekommen?"

Nein, es war nicht möglich. Der Kellner schaute schon sehr verzweifelt aus der Wäsche. Ich erlöse ihn und bestelle einen Cappuccino.

"Mit Milchschaum oder mit Schlagsahne?"

"Milchschaum, aber bitte mehr Kaffee, weniger Milch."

"Da muss ich die Maschine erst neu einstellen."

"Schon gut, einen Cappuccino mit Milch, wie er aus Ihrer voreingestellten Maschine kommt."

"Mit einer arabischen, afrikanischen oder kolumbianischen Kaffeemischung?"

Ich will mich gerade für die kolumbianische entscheiden, wenn Sie verstehen, was ich meine, da fügt er kleinlaut an "Oder vielleicht doch besser einen Kaffee Haag?" Wirke ich zu aufgeregt, oder was?

"Okay, streichen Sie den Kaffee und bringen sie mir einen Orangensaft."

"Frisch gepresst, pasteurisiert, aus der Plastikflasche, der Glasflasche, dem Tetrapack?"

"Aus der Orange Herrgott nochmal!!", schreie ich.

Ich frage Herrn Egli, ob er zufälligerweise seine Machete dabei hat. Hat er nicht. Der Kellner kommt also gerade nochmal davon. Bei der ganzen Bestellprozedur habe ich dummerweise den zweiten Sturm auf das Buffet verpasst. Wer zu spät kommt, den bestraft eben das Leben. Oder die Zürcher Gastronomie-Mafia. Hungrig, durstig und mit leerem Portemonnaie trotte ich davon und kaufe mir im Migros ein Paket Frischbackgipfeli. Als ich den Laden verlasse, laufe ich an einem Schild vorbei: Morgen, ab 9:00 Uhr, grosser Migros-Brunch. Wohl bekomms!

Donnerstag, 24. März 2011

Mobilmachung


General Hamza al Koussa hatte genug. In einer Nacht- und Nebelaktion mobilisierte er seine Untergrundkrieger des Stammes der Wüstenhunde, um gegen Gaddafi zu Felde zu ziehen. Dieser Hackfresse musste dringend der Garaus gemacht werden. Koste es, was es wolle!!!

Dienstag, 22. März 2011

Ab sofort "desperate mousewife"als eBook !!!


Mein neuestes Buch "desperate mousewife - Wollen Sie die Datei Karriere wirklich löschen?" gibt es ab sofort als eBook zum downloaden bei allen eBook-Distributoren (libri.de, mediamarkt, book.ch, buch.ch, beam-ebooks.de, thalia.de usw.). Es kostet 14,10 Franken (Orell Füssli will 17,05 Fr.) oder 11,99 Euro. Es kann entweder als PDF oder ePub runtergeladen werden. Natürlich gibt es "desperate mousewife" auch weiterhin überall als Taschenbuch.

Hier nochmals der Klappentext:

Als Journalist kriegst du einen Arschtritt, wenn du richtig liegst und du kriegst einen Arschtritt, wenn du falsch liegst. Auch der Weg des Buchautors ist steinig. Keiner will für die Poetenlaufbahn mit dir ins Bett. Wir sind eine Ansammlung von Schatten, vollkommen in ihrer Bedeutungslosigkeit. Momentan bin ich, wie man so schön sagt, in den besten Jahren. Ich frage mich, was kommt, wenn die erstmal vorbei sind.

für alle, die UNTEN sind


Heute, ausnahmsweise, einmalig, erstmals und nie wieder, ein Text von jemand anderem. Genau gesagt ein Songtext, für alle, die unten durch sind. Hört es Euch an, Leute (Link zum Lied unten) und dann steht auf und macht Euch auf den Weg. Herzlichst, Eure Therapeutin.

"Oben" by Rainald Grebe

Es gab eine Zeit, da hab ich in Champagner gebadet,
Das war nicht irgendeiner, das kannst'e mir glauben.

Ich war auf den geilsten Aftershows dieser Stadt,
Ich wurde immer eingeladen, eingeladen.
Und der rote Teppich klebte an meinen Schuhen,
Der ging gar nicht mehr ab.

Ich hab mir, ich wollt mir für Barbara Streisand Konzertkarten kaufen, für 500€.
Da ruft die VW VIP-Lounge an und sagt:
"Herr Grebe sind sie wahnsinnig, sie sind doch eingeladen, eingeladen, eingeladen."
Hab ich gesagt:
"Ich möchte einmal im Leben was selber kaufen, lasst mich bitte diese Karte kaufen, ich möchte diese Karte kaufen."
Das hab ich dann auch gemacht.

Ich hab mir 'nen Porsche Cayenne gekauft,
Was sonst nicht meine Art ist.
Ihn zu Schrott gefahren und durch'n Bugatti ersetzt.
Und diese Zeit,
Ist jetzt.

Oben,
Ich bin oben.
Ist das schön.
Von oben,
Runter zu sehen.

Es gab eine Zeit,
Da hab ich bei Kaisers Rasierklingen geklaut,
Weil die einfach zu teuer waren. (stimmt ja auch)
Jetzt kann ich mir Klauen einfach nimmer leisten,
Denn der Ladendetektiv, schaut mich die ganze Zeit so komisch an,
Und er sagt: "Bitte Herr Grebe, ich will ein Autogramm, ein Autogramm." (stimmt doch auch)

Oben,
Ich bin oben.
Ist das krass.
Eben noch unten,
Und jetzt das.

Seit mein Geld für mich arbeitet,
Mach ich nur noch Sudokus.
Arschbomben und Sudokus den ganzen Tag.
Auf der Dachterrasse nebenan findet gerad' ein Fotoshooting statt,
Fette Models in (...) als hätte Rubens sie gemalt.

Seit mein Masseur mit mir Maumau spielt,
Schlaf' ich durch.
Seit ich einen Anwalt habe,
Brauch' ich ihn auch.

Oben,
Ich bin oben.
Ich hab's geschafft.
Ich les' gerad' ein Buch:"Die klassenlose Gesellschaft"
Ich hab sehr gelacht.

Es gab eine Zeit, da war eine Putzfrau das Allerletzte.
"Es ist dein Dreck, den machst du gefälligst selber weg!" (stimmt ja auch)
Jetzt kniet irgendeine Olga über meinem Klo, kratzt meine Kacke weg,
Es hat ein bisschen gedauert aber mittlerweile, mittlerweile,
Schaue ich ihr gern' dabei zu.

Unten.
Die ist unten,
Zurecht.
Und das hat mit Zufall nix zu tun,
Oder Pech.
Oben das wissen auch die Vögel,
Fliegt sich's einfach viel entspannter.
Oben, das wissen alle, die mal da waren,
Laufen die Dinge von selbst.

Seit mein Anlageberater mit mir skyped,
Schlaf' ich durch.
Wer skyped der bleibt.

Jetzt kommt's:
Spielt für mich.
Spielt für mich.
Spielt für mich.
Jungs,
Spielt für mich.

Oben. (Er ist oben)
Ich bin oben. (Er ist oben)
Seht ihr mich? (Er ist oben)
Wahrscheinlich nicht, bin zu weit oben. (Er ist oben)
Er.. Ach das bin ja ich, ich bin oben. (Er ist oben)

Ich bin zu weit oben, ich entferne mich, ich entferne mich, (Er ist oben)
Ich entferne mich, ich entferne mich. (Er ist oben)
Und jetzt, meine Spucke segelt elend lange, ich denke immer sie müsst' unten sein. (Er ist oben)
Aber ich hör' sie nicht, ich hör' sie nicht.

Und jetzt kommt Jungs, kommt,
Tanzt für mich, tanzt für mich.

Neulich traf ich einen alten Freund wieder,
Der kellnert jetzt für 5€ Stundenlohn.
Und ich hab gesagt:
"Was ist das erklär's mir, Stundenlohn ich weiß es nicht, ich weiß es doch nicht. Erklär's mir bitte. Komm'! Komm'! Kannst bei mir pennen. Komm' hoch! Komm hoch wir trinken was. Hab alles da. Und dann reden wir von früher, von den alten Zeiten und tun so als ob nix gewesen wär'. Komm nach oben, nach oben, nach oben, ahhh ahahah
Oben!"
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Montag, 21. März 2011

Mut zur Selbsterkenntnis



Jeder hat in seinem Herzen einen Buchhalter, eine Uhr und ein kleines Paket Scheisse.
Bild: Susann Klossek

Sonntag, 20. März 2011

Warum ich schreibe





Ich muss schreiben. Es ist ein inneres Bedürfnis, ein Drang, dem ich nicht widerstehen kann. Eine Sucht, von der ich nicht befreit werden will. Schreiben befriedigt, beglückt. Ich schreibe, weil ich gern allein bin, gern beobachte und man für diese Tätigkeit nicht direkt mit Menschen in Kontakt treten muss. Weil ein Stück Papier und ein Stift immer und überall aufzutreiben sind. Alles vergeht, das Schreiben bleibt.

Wenn ich schreibe, esse ich nicht. Ich schreibe, um mich später selbst zu zitieren und damit Plagiatsvorwürfen aus dem Weg zu gehen. Ich schreibe aus Rache. Ich schreibe, weil ich sonst zum Attentäter würde. Schreiben füllt die Leere. Schreiben schafft Leere. Schreiben ist wie Sex, nicht immer endet der Akt mit einem Orgasmus.

Schreiben ist ein Egotrip, bei dem einen manchmal ein paar Leute begleiten. Wenn man Glück hat. Oder Pech. Das ist immer eine Sache der Betrachtung. Ich schreibe, weil ich das besser kann als singen. Weil ich zu feige für etwas anderes bin. Weil das mein grösstes - vielleicht einziges - Talent ist. Weil Schreiben das Einzige ist, was ansatzweise Sinn macht. Weil ich mir einbilde, beim Schreiben Entscheidungen zu treffen. Weil ich dann eher an den freien Willen glaube. Ich schreibe, weil ich nicht gern rede. Schreiben ist ein Ventil am Ende meiner Hände, das ablässt, was mein Mund lieber verschweigt. Beim Schreiben verliere ich Hemmungen und gewinne Mut, kenne ich keine Tabus und Grenzen, bin ich frei, bin ich wahr. Ich schreibe, um alles Dogmatische, Moralinsaure, Lebensfeindliche abzuschütteln. Auch, wenn ich das alles selbst manchmal bin.

Ich hatte keine schwere Kindheit und fühle mich in keiner Weise als Opfer. Auch der Begriff Weltverbesserung ist mir fremd. Es geht um mich. Zu behaupten, ich könne oder wolle die Gesellschaft verändern, grenzt an Grössenwahn. Ich möchte keine müden Geister aufrütteln, ich habe nicht den Anspruch, in jemandem das höhere Selbst zu erwecken. Ich habe wahrscheinlich nichts Nennenswertes zu sagen. Man muss nicht grübeln, worauf ich hinaus will, denn ich will im Grunde auf nichts hinaus. Kurz: Ich habe kein Sendungsbewusstsein.

Ich will, dass man mich liebt. Und bewundert. Ich will berühmt werden. Wenn man sich erst die Frage stellen muss, warum man schreiben will, sollte man es vielleicht besser lassen. Schreiben ist keine Arbeit, Schreiben ist ein Auftrag. Und: Der kluge Gebrauch der Sprache, schliesst die Kunst des Schweigens ein.

Montag, 14. März 2011

Der stumme Schrei des Lektors


Der Lektor beim Laub fegen während seiner Anti-Aggressions-Therapie.


Vom Glück kein Lektor zu sein
Einst schrieb ein Autor eine Hymne auf die wunderbare Tätigkeit eines Lektors und ich dachte so bei mir, wie verschieden doch die Menschen sind. Ich für meinen Teil empfinde für jeden Lektor nur grosses Mitleid. Es gibt keinen Beruf, den ich mehr nicht ausüben möchte, als den des Lektors. Ständig sich den ganzen Tag mit Geschichten befassen zu müssen, die einen nicht wirklich interessieren, von Leuten, die es wahrscheinlich nie zu literarischem Ruhm bringen werden, ist eine Aufgabe, der ich definitiv nicht gewachsen bin. Zu gross ist die Schar der Idioten da draussen, die den Lektor tagsein, tagaus mit ihren pseudoliterarischen Ergüssen vollscheissen und ihm seiner kostbaren Lebenszeit berauben. Ich weiss, wovon ich rede, ich bin einer von diesen Idioten.

Palettenweise werden schlechte Texte angekarrt, aus deren Masse der Lektor dann die Rosinen herauspicken, die Nadel im Heuhaufen finden soll. Zu gross der gestapelte Schwachsinn, der stündlich auf den Lektorenschreibtisch regnet, in Papier gebündelte Hoffnungen auf Erlösung aus der Mittelmässigkeit. Lesen, meine liebste Beschäftigung, würde mir dabei endgültig vergällt werden. Ich verstehe jeden Lektor, der Selbstmord begeht. Und vielleicht findet sich unter den tausend Nieten dann doch ein Treffer. Aber dann hat der Verlag andere Pläne, geht lieber auf Nummer sicher, will sich nicht die Finger verbrennen, zieht den Schwanz ein. Was zählt ist, wonach die verblödete Masse schreit, weil Masse gleich Kasse bedeutet. Und dann entscheidet man sich anstatt für den künftigen Nobelpreisträger doch für das neue Buch von Dieter Bohlen.

Am Ende darf man sich mit Möchtegern-Sternchen, die mit 20 ihre Memoiren schreiben, und keinen graden Satz rausbringen, pseudointellektuellen Töchtern von Theaterdramaturgen, die die Hälfte ihres Textes geklaut haben oder in die Jahre gekommenen, renitenten Bestseller-Schreiberlingen um jeden Satz streiten, als gelte es die Grundwerte der Menschheit zu retten. Als Lektor, der vielleicht als einziger wirklich etwas von Sprache versteht, der besser schreibt, als die Autoren selbst, der aber einst von längst resignierenden Lektoren abgelehnt wurde, weil er nicht ins Verlagsprogramm passte. Oder weil seine Manuskripte ungelesen im nimmersatten Schredder landeten. Arme Lektoren, Schattenmänner und Schmerzensfrauen, Geburtshelfer der Literatur, was für ein Leben!


Samstag, 12. März 2011

Selbstgemacht



Heute: Wir basteln uns ein Graffiti.
1. Abbruch-Haus fotografieren
2. Im Fotoshop Graffiti reinbasteln
3. Allen als Dein echtes Graffiti vorstellen

Donnerstag, 10. März 2011

FREE TIBET


In Gedenken an den Tibetaufstand am 10. März 1959. Haltet inne und lasst Euer Herz sprechen.
Foto: Susann Klossek

Dienstag, 8. März 2011

Die Weinprobe



Was macht man in der Mitte eines Zweifrontenkriegs? Man geht zu einer Weinprobe. Diesen Satz eines israelischen Staatsbürgers las ich kürzlich in einem Interview in "Die Welt". Humor haben sie, das muss man den Israelis lassen. Sie verlieren ihn selbst dann nicht, wenn ihnen Raketen um die Ohren fliegen.
Ich selbst hatte kürzlich Besuch von einem jüdischen Freund aus Tel Aviv, der gern einmal Wein, Weib und Gesang frönt. Und da in Helvetien glücklicherweise Frieden herrscht, konnten wir ganz unbelastet an unsere Weinprobe gehen.

Gern wird eine Weinprobe mit einer Lesung verbunden - oder umgekehrt. Entweder will man schlechten Wein mit Literatur aufwerten oder mit gutem Wein von schlechter Schreibe ablenken. An besagter Weinprobe im Keller einer Schweizer Bank, an der ebendieser Freund, meine Mutter und ich nun kürzlich teilnahmen, traf irgendwie beides zu. Was uns nach dem fünften Nachschenken allerdings ziemlich egal wurde.

Der Kellermeister, ein grummliger Herr mit speckigem Haar, nicht mehr ganz im besten Alter, goss uns eifrig ein Glas nach dem anderen mit dem wohltemperierten Rebensaft voll. Der Keller war kühl, das Licht schummrig. Kurz: Ideal, sich in Windeseile, nahezu unbemerkt, sinnlos zu betrinken.

Meine Mutter, die nicht mehr ganz soviel verträgt wie in ihrer Blütezeit, stellte vorsorglich ihre halb geleerten Gläser diskret im Foyer ab. Nichtsahnend, dass sich die Kinder des Bankdirektors, süsse neun und zwölf Jahre alt, genüsslich daran labten. Sie wurden später mit einer Alkoholvergiftung abtransportiert. Auch Saufen will eben gelernt sein. Aber das nur am Rande.
Neben schlechter Lyrik wurde verführerisch duftender Rohschinken kredenzt. Ich war froh, dass ich mich gegen ein Vegetarierdasein entschieden hatte.
"Ich hätte gern ein Stück von diesem Fisch dort", gab mein Gast einen seiner jiddischen Witze zum Besten.
"Das ist ein Schinken", sagte die beleibte Dame hinter dem Holzbrett und schnitt ein dickes Stück Schwein ab. Sie selbst hatte ein wenig Ähnlichkeit mit einer Wildsau. "Es interessiert mich nicht, wie der Fisch heisst", antwortete mein Freund und biss genüsslich in den Schinken. Schlechte Witze spült man am besten mit einem Charmont herunter.
"Was arbeitest Du eigentlich zur Zeit?", versuchte ich das Thema zu wechseln.
"Gar nichts", sagte er bedeutungsschwanger lächelnd. "Wenn man arbeitet hat man keine Zeit zum Geld verdienen. Noch ein Schlückchen Doral gefällig?" Irgendetwas machte ich verkehrt.
"Haben Sie auch einen Kröver Nacktarsch?", fragte ein leicht beschwipster Gast. Um ein Haar hätte die Weinkönigin der letzten Herbstlese doch tatsächlich die Hüllen fallen lassen. Vielleicht hätte sie sich ja doch besser zur Erotikqueen wählen lassen sollen. Schon halb entblösst, lachte sie kurz hysterisch auf, bevor sie vom Kellermeister unsanft ins Abseits gezogen wurde.

Der Dreiklang aus brillanter Textrezitation ("Mann bin ich besoffen!"), mitreissendem Gesang ("Griiiischischer Weiiin") und ausgesuchten Weinen verzückte sogar zu fortgeschrittener Stunde den Kellermeister. Auch er genehmigte sich das eine oder andere Tröpfen und tätschelte in vertraut väterlicher Art diverse Schultern - und später auch Hintern - verschiedener Damen. Wenn das keinen Gutedel wert ist, kam's mir in den Sinn. Schnurstracks entsorgte ich den Chenin blanc in meiner durstigen Kehle, damit man mir nachschenken konnte.

"Wo finde ich die Toilette?", erkundigte sich eine Dame mit einem Hut wie ein Storchennest.
"Das ist eine Bank meine Dame.", sagte mein Begleiter süffisant grinsend. "Hier gibt's keine Toiletten. Hier bescheisst einer den andern." Worauf sich die Dame spontan in ihr Luis-Vuitton-Täschchen übergab. Zeit für einen kleinen Roussette, dachte ich und leerte das Glas in einem Zug.
"Ich hasse meinen Job!", lallte der Herr Bankdirektor feuchtfröhlich.
"Und ich meinen Mann" flüsterte seine Gattin. In Vino liegt eben doch die Veritas.

Zum Internationalen Frauentag


Liebe Feministinnen: Konsequenz ist der einzige Weg zur wirklichen Gleichberechtigung. Bitte gehen Sie mit leuchtendem Beispiel voran. Danke.

Donnerstag, 3. März 2011

Alte Sprichwörter, heute:


DIE SCHEISSE FÄLLT NICHT WEIT VOM DAMM

Anmerkung der Redaktion: Die Skulptur von Dominik Dengl steht im niederbayrischen Simbach und zeigt den Flussgott Aenus, dessen Hinterteil Richtung Braunau in Oberösterreich weist.