Freitag, 26. April 2019

Lesung Galerie am Lindenhof

HEUTE LESUNG 
in der 
GALERIE AM LINDENHOF
18 UHR
PFALZGASSE 3
ZÜRICH

SUSANN KLOSSEK
liest aus
VARANASI - ENDSTATION GANGES
ausserdem aus:
PFERDE WETTEN NICHT AUF MENSCHEN
DER LETZTE GROSSE BLUFF
und
aus dem neusten, gerade begonnenen Roman
sowie ganz kurze Kurzis für alle,
deren Aufmerksamkeitsspanne nicht so lang ist.

Danach gibt's einen kleinen Umtrunk.

Donnerstag, 25. April 2019

Pferde wetten nicht auf Menschen



Amazon hat mir heute PFERDE WETTEN NICHT AUF MENSCHEN vorgeschlagen. In der Tat ein fantastisches Buch. Ich kann es jedem nur empfehlen. Wenn ich es nicht geschrieben hätte, würde ich es glatt kaufen.

Hier ein paar Leseproben daraus.


ich steig jetzt auf eines dieser Segelboote
und steche in See
Richtung Lustland
oder nach Leckmichhausen
egal, Hauptsache weg
raus aus der Mittelmäßigkeit
und Feigheit
die Tage des Zögerns sind ein für allemal vorbei
was ist an VERNUNFT BEGABT?

Pferde wetten nicht auf Menschen
fragt euch mal warum!

manchmal muss man einfach abhaun
damit überhaupt was weitergeht
damit Stillstand nicht
plötzlich ins Rückwärtskriechen übergeht
es richtet sich gut ein
im eigenen Mief
am Anfang stinkt’s noch ein bisschen
und am Ende denkst du, du badest in Rosenwasser

Die einzig richtige Richtung ist eine neue Richtung!

ANGST haben ist ab sofort eine STRAFTAT!
I take a picture of myself und denke: schön! einfach schön!
ich würd’ mich vögeln wollen


Fahnen flattern spöttisch im Wind
ein Rentner hat seine Hose auf Halbmast

KREISVERKEHR

aus dem wir nicht mehr rauskommen
jeder Tag mehr
ist auch ein Tag weniger
das vergessen wir viel zu gern
wenn wir meinen, es ginge ewig so weiter
das kann man sehen, wie man will
für die einen kann die Reise nicht lang genug sein
während die anderen insgeheim hoffen,
sie möge doch um Himmels willen ein Ende finden
auf den Himmel zu hoffen, bringt meines Erachtens nichts
wieso es doch so viele da draußen tun
wird mir immer ein Rätsel bleiben
das Leben – das größte Rätsel aller Zeiten

UNLÖSBAR

das hat uns nur keiner gesagt, als wir den Anmeldeschein ausgefüllt haben
womöglich hat alles einen tiefen Sinn
auch die einfache Konzeption unserer Hirne, die,
könnten sie den Sinn, der allem zu Grunde liegt, fassen
in tausend Sonnen explodieren würden
wir tun das, was wir können: NIX


Schlagzeile des Tages
SINGLES TREIBEN DIE MIETEN IN DIE HÖHE
die Juden
die Schwulen
die Neger
die Ausländer
die Frauen
die Sozialschmarotzer
die Dicken
die Ossis
die Prostituierten
die Raucher
die Besserverdiener
die Ungläubigen
die Autofahrer
die Kinderlosen
die Singles
alle SCHULD was kommt als Nächstes?

und vor wem man sich wirklich in Acht nehmen sollte:
Versicherungsvertretern
freilaufenden Nilpferden
Telefonverkäufern
Verkäufern von Telefonen
Verkäufern an sich
Frauen mit Louis Vuitton Taschen
Männern mit Oberlippenbart
Briefmarkensammlern
Gartenzwergfetischisten
Kampfhunddompteuren
Homophoben
Leuten, die mit Nazis schlafen
Widerkäuern
Schaumschlägern
Hobbypsychologen
Scientologen
Katzen, die sich vegan ernähren
Partnerschaftsvermittlern
parteitreuen Chinesen
Kugelfisch-Köchen
Angstschürern
Drückebergern
Mit-dem-Strom-Schwimmern
psychopatischen CEOs
also CEOs
Arschkriechern
Rückwärtsdenkern
Religionsfanatikern
Weight Watchern
Kostverächtern
Pfennigfuchsern
Management-Coaches
Guantanamo-Betreibern
Kim Jong-un
Inzestlern
Schafen im Wolfspelz
Denunzianten
Typen mit Filzläusen
Drehtüröffnern
Flugzeugträgern
Hosenträgerträgern
Finanzjongleuren
Clownschulschülern
Waschküchenbewachern
CIA-Mitarbeitern
MIR


am Abend herrscht Kriegszustand
der letzte Krümel kümmerlicher Contenance
geht endgültig verloren
Übernahmeschlachten um rosa Brei
und lilafarbenes Speiseeis
Verdrängungs- und Ellbogenkämpfe
um Tiramisu und Schwarzwälder Kirschtorte
so muss es im Vorraum zur Hölle zugehen
wer zaudert, hat verloren
wird unwiderruflich zurückgedrängt
hinter die Feindeslinie
verliert an Territorium
das nicht zurückeroberbar scheint
Teller gehen zu Bruch
Kinder kreischen
speckige Süßkramfinger patschen nach Cremétörtchen und
zermantschtem Schokokuchen
Massaker am Dessert-Buffet
das Volk außer Rand und Band
ist nicht mehr zu halten
stürzt sich auf alles
was nicht niet- und nagelfest ist
und sei es die Dekoration
alles wird gefressen
Matronen im Zuckerrausch
Kolosse von Männern
die aus den Vollen schöpfen
Apfelstrudel-Gefechte und
Crème brûlée-Scharmützel
Blitzkrieg um Vanillepudding
hier wird SCHLAGsahne ihrem Namen gerecht
das Personal beobachtet entsetzt
aus sicherer Entfernung den Kriegsschauplatz
greift nur im äußersten Notfall ein
stellt Wet-Floor-Schilder auf
die im nächsten Moment weggetreten werden
Damen mit aufgetürmten Frisuren und Tellern
schlüpfen in Plastikpantöffelchen aus
holen sich eine Zerrung beim Versuch
das letzte Stück Wackelpudding zu ergattern
sehen sie nicht, dass sie selbst schon genug davon haben
auf den Hüften
die dem Feind in die Seite gerammt werden
als gelte es das Morgenland zu verteidigen
bei der Eierspeise mit Kirschkompott
dann die Entscheidungsschlacht
Russland gegen die Türken
(der Bulgare sieht’s mit Spannung)
der Osmane ein Deut zu langsam
Sisha-benebelt verpasst er den finalen Schlag
geht zu Boden
die letzte Kirsche landet in Putins Näpfchen
Schluss
aus
der Sieg dem Zaren
Rückzug für den Muselmann
aus
vorbei
HEUREKA!
und der Matsch is’ gegessen


der Sommer war ins Land gezogen
heftig und unverhofft
wie der Besuch der Schwiegermutter
und ich war die ganzen acht Tage dabei
und jetzt?
noch im August beginnt es zu herbsteln
vor Ort verschmiertes Grau
Baukräne
die wie Schiffstakelagen in den Spätsommerhimmel ragen
der Sommer verpisst sich
viel zu früh
wie die Vögel
die schon wieder am Packen sind
alle verkrümeln sich aufs Land
zu den Olivenhainen
und schwer behangenen Weinbergen
unter die Sonne Italiens oder
Südfrankreichs
Lavendelfelder und

la dolce vita

und ich
ich laufe Marathon
auf der nächsten Durststrecke


wieder on the road
der Zug schwankt mehr
als dass er fährt
vorbei an Lärmschutzmauern
über denen ein nebliger Himmel wabert
halb vergessene Käffer und
Industriebrachland
im Zug sitzt man heute im RUHE! ABTEIL
die Fahrkarte steckt im iPhone
und der Mann vom fahrenden Kiosk
kredenzt Cappuccino
ich starre in die ÖDNIS wo einst WILDNIS war

Kerouac hat sich das alles anders vorgestellt
die Turmuhr schlägt halb 12
zwei Männer mit Bärten betreten das Abteil
platzieren eine schwarze Tasche zwischen den Sitzen
die Blicke der anderen sagen: TERRORVERDACHT !!!
heutzutage weißt du nie, ob dein Nachbar ein
Schläfer
von der CIA
oder ein normaler Bürger ist
jeder steht unter Generalverdacht

in einem Garten ein Bananenbaum
trotzig streckt er seine zerfledderten Blätter
dem Wind entgegen
er passt in dieses Klima
wie ein Schwarzer in eine Ku-Klux-Klan-Versammlung
Kinder stehen winkend an Schranken
Spießbürgersiedlungen und Herbstwälder gleiten vorbei
auf dem Fahrplan steht: DIE SCHWEIZ RUFT
von mir aus
soll sie rufen
wir müssen ja nicht antworten
Kinder plärren
ein Hund wedelt mit dem Schwanz
als erwarte er jeden Augenblick eine freudige Überraschung
am Bahnsteig steht eine 70-jährige Barbie
sie hebt den Arm zum Winkekatzengruß
dem Jugendwahn verfallen
beweist sie fast schon
MUT ZUR HÄSSLICHKEIT

eine Mutter aus der Gruppe Ganzspätgebärende
unterweist ihre Sprösslinge in der Kunst des gestelzten Daherschwafelns
Merle und Cornelius tragen es mit Fassung
und sauertöpfischem Gesichtsausdruck
er malt *Indianer vor dem Krieg*

ohne Kriegsbemalung



Berlin die Rotzige
Stadt des Pleitegeiers
und der Freiheit
Straßenstrich und Pommesbuden
Hunde, die auf den Gehweg kacken
Kunst
Kultur und
Hartz IV
der Stricher ums Eck
verdreckte U-Bahn-Stationen
in denen es beißend nach Urinat riecht

das Volk pisst auf Euch
und die Sonne geht im Westen auf

Penner und Currywurst
Mauerbruch
Regierungssitz und
Ausverkauf
türkische Gemüsehändler
und pampige Kellnerinnen
mit zu kurzen Röcken und
versifften Schürzen
Latte macchiato-Mütter
Schwabeninvasion in Prenzlberg
Kreuzberger Nächte sind lang
Café Kranzler-Tanten
der Fernsehturm im Industriedunst
Wannsee und Tiergarten und
die Kinder vom Bahnhof Zoo
in die Jahre gekommen oder
TOT

all das einer Großstadt würdig
mit all dem Abtrünnigen und Dreck und
Hoffnung und Liebe
*Wie muss ich mir denn Frau M. nun vorstellen?*, fragt Herr C.
*Es is, wie wenn se dir den janzen Tach vonner Eiche erzählen
und du stellst dir och ne Eiche vor
und wenn de se dann siehst
sieht’se och wie ne Eiche aus*
*Der Goldene Hahn* ist okkupiert von den Trinkern der Stadt
hier geh’n die Leute vor die Tür um NICHT zu rauchen

GÄSTE, DIE TRINKEN
UM ZU VERGESSEN
WERDEN GEBETEN
VORHER ZU BEZAHLEN

Pablo geht zum Automaten
und erlegt eine Rumänin
Blowjob auf der Durchreise
Frau M. sagt, sie sei die Vierfaltigkeit
es fällt ihr schwer mit der Maske zu essen

*hier wird nicht gekifft*, sagt der Techniker
während er sich eine Riesentüte bastelt
mir tropft die Dönersoße ins Dekolleté
*ick liebe intelligente Frauen*
sagt der Mann mit dem halben Bart
(da hab ich ja nochmal Glück gehabt
dass ich nicht intelligent bin)

F. ist betrunken
P. ist betrunken
K. ist sturzbetrunken
mein Gott, wer hat bloß
all den Alkohol hergestellt?
Frau M. ist ausnahmsweise mal nüchtern
(kommt gar nicht gut)
*Mögense lieber Gemüse- oder normalen Döner?*, fragte der Taxifahrer
*Is mir egal. Hauptsache keinen auf der Jacke*,
sagte ich und kratzte mir die Soße vom Reverse


in Honolulu traf ich übrigens Elvis
wo wir beide zufällig
unter derselben Palme
Schatten suchten
wir schrieben den 9. November 57
der King stand kurz vor seinem
allerersten Konzert auf Hawaii
Allen Ginsberg hatte gerade *Howl* rausgebracht
und ich fragte Elvis
was er von den Beatniks halte
er schien irritiert
weil ich über einen minderattraktiven Dichterschnösel reden wollte
anstatt dem König die Aufwartung zu machen
*Beat find’ ich gut*, sagte Elvis
*Aber diese drogenkonsumierenden Schwuchteln, ich weiß nicht recht. Ich bin da etwas konservativ.*
das erstaunte mich jetzt doch
hatte sich doch Elvis
mit seinem Hüftschwung
auch in einem gewissen obszönen Rhythmus
in die Gesellschaft geshaked
und gegen Drogen hatte er
bekannterweise auch nichts einzuwenden
doch bevor ich etwas entgegnen konnte
war er auch schon wieder so schnell verschwunden
wie eine Fata Morgana auftaucht

das Konzert war grandios
er eröffnete es mit *Heartbreak Hotel*
und beendete es mit *Nothing but a hound dog*
die Girls kreischten
und fielen in Ohnmacht
ich war paralysiert
nach dem Konzert traf ich ihn zufällig wieder
als die Wirkung der sechs Blue Hawaii-Drinks nachließ
bemerkte ich
dass ich eigentlich die ganze Zeit
mit Darren Lee gesprochen hatte
einem Elvis-Imitator
aus Kanada!
immerhin der Memphis World Elvis Competition Sieger

er sah aus wie der King
und er sang auch so
und als er meine Hand berührte
geriet ich ein bisschen in Ekstase
innerlich
ich erwog
ihm meinen Zimmerschlüssel
für ein gepflegtes Nümmerchen zuzuschieben
dann erwähnte er seine Frau
*and the two years old twins*
die Stimmung war im Eimer

ich erzählte ihm
dass ich an einem Artikel
über die Beat-Generation schriebe und fragte
was er davon halte
*Beat find’ ich gut*, sagte der falsche Elvis
*Sonst … na ja … aber hat mir die Frage heute nicht schon mal jemand gestellt?*
er schien verwirrt
von mir ganz zu schweigen
*It’s now or never …*
stimmte er noch an
aber er hatte seine Chance verspielt



am Samstag ging ich auf die Rennbahn
ich setzte auf Sieg und Platz
und im Großen und Ganzen auf
lahme Gäule
klar dass ich verlor
ich bin keine Spielernatur
ich hatte keine Ahnung von Pferden
genauso wenig vom Schreiben
sich mit einem Flachmann in der Tasche
auf einer zugigen Tribüne herumzutreiben
machte noch keinen Bukowski aus mir
*Was halten Sie von Cross my Shadow?*
fragte ein leicht verwitterter Alter
*Kein taktklarer Gang, sollte disqualifiziert werden*
sagte ich und nahm einen Schluck aus der Pulle
*Finden Sie?*
*Yeap*, sagte ich und zerknüllte meinen Wettzettel



New York die Unkaputtbare
crispy Himmel überm Washington Square
im klaren Licht kommen Träume angeritten
greifbar
real
als seist du endlich an einem Ziel
das du gar nicht angesteuert hattest
du verfehlst sie, knapp, klar
sie galoppieren vorbei
ein Stück Hoffnung mit sich reißend
weil du unentschlossen warst
gezögert hast

das Leben ist eine Off-Off-Broadway-Show
und du nur die Zweitbesetzung
leise und launisch kommt die Nacht
durch deinen Kopf schießt die Farbe Blau
Träume gehüllt in Seidenroben
ein Zimmer, dessen Wände dich mit gelben Zähnen angrinsen
die Heizung rattert den Sound dazu
unstet
ein bisschen neben dem Takt
unerbittlich
während der Wind durch die Ritzen zieht
und an deinen freigelegten Hüften eine unvollzogene Erinnerung hinterlässt
deine Hand auf meinem Hintern
während du dir jenen des Liftboys vorstellst
der Himmel beginnt zu summen
auf den glänzenden Straßen tanzen stumme Heere
der Sturm kommt die enge Wendeltreppe rauf
fiebrig hockst du auf Kohlen
gleitest auf Nebeln dahin
als paddelte weißes Puder durch dein Blut
es gibt nichts mehr zu leugnen
diese Stadt
ein Lebensgefühl formvollendet
und schön wie einsames Frühlingserwachen
immer und immer wieder
diese Stadt ist auf meiner Seite


die italienischen Männer
selbstverliebte Machos
die ein Leben lang
an Mutters Rockzipfel hängen
und mit 30 Speck ansetzen
diese Männer haben durchaus was für sich
durchaus was an sich
einer Frau etwas vorgaukeln
können sie

erst ein Gelati
dann Fellatio
dass man am Ende
an die eigene Weiblichkeit und
ihre absolute Schönheit glaubt

UNA RAGAZZA REALE
UNA DONNA FATALE

und auch wenn man es besser wüsste
keck mal JA sagt

notti italiane
das Kleid rutscht einen Deut zu weit nach oben
Vino Rossi tropft zwischen die Brüste
die wie die Erde beben
im Pre-Vulkanausbruch-Zustand
eine Leguanzunge leckt trocken
später feucht
er hält mehr
als er verspricht
ich bin eine Kugel Gelati
die langsam dahinschmilzt
zerläuft
sich von sich selbst entfremdet
und im hysterischen Moment
eines neuen Aggregatzustandes
klebrig-süß
im Schlund des Cavaliere
ihr Ende findet



und die Zeit, sie rast
im Intercity-Tempo
im Neigezug
nur der Italiener
der lässt sich Zeit
und Alitalia ist überbucht
der Bus ist überfüllt
oder kommt zu spät
oder gar nicht
und der Taxifahrer hat keine Lust

*dasse isse alles hier Largo Argentina*
sagt er schulterzuckend

und schwubs steh ich auf der Straße
im NIRGENDWO
zwischen zweimillionen Touristen
schön, die Zeiten
als die Chinesen und Russen
noch zu Hause blieben
und der Petersdom ein Gotteshaus war
offen
für jedermann
ohne Eintrittsgebühr und
kilometerlange Schlangen
und Mami ist kurz vorm Kollabieren
in der Sixtinischen Kapelle
Michelangelo
der alte Pädophile
kein Kostverächter war er
käme heute sicher vor Gericht
der Edathy der Hochrenaissance
und
das Forum Romanum
versinkt in rotem Schlamm
die Götter lassen den Himmel weinen
klotzen konnten sie
die alten Römer
Reich zwischen Größenwahn und Blutorgie
Nero das alte Scheusal
kam schon als Steißgeburt zur Welt
mit den Füßen voran
Muttermörder
Selbstmord-Befehler
Pyromane
oh Tacitus, oh Cassius Dio
Meister der Geschichtsfälschung
orientalische Weltuntergangs-Sekte
steckten Christen Rom an?
war Nero der erste Pop-Star der Geschichte
gescheiterter Rebell?

19. Juli 64
der Tag, an dem Rom brannte
und der Stern Sirius erstrahlte am Morgenhimmel



und dann bricht die Nacht ein
am Cap Malheureux
früher als erwartet
und schneller als erhofft
eine Dunkelheit erster Güte
wie es sie bei uns nicht mehr gibt
Zikaden besingen den Sommer
der nie enden wird
und die Luft riecht nach Holz über’m Feuer
der Zuckerbaron, der seine Möbel verbrennt
aus Rosen-, Teak- und Ebenholz
die keiner mehr haben darf
seit dem Ausfuhrverbot
seine Sklaven sind frei
er versteht die Welt nicht mehr
über seine Farm rennen deutsche Touristen
und Holländer, Franzosen
die zum Tatort zurückkehr’n
und der Muezzin ruft zum Gebet
während die Hindus die letzte Leiche abfackeln
und die Christen sich schnell bekreuzigen
und die Buddhisten 5x den Kopf schütteln

und ich hab mich in deine Gedichte verliebt, Graf Z.
und der Leser fragt sich
wer zum Henker ist Graf Z.
wahrscheinlich Graf Z. selbst sogar
weil er nicht weiß
dass ich ihn zum Grafen machte

und so wissen die meisten nicht
dass sie in diesem Buch vorkommen
und lachen sich ins Fäustchen
und sie denken: na so bin ich zum Glück ja nicht
und ich kann nur antworten *sorry, aber: DOCH*
ich sitze im Café
umzingelt von Myriaden von Kleinfamilien
draußen steht der Herbst wie ’ne Eins
und der Sonntag legt sich schwer auf meine Eingeweide
manchmal kippt alles innerhalb von Sekunden
gerade noch auf der Bühne des Lebens
und schon im feuchten Keller in der Statisten-Garderobe
wie gestern, als ich ein neues Smartphone in Betrieb nahm
und mir vorübergehend meine Kontakte abhanden kamen
als ob ihre Abwesenheit irgendeinen Unterschied machen würde
Favoriten-Schwund
und Chat-Verluste
und ich in ’ner mittelschweren Krise
als hätte ich zu früh meine Jungfräulichkeit verloren
oder den Verstand
(ich befürchte beides ist der Fall)

manchmal schwappt man von einer Unzulänglichkeit in die nächste
und ist selbst die größte von allen



und dann schaut ein Islamist vorbei
na der hat mir gerade noch gefehlt!
diese Versager, die es nicht geschafft haben
ein ehrbares Leben zu führen
das Rudel ist weitergezogen
und hat sie am Straßenrand steh’ngelassen
sie hätten den Daumen in den Wind halten
und das Richtige tun können
stattdessen schnall’n sie sich Kalaschnikows
und Sprengstoffgürtel um
und schreien Allah ist groß
wenn der groß wäre
hätte er seine Schäfchen besser im Griff
und würde solche Idioten
ins Umerziehungslager schicken
geführt von Lesben
ohne Kopftuch
und ohne Gnade

der Orgasmus von Schweinen dauert übrigens eine halbe Stunde lang

da könnt ihr noch was lernen

und mittags gibt’s Eisbein
und a zünftige Maas Weißbier
und zum Dessert eine ordentliche Penetration
mit einem übergroßen Schwanz
und wer dann noch nicht geläutert ist
muss 1 Jahr als Volunteer
bei einem Satiremagazin arbeiten
das sollte helfen
Inschallah!


an manchen Tagen gehst du nach Hause
und um aus allem raus zu sein
beschließt du verrückt zu werden
dann schaltest du den Fernseher ein
und musst feststellen
dass die da draußen schon alle verrückt sind
und du ihnen kaum das Wasser reichen kannst
also lässt du’s bleiben
warum sich noch groß anstrengen
wenn der einzig Überlebende der

KAKERLAK
sein wird

Trillionen von Kakerlaken-Armeen
die die Macht schon längst übernommen haben
wenn der Heiland doch eines Tages kommen sollte
wovon ich nicht ausgehe
aber nur mal angenommen, der Erlöser kommt
den trifft doch der Schlag
beim jämmerlichen Anblick der Menschheit
dann wäre dieses Kapitel auch endlich abgeschlossen
und die Schabe kann eine neue Weltordnung errichten