Montag, 28. Oktober 2013

Vorschau Lesung in Zürich




EINLADUNG ZUR LESUNG IN DER REMISE
Klossek Ketteler Haller bitten zur rockenden Roadshow.
 
Haller wie immer on the road. Während Burroughs friedlich zerwurmt in der Kiste liegt und die letzten Beatpoeten auf Acid aus der Betty-Ford-Destille torkeln, wütet der Jungdichter schon wieder auf der Bühne.
 
Südwestwärts schmeisst auch Ketteler seinen neuen Apfelcomputer an und gibt neben dem Romanerstling apokryphe Lieder zum Besten.
 
Königin des Abends ist aber wie immer Frau Klossek denn die Leipzigerin – und schlechteste IT-Journalistin aller Zeiten (O-Ton eines Chefredaktors ad) – schrieb schon immer die besten Sexgedichte des nahen Ostens (DDR). Kommt vorbei, die Diskokugel rollt ..
 

ORT: REMISE, Lagerstrasse 98/99, 8004 Zürich


Datum: 25. November 2013

Einlass: ab 18:45 Uhr

Start: 19:30 Uhr

Da wir leider keine Ausschankgenehmigung haben, machen wir ganz auf Trend:

BYOB (Bring your own beer)

Schampus für Notfälle vorhanden

Wir freuen uns wie verrückt auf ganz viele Gäste.

Daniel, Pablo und Susi

Für Lou




Lou Reed ist tot
und mir ist auch schon ganz schlecht
you was a Satellite of Love
we had a Real Good Time Together
now Leave me alone
it was a Perfect day to die
you know How do you speak to an angel
you old Rock and Roll Heart
it was The last Shot
life is a Temporary Thing
and an Endless Circle
now it's a Beginning of a great Adventure
Take a Walk on the wild side, Baby

(nicht zu vergessen Dein toller Song: I love you, Suzanne)

Samstag, 26. Oktober 2013

Freitag, 25. Oktober 2013

Die Zeit ist aus den Fugen

 
(für B.M.K.)
 
Lauernd sitzt die Nachtigall
durch die Wände kriecht der Mond
und ich liebte ganz vergeblich
wieder hat sich's nicht gelohnt
 
Und jetzt singen Deine Lippen
stumm von schwerer, dunkler Lieb'
ein blut'ger Dorn steckt in den Rippen
jedes Wort ein Peitschenhieb
 
Ich verspreche nichts
ich breche nichts
kein Versprechen, kein Herz
und nicht übers Knie
ich bin die Liebe im Schmerz
vielleicht liebst Du mich
irgendwann
irgendwie
 
Du singst ein Lied von Licht und Schatten
von der Lust sich zu verschwenden
in Deinem Kopf, da hausen Ratten
die Traurigkeit tropft von den Wänden
 
Um uns herum ist Dunkel
und in uns wächst das Licht
die Angst, sie stinkt wie ein Furunkel
das langsam unsren Willen bricht
 
Ich verspreche nichts
ich breche nichts
kein Versprechen, kein Herz
und nicht übers Knie
ich bin die Liebe im Schmerz
vielleicht liebst Du mich
irgendwann
irgendwie
 
Du hast versucht ganz rein zu sein
und hast nie Verrat verübt
an anderen als an Dir selbst
und verglühst im eignen Schein
 
Das kochendheisse Herz spuckt Flammen
du bist der Keim in meinem Schoss
und meine Hände halten Dich wie Ammen
und betten Dich auf kühles Moos

Ich verspreche nichts
ich breche nichts
kein Versprechen, kein Herz
und nicht übers Knie
ich bin die Liebe im Schmerz
vielleicht liebst Du mich
irgendwann
oder nie
 
(Bildquelle: Newsbattery)
 

 

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Welche Geige spielst Du?


 
Sie: "Immer und überall spiele ich nur die zweite Geige!"
 
Er: "Na immerhin biste nicht die Arschgeige."
 
Sie: "Da könnte ich wenigstens Mitglied der Societae Violinae Rectum werden und allen den Marsch blasen, pardon geigen. Arschmusik gewissermassen!"
 
Er: "Und die Rosettenoperette. Es lebe die Viola del Poteus Maximus!"

Mittwoch, 23. Oktober 2013

TRUGSCHLUSS


 
NICHT JEDES LICHT
AM ENDE DES TUNNELS
BIRGT EINEN
AUSGANG
 
(DAS GILT BESONDERS
 FÜR
VIDEO-INSTALLATIONEN)


(Original-Foto: Zugangsstollen zur Kavernenzentrale Ferrera by Luca Zanier; hier: Foto des Fotos des Fotos by mir)

Dienstag, 22. Oktober 2013

POLITIK



Der Weise wird sich nicht politisch betätigen und auch keine Macht haben wollen (Diogenes Laertius). Und verwechseln Sie nicht: An der Regierung zu sein, heisst noch lange nicht, an der Macht zu sein.
Leben Sie in einer Demokratie, versuchen Sie der Diktatur der Mehrheit so gut wie möglich zu entfliehen, um Ihre persönlichen Visionen und moralischen Überzeugungen nicht gänzlich verkümmern zu lassen. Leben Sie in einer Diktatur, üben Sie zuerst den Aufstand der Massen.
So oder so wird jeder Versuch einer Veränderung auf Widerstand stossen. Lassen Sie sich davon nicht beirren. Seien Sie stets schöpferisch unterwegs. Denken kann dabei durchaus von Nutzen sein.
Stellen Sie sich tiefgreifende Fragen, vergessen Sie dabei aber nie: Unser Verstand ist begrenzt und wir kennen die Antworten nicht. (An)erkennen Sie die absolute Leere.

(Bild: absurd-ag.de)

Montag, 21. Oktober 2013

Selbsttäuschung


 
Dein Name stand im Abspann
genau über meinem
das Schicksal
meinte es gut mit mir
 
Das konnte
kein
Zufall
sein
 
Vielleicht lag es aber auch
an der alphabetischen
Reihenfolge
(Scheisse)

Samstag, 19. Oktober 2013

Hommage



Hommage an den Geliebten
(für Nick Blu)
 
Als ich gestern so neben Dir lag
und Deine warmen Hände voller Zärtlichkeit
die Kurven meines Körpers entlangfuhren
empfand ich so etwas wie
Befreiung
Befreiung vom Druck
der auf meiner Seele lag
mir den Atem nahm
den Magen umdrehte
mein Herz zusammenschnürte
 
Du hast den Schraubstock
in dem mein Kopf steckte
gelöst
die Angst fiel von mir ab
wie die Pailletten des Glitzerpanty
den ich extra für Dich trug
auch wenn ich mich damit lächerlich machte
 
Ohne es zu wissen
versprühst Du Liebe
verschenkst Dich mir
ohne einen Gegenwert zu erwarten
Du bringst mir Frieden
in diesen turbulenten Zeiten
und auch wenn Du den Teufel gibst
weiss ich doch
Du bist ein Mensch
der immer genau weiss
was ich am dringendsten brauche
 

Freitag, 18. Oktober 2013

WISSEN



Im Zeitalter des Internets wird Wissen immer mehr zur Ware. Es wird nicht mehr danach gefragt, welches Wissen tatsächlich wahr ist, sondern welches Wissen sich verkaufen lässt. Gehen Sie zurück zum Ursprung des Wissens, zum angeborenen Wissen.
Wenn Sie davon überzeugt sind, von etwas Kenntnis zu haben, erworben im gesellschaftlichen und historischen Zusammenhang, dann könnte es sich um wahrhaftes Wissen handeln. Kann, muss aber nicht. Seien Sie auf der Hut was Ihr erworbenes Wissen betrifft. Es wechselt ständig seine Meinung und Farbe.
Für jedes neues Wissen, braucht es ein neues Hinderniss, sagte schon Henri Michaux. Legen Sie sich also selbst von Zeit zu Zeit Hindernisse in den Weg und finden Sie neue Wege, diese zu überwinden. Mit neuer Kraft, neuer Strategie und neuer Intelligenz (sofern vorhanden).
Halten Sie sich nicht an aufgewärmtes Wissen Anderer, erforschen Sie selbst die Welt und ziehen Sie Erkenntnisse daraus. Sollten Sie Anhänger des Skeptizismus sein, vergessen Sie das Ganze. 

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Dumm gelaufen

Gestern ging ich
in die Welt hinaus
um das Glück zu suchen
und was fand ich?
 
 
Na wenigstens
weiss ich jetzt,
welche Gegend
 ich besser meide.
 

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Vorschau Lesung im Prenzlauer Berg, Berlin




Am 15. November gibt's wieder eine neue "Drecksack"-Ausgabe. Zu diesem Anlass wird es in der Kulturspelunke RUMBALOTTE
 in Berlin Prenzlauer Berg eine Lesung geben.
 
Mit von der Partie sind Herausgeber Florian Günther,
Pablo Haller, Susann Klossek, Marvin Chlada,
Herman Borgerding, Lütfiye Güzel 
und wer sonst noch so reinschneit.
 
 
Wo: Schankwirtschaft Rumbalotte continua
Metzer Str. 9
10405 Berlin
 
 
Wann: 20:30 Uhr
 
Eintritt: n' Euro oder so
 
 
Wir freuen uns auf rege Teilnahme.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Susann Klossek: onehundredandeight orders


BEZIEHUNGEN


Egal, was Sie sagen, es ist immer das Falsche. Verabschieden Sie sich von dem Trugschluss, es Ihrem Partner, Kollegen, Ihrer Mutter recht machen zu können. Jede Kommunikation hat eine Objekt- und eine Beziehungsebene. Sagen Sie sachlich die Wahrheit, haben Sie emotional bereits verloren. Wie Sie es auch drehen und wenden, in der Regel werden Sie missverstanden werden.

Nehmen Sie es hin, dass Kommunikation grösstenteils am Thema und am Ansprechpartner vorbeigeht und sich Beziehungen kontinuierlich auf das Ablaufen Ihres Haltbarkeitsdatums zubewegen. Wenn Sie das verinnerlicht haben, können Sie die Sache locker angehen und das Ende womöglich noch ein wenig hinauszögern.

Vertrauen Sie in erster Linie sich selbst. Pferde wetten nicht auf Menschen. Fragen Sie sich mal warum.


(Bild: www.ideenfänger.ch)

Montag, 14. Oktober 2013

Vorschau: Lesung in Berlin Kreuzberg



Am 14. November gibt's wieder eine neue "Drecksack"-Ausgabe. Zu diesem Anlass wird es im Goldenen Hahn in Berlin Kreuzberg eine Lesung geben.
 
Mit von der Partie sind Herausgeber Florian Günther,
Pablo Haller, Susann Klossek, Marvin Chlada,
Herman Borgerding, Lütfiye Güzel 
und wer sonst noch so reinschneit.
 
Wo: Der Goldener Hahn, Pücklerstrasse 20, 10997 Berlin-Kreuzberg
 
Wann: 20:30 Uhr
 
Eintritt: frei
 
 
Wir freuen uns auf rege Teilnahme.

Aufforderung


Samstag, 12. Oktober 2013

Ansage


 
ICH BIN KEIN
KLUGSCHEISSER
ICH WEISS ES
WIRKLICH BESSER


("Man kann allerdings auch Recht haben und trotzdem ein Idiot sein", Gruss, Dein Alter Ego)
 
(Bild: dawanda)

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Warnung



Kürzlich bemerkte ich
dass ich in meinen Texten
die Begriffe 'dummdreist' und 'Fresse'
sowie die Wortfolge 'mal fröhlich in die Runde schiessen'
auffallend oft strapaziere
und ich weiss jetzt grad nicht
was es da so dummdreist zu grinsen gibt
willst Du eins in die Fresse oder
soll ich gleich mal fröhlich in die Runde schiessen?


Foto: http://fm4.orf.at Vintage-Americana aus der Apokalypse: Porträtfotografie mit "Fallout 3: New Vegas". (DeadEndThrills)

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Im Auge des Tigers


und hier ein Text für alle, die sich dafür interessieren, wie ich normalerweise mein Geld verdiene, wenn ich nicht an depperten Blogs herumbastle:

Die Wirtschaft Koreas, das zu den sogenannten Tigerstaaten zählt, wächst rasant. Einen grossen Beitrag dazu leistet das 1938 als Lebensmittelladen gegründete Konglomerat Samsung, in dessen Headquarter 24 Journalisten aus 13 Ländern geladen waren.

Wenn Joosang Eun freudestrahlend vor versammelter Journalistenmeute die Wachstumspläne seiner Sparte verkündet, mutet es fast an, als tanze er eine Runde Gangnam Style. Der Senior Vice President der Division Printing Solutions Business von Samsung Electronics hat gut lachen und einen Freudentanz kann er allenthalben hinlegen. Denn Samsung Electronics das 1969 gegründete Flaggschiff der Samsung Group hat, dank 10 Millionen abgesetzter Galaxy S4 Smartphones im ersten Verkaufsmonat Anfang dieses Jahres einen sagenhaften Gewinn von 7,9 Milliarden US-Dollar eingefahren und somit den besten Verkaufsstart in der Firmengeschichte hingelegt. Da spielt es fast keine Rolle, dass der Konzern mit seiner Druckersparte als B2C-Anbieter bis dato eigentlich eher ein Schattendasein führte und erst jetzt richtig im B2B loslegen will. Während wir geladenen Journalisten im Headquarter von Samsung Electronics in Seoul mit dem Jetlag kämpfen und vor Hitze fast vergehen aufgrund eines Energieengpasses gibt es eine Weisung der Regierung, sämtliche Innenräume immer konstant auf kuscheligen 28 Grad Celsius zu halten, bei einer Aussentemperatur von rund 38 Grad gibt sich das Samsung-Team frisch und spritzig. Dass Wall Street-Institutionen wie J.P. Morgan, Morgan Stanley und Goldman Sachs kürzlich zugegeben haben, dass ihre Gewinnschätzungen für das Galaxy S4 hoffnungslos optimistisch gewesen seien und Samsung heruntergestuft haben, scheint vor Ort ziemlich egal zu sein. Für diesbezügliche Fragen hat Eun nur ein heiseres Lachen übrig: "Wir können nur überleben, wenn wir erfolgreich sind", sagt er belustigt, und: "wie Sie sehen, wir leben noch!" Damit ist die Sache für ihn erledigt.  

Technisch weit voraus
Wer in "Samsung Digital City" im Bezirk Suwon inmitten der 10-Millionen-Metropole Seoul unterwegs ist, hat viel zu laufen. Das Gelände, deren erste Gebäude vom renommierten New Yorker Architekturbüro Kohn Pedersen Fox entworfen wurden, erstreckt sich auf einer Fläche von 1,72 Millionen Quadratmetern und beherbergt rund 30'000 Mitarbeiter, weltweit sind es 369'000, allein 236'000 arbeiten für Samsung Electronics. Mittlerweile spriesst ein Wolkenkratzer für Forschung und Entwicklung nach dem anderen aus dem Boden. Der "R5" wurde gerade fertig. Hinzu kommen Innovationsforen sowie zahlreiche Testlabors für Interferenz-, Stoss- und Schüttel, Feuchtigkeits-, Hitze- und Kältetests. Die Anzahl Mitarbeiter und Innovationen scheinen jegliche Dimensionen zu sprengen. Auch ein bisschen Paranoia gehört zum Tagesgeschäft: Vor Ort sind sämtliche Gebäude gesichert wie das Pentagon. Laptops, Kameras und USB-Sticks sind strengstens verboten und müssen direkt im Hotel verbleiben. Mitarbeiter müssen bei jedem Betreten oder Verlassen eines der Gebäude durch eine Security-Kontrolle. Wer Fremdprodukte mit sich führt, sprich, es wagt, ein iPhone mitzubringen es sind nur wenige Abenteurer muss dessen Kamera verkleben, bis er das Gelände wieder verlassen hat. Uns Journalisten lässt man allerdings ohne jegliche Kontrolle passieren. Möglicherweise ein böser Fehler? Denn hin und wieder hört man später doch das Klicken einer Smartphone-Kamera. Und auf der Hälfte der Geräte prangt das Symbol einer Frucht.

Das Land der Morgenstille, wie Korea auch genannt wird, ist, zumindest in Seoul alles andere als still. Millionen Autos, mehrheitlich der einheimischen Marken Hyundai oder Kia, wälzen sich tagein, tagaus unter tiefhängenden Smogwolken durch die moderne, hochtechnisierte Metropole. Tradition findet allenfalls noch hinter alten Palastmauern und in den Museen statt. Wovon man im alten Europa zum Teil noch träumt, ist hier schon lange Alltagsrealität: Öffentlicher Verkehr per Chipkarte Seouls U-Bahn ist eine der modernsten der Welt und auf jeden Fall die sauberste, die man je zu Gesicht bekommen wird –, funktionierendes! gratis WLAN immer und überall, auch unter der Erde, Kreditkartenzahlung in zwei Sekunden ohne Pin, Taxibestellung per Knopfdruck im Minutentakt, automatische Autobahn-Maut-Zahlung im Vorbeifahren, um nur einige Beispiele zu nennen. Modernste Technik wird hier als selbstverständlich angesehen. Auch der Umgang mit selbiger scheint unverkrampfter als in unseren Breitengraden. Von Security, Datenschutz und dessen möglicher Verletzung hört man hier niemanden reden. Und wer meint, dass es mit der Technik hinter den Stadtmauern vorbei ist, der irrt gewaltig. Auch auf dem Land ist man bestens ausgerüstet. Beispielsweise mit hochtechnisierten Bushaltestellen, wo dem hilflos auf koreanische Zeichen starrenden Westler vielleicht ein Grossvater, der wahrscheinlich noch hungernd und frierend den Koreakrieg mitgemacht hat, lächelnd mit dem Worten "You not know touchscreen? Very easy!" aus der Bredouille hilft. Der Tigerstaat hat den Anschluss an westliche Industrieländer lässig geschafft und diese, zumindest was IT-Innovation betrifft, längst überrundet. IT-Geschichte und -Zukunft werden heute in asiatischen Ländern wie Südkorea, China, Taiwan oder Indien, den USA, Russland und Brasilien geschrieben. Wir müssen uns nichts vormachen, das Abendland hat schon lange nichts mehr zu melden. Es ist weg vom Fenster.

Die Wirtschaft boomt
Nach einem vorübergehenden Schwächeln, ausgelöst durch die europäische Schuldenkrise, boomt die viertgrösste Volkswirtschaft Asiens heute wieder und wird dieses Jahr voraussichtlich um 2,7 Prozent zulegen. Für 2014 wird bereits ein Wachstum um weitere 4 Prozent erwartet. Das alles auch Dank einem milliardenschweren Konjunkturpaket der Regierung. Nicht nur die BIP-Raten zogen so wieder an, die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 3,3 Prozent – fast so tief wie in der Schweiz. Dieses Jahr wurden durch das Konjunkturprogramm 300'000 neue Arbeitsplätze geschaffen, 2014 sollen 480'000 weitere hinzukommen. Demzufolge sollen die Konsumausgaben im kommenden Jahr um 3,6 Prozent ansteigen.

Wie hoch entwickelt das Land ist und wie gut es ihm geht, zeigt sich auch beim Lustwandeln durch die heiligen Ausstellungen von Samsung am Hauptsitz und im "D'Light"-Showroom. Das Kürzel D'Light steht dabei gleichzeitig für "light" (englisch für Licht) sowie "delight" (englisch für erfreuen). Soweit zu verstehen ist, will Samsung ein "guiding light to the digital world" sein. Viele der Ausführungen gehen allerdings lost in translation, manches auch lost in transpiration. Doch was visuell geboten wir, spricht für sich: Manche der neuen Produkte, die hier gezeigt werden, gab es vor ein paar Jahren nur in Sciencefiction-Filmen. Riesen-Fernseher, nur noch per Handwedeln oder Stimme bedienbar, durchsichtige Bildschirme mit denen sich die Kinder draussen am Spielplatz bewachen lassen, während die Nanny im Internet nach Kochrezepten surft und allerhand andere technische Spielereien. Und beim Anblick der neusten Kühlschränke und neonbeleuchteten, ökologisch nachhaltigen Wäschetrockner wünscht sich selbst der männliche Haushaltsmuffel zum Hausmann zu mutieren. Auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit wird im Hause Samsung grössten Wert gelegt. Doch ökologische und energiesparende Produkte – es gibt sogar einen Drucker im Pappgehäuse – haben vermutlich auch ihren Preis. Dass ausgerechnet Kunden aus jenen Ländern für die ohne Zweifel innovativen Produkte zu finden sind, die umwelt- und energietechnisch am Ende der Nahrungskette stehen, darf bezweifelt werden. Korea selbst und die USA dürften derzeit die grössten Märkte für den Konzern sein. Es scheint sowieso alles stark auf Amerika ausgerichtet zu sein: In keinem einzigen Werbe- und Promotion-Film für Samsungs Produkte und Dienstleistungen ist ein Asiat zu entdecken. Eine etwas befremdliche Tatsache.

Drei Sterne und ein Tanz
Der Name Samsung bedeutet im Koreanischen übrigens "Drei Sterne" und repräsentiert die drei Söhne des Firmengründers Lee Byung-chull. Präsident Lee Kun-hee, der dritte Sohn, entpuppte sich allerdings als untergehender Stern und trat nach einem Bestechungsskandal in grossem Rahmen 2008 von all seinen Posten zurück. Seither wird das Konglomerat von CEOs der einzelnen Firmen geführt, was dem Konzern nicht schlecht bekommt. Samsungs Ziele für die Zukunft sind denn auch heroisch: 2020 wollen die Koreaner zu den Top 5 World Best Brands gehören mit einem Jahresumsatz von 400 Milliarden US-Dollar. Geld für Forschung und Entwicklung dürfte genug da sein, Samsung unterhält mit dem "Leeum" sogar ein eigenes Kunstmuseum. Neben asiatischen Kaligraphien und Gemälden, buddhistischer Kunst und Geschirr aus dem 12. und 13. Jahrhundert, finden sich auch teure Errungenschaften unter anderem von Rothko, de Kooning, Bacon, Giacometti, Basquiat, Beuys, Sherman, Murakami, Warhol oder Koons.

Und am Ende der Reise in die Zukunft, nach einem turbulenten, traditionellen, koreanischen Dinner "für koreanische Verhältnisse war es ein sehr stilles Dinner", O-Ton Joosang Eun –, vielen Flaschen Soju (Nationalgetränk aus Süsskartoffeln und Reis) und mehreren Toasts auf "the little global world" setzt der Druckerchef doch noch zu einem kleinen "Gangnam Style"-Tanz an. Im Text von Psys Welthit, der sicher im Soju-Rausch entstanden ist, ist übrigens die Rede von Kaffee trinkenden Machos und heissen Bräuten, allesamt stille, tiefe Gewässer, die in glühender Nacht zusammen bis zum Ende gehen wollen. Bis zum Ende gehen oder darüber hinaus, das dürfte auch die Vision der "Drei Sterne" sein. Geon-bae!*

 

 

*Prost!
Foto: Der "Broadway" von Seoul; by Susann Klossek
Der Text erschien in der Computerworld-Ausgabe Nr. 16 vom 27. September 2013