Donnerstag, 14. September 2023

FATart 2023

 


Morgen startet im Kammgarn West die FATart - WOMEN & FLINTA in Art. 100 Künstlerinnen werden auf 3000 Quadratmetern ausstellen. Ich bin auch dabei und stelle Miniaturen und SecondArtPostcards aus. Kommt doch vorbei, wenn Ihr in der Nähe seid. Ich würde mich freuen. 

Montag, 11. September 2023

Crowdfunding für ein Buch über Frauen


Wenn ich nochmal auf mein Crowdfunding für mein grossartiges Buch über Frauen aufmerksam machen dürfte: Jeder Rappen, jeder Cent zählt. Und ich zähle auf mein Netzwerk. Es fehlen noch 5524 Franken/Euro. Herzlichen Dank. 

https://www.startnext.com/woman-make-the-world-go-round

Sex


 

Wir trafen uns in Varanasi

zwei Gestrandete auf einem fremden Planeten

in unseren Gläsern waberten Flüssigkeiten

wir waren beide auf Entzug

ich überlegte ihn flachzulegen und wie er mir später schrieb, hatte er dieselbe Idee

in der Not frisst der Teufel Fliegen

wir mussten nur noch aushandeln wer, wer ist

manchmal ist der Sex, den man nicht hat, der beste

 

Freitag, 8. September 2023

Blick in die Zukunft

 

DAS WIRD NIX MEHR

SecondArtPostcard: Susann Klossek 

(Original: Ausstellungseinladung für eine Ausstellung zu Lee Miller, Februar 2023; 

Originalfoto: Man Ray)

Samstag, 2. September 2023

KINDEREHEN

 


HANS-RUEDI

SecondArtPostcard aus der Reihe HEIMAT: Susann Klossek 

(Original Foto-Postkarte mit Poststempel 12. Juni 1928, Luzern)

Dienstag, 29. August 2023

FRAUEN Make The World Go Round - Crowfunding

 

Liebe Freunde, Familie, Kollegen und Liebhaber der Künste aller Couleur

Wie einige bereits wissen, habe ich während der Pandemie damit begonnen Porträts von Frauen von der Antike bis heute zu malen. Während des Malprozesses entstand die Idee, daraus ein Buch zu machen und all die großartigen Frauen und ihre Leistungen auch in schriftlicher Form einem breiten Publikum vorzustellen. 

Die Hundert an Bildern ist nun voll, und es liegen bald fünf Jahre Recherche, zu mittlerweile rund 500 Frauen, hinter mir. Ich befinde mich derzeit in der Schreibphase.

Das Projekt ist komplex und (zeit)aufwendig. Um das Buch fertigzustellen und zu veröffentlichen, bedarf es noch viel Arbeit, aber auch Kapital. Daher habe ich mich bezüglich dieses Herzensprojekts dazu entschlossen, es über ein Crowdfunding vorzufinanzieren. Vieles habe ich bereits selbst finanziert, nun benötige ich Zeit zum Schreiben, während der ich keine bezahlten Aufträge erledigen kann. Ausserdem gilt es ein Erstlektorat/Check geschichtlicher Fakten zu zahlen. Parallel laufen Verlagssuche, weiterführende Recherche etc. pp weiter.

Das Projekt liegt derzeit bei diversen Verlagen zur Prüfung. Ich bin zuversichtlich einen Interessenten zu finden. Sollte jemand einen Agenten für derartige Projekte kennen, gern. Sollte sich entgegen meiner Vorstellung kein Verlag finden, werde ich das Buch selbst – vermutlich in limitierter Auflage - herausbringen, wofür Kosten für Layout, Grafik, Lektorat und Korrektorat, ISBN-Nr., Farbdruck, Werbung, Vertrieb etc. anstehen würden.

Ich freue mich über jeden Beitrag, der bei der Entstehung und Veröffentlichung des Buches mithilft. 

Es ist möglich anonym zu unterstützen, sowie mit und ohne Gegenleistung. Die wählbaren Goodies sind auf der Crowdfunding-Plattform ersichtlich. Sollte der festgelegte Betrag innerhalb der gesetzten 6 Wochen nicht erreicht werden, geht das Geld automatisch an Euch zurück. Ich danke Euch herzlich.

Das Crowdfunding startet heute, 29. August 2023, um 9:00 Uhr

Hier geht’s zum Crowdfunding: https://www.startnext.com/woman-make-the-world-go-round

Ich danke Euch. 

Herzlich,

Susann 

 


Dienstag, 15. August 2023

Mittwoch, 9. August 2023

In der Sommerfrische

 


Si
e dachte über die Sinnlosigkeit doppelter Zwickel in Badebekleidung nach, in denen sich Sand und kleine Steinchen verfangen, die noch Wochen später in den Schritt rieselten. Er las unterdessen die Geschichte des Maoismus, die ihn zu seinem Erstling Selbstkritik eines bourgeoisen Reaktionärs inspirierte, mit dem er gedachte weltberühmt zu werden. Am Strand von Biarritz frönte das wohlgenährte Pärchen einem Dasein, was es sich eigentlich gar nicht leisten konnte, während die gestrenge Badeaufsicht in propagandistischem Befehlston die gegen die Regeln verstossenden Badenden vor dem Ersaufen in der Strömung des Atlantiks zu bewahren versuchte.

 

Foto: Susann Klossek, Biarritz August 2023

Dienstag, 1. August 2023

VÄTER

 


SecondArtPostcard: Susann Klossek (Original: Bundesfeier-Postkarte, Schweiz 1917)

Freitag, 28. Juli 2023

Donnerstag, 1. Juni 2023

FATart Art Fair 2023 Schaffhausen

 

Bitte schon mal vormerken: Ich werde vom 15.-17. September 2023 an der 6. Edition der FATart Fair in den Hallen für Neue Kunst "Kammgarn West" in Schaffhausen teilnehmen. Auf einer Fläche von 3200 m2 zeigt die Ausstellung auf zwei Etagen 100 Werke von Künstlerinnen- und FLINTA-Kunstschaffenden.
Eröffnung und Öffnungszeiten / Museumsnacht
Freitag 15. September ab 17h bis 21h (Eröffnung)
Samstag 16. September ab 12h bis 24h (17-24h: Museumsnacht)
Sonntag 17. September ab 12h bis 17h

Museumsnacht: Am Samstag 16. September findet von 17-24 Uhr die Museumsnacht Hegau-Schaffhausen statt. Die 6. FATart Fair ist ein offizieller Teil der Museumsnacht und ist deshalb bis 24 Uhr geöffnet. Mehr Informationen zur Museumsnacht Hegau-Schaffhausen unter

Was bleibt


 Bemaltes Foto: Susann Klossek

Montag, 8. Mai 2023

Wachstum? Nein danke!


 

Unsere Schneller-höher-weiter-Mentalität führt uns direkt in den Abgrund, den wir uns selbst ausgebaggert haben. Wir stehen an der Peripherie einer globalen Katastrophe. Die Frage ist nicht ob oder wann es zum Kollabieren kommt, sondern was zuerst kollabiert: Unsere Expansionswirtschaft oder das Klima und damit die Lebenswelt der Menschen, Tiere und Pflanzen. Bereits vor rund fünfzehn Jahren wurden neun potenzielle Kippelemente im Erdklimasystem ausgemacht, bei denen der Kipp-Punkt bereits 2100 erreicht sein dürfte*1. Inzwischen sind es um die zwanzig. Diese reichen vom Abschmelzen des arktischen Meereises und des grönländischen, westantarktischen und Teilen des ostantarktischen Eisschildes über das Schwinden der tibetischen Gletscher, den Zusammenbruch des indischen Sommermonsuns, die Entwaldung des tropischen Regenwaldes bis hin zu Methan- und Kohlendioxidemissionen aus tauenden Dauerfrostböden (Permafrost), zur Austrocknen des nordamerikanischen Südwestens, zur Abschwächung der marinen Kohlenstoffpumpe, zum Absterben von Korallenriffen und der Destabilisierung des Jetstreams, um nur einige zu erwähnen. Die verheerenden Folgen wie Fluten und Überschwemmungen, Erdrutsche, Dürren, Brände oder die Zunahme von Wirbelstürmen sowie die daraus resultierenden Hungerkatastrophen, verbunden mit einer wachsenden Zahl an Klimaflüchtlingen, sind bereits heute allgegenwärtig und dürften keinem entgangen sein.

Die so genannte «Letzte Generation» klebt sich verzweifelt auf Straßenbelägen fest und bewirft millionenschwere Kunstwerke mit Kartoffelbrei. Der lächerliche Versuch modernen Rebell:innen sich mit zweifelhaften Mitteln des zivilen Ungehorsams Gehör bei der Obrigkeit zu verschaffen und diese zu Maßnahmen gegen den Klimawandel zu bewegen. Engagement von Aktivisten und Aktivistinnen ist zwar löblich, wird aber vermutlich an den Betonköpfen der Politiker und auch vieler Mitbürger:innen abprallen. Denn die Methoden der Klimakleber finden keine Mehrheit, im Gegenteil, man spricht über sie – oder regt sich auf – , das eigentliche Thema gerät dadurch aber ins Hintertreffen

Wir roden ganze Landstriche ab, etablieren auf riesigen Flächen Monokulturen und versiegeln Städte in der Grösse von Kleinstaaten. Wir werfen Tonnen an Lebensmitteln weg, anstatt sie an Bedürftige zu verteilen. Wir bestehen auf unser «Recht» auf einen Parkplatz für unseren SUV, anstatt kurze Wege zu Fuß zurückzulegen oder zumindest unseren Zweitwagen abzuschaffen. Wir beruhigen unser schlechtes Gewissen, indem wir Kompensationszahlungen leisten, wenn wir fliegen. Mit dieser Art modernen Ablasshandels lügen wir uns nur selbst in die Tasche. Verzicht steht bei den meisten von uns nicht wirklich auf der Agenda.

Arm gegen Reich, Jung gegen Alt, Schwarz gegen Weiß, krank gegen gesund, Frauen gegen Männer gegen alle anderen Geschlechter, Autofahrer gegen Fahrradfahrer … wir befinden uns in einem Dauerkampf, in dem es am Ende nur darum geht, wer Recht hat. Im sturen Gegeneinander sind uns das Miteinander und der Blick fürs Große Ganze abhandengekommen. Zwar haben Coronakrise und Ukrainekrieg bewiesen, dass es auch anders geht: Solidarität und Hilfsbereitschaft waren selten so groß wie in dieser momentanen Krise. Gleichzeitig war die Gesellschaft noch nie so gespalten wie heute, verbreiten sich absurde Verschwörungstheorien schneller als die nächste Covidvariante und haben Aggression und Gewaltbereitschaft rasanter zugenommen als dieser Tage.

Der Mensch unterbricht den natürlichen Kreislauf. Der Preis für den Drang nach Mehr an materieller Freiheit ist hoch: Nutzbare Ressourcen verflüchtigen sich, während sich ökologische Schäden mehren. Die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren leidet massiv. In den kommenden Jahrzehnten werden vermutlich ganze Landstriche unbewohnbar werden.

Die «großen» Nationen sitzen die Krisen unserer Tage unterdessen auf internationalen Konferenzen aus, deren Verhandlungsergebnisse regelmäßig durch ein paar Autokraten einschlägiger Schurkenstaaten boykottiert werden. Politiker stehen immer vor der nächsten Wahl und machen sich fast immer zur Hure irgendeiner Wirtschaftslobby. Und wird einmal etwas einstimmig beschlossen, dauert die Umsetzung Ewigkeiten und beanspruchen Einzelne immer eine Sonderregelung und Ausnahme für sich. Viele Staaten bekommen ihre CO2-Emissionen zudem nicht in den Griff, weil nationale Interessen im Fokus stehen und sich Diskussionen oft um die Schuldfrage und Kostenübernahme statt um Lösungsvorschläge drehen.

In unserem hiesigen Wirtschaftssystem gilt Wachstum als gesetzte Größe. Je größer die Wirtschaftskraft einer Gesellschaft, desto einfacher lassen sich die Bedürfnisse aller befriedigen. Sie lief es seit dem Wirtschaftswunder in den 1950er Jahren und läuft es noch heute. In Europa leben wir aber längst im Überfluss. Große Teile der Bevölkerung in der westlichen Welt muss sich keine Sorgen um Hunger machen, oder darum, kein Dach über dem Kopf zu haben. Aber das gilt eben selbst in unseren Breitengraden nicht für jeden: Die Schere zwischen Arm und Reich wird zunehmend größer. Mehr als jedes fünfte Kind wächst in Deutschland in Armut auf. Das sind 2,8 Mio. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren*2. Wohnungen in Städten und Ballungsgebieten werden unbezahlbar. In der Schweiz waren 2023 rund 2200 Menschen obdachlos, 8000 stehen kurz davor, ihre Wohnung zu verlieren. *3 Viele Rentner in der westlichen Welt kommen mit ihrer Pension nicht über die Runden. Schweizer Pensionäre hingegen bilden dabei einen Sonderfall: Sie besitzen mit Abstand das meiste Vermögen. Eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz von 2021 brachte zutage, dass sich bei den meisten helvetischen Rentnern die Ersparnisse im Alter sogar mehren, anstatt zu schrumpfen und ein «Entsparen» praktisch nicht stattfindet. In den meisten Ländern ist es genau umgekehrt. Und auch ein Fünftel der Schweizer Pensionierten hat am Ende eines Arbeitslebens nichts und muss vom Staat unterstützt werden. Eine kleine Umverteilung wäre an dieser Stelle nicht das Verkehrteste.

Global betrachtet besaß 2020 etwa 1,2 Prozent der Weltbevölkerung rund 47,8 Prozent, 53 Prozent hingegen lediglich 1,1 Prozent des weltweiten Vermögens. *4

Jeff Bezos und Elon Musk unternehmen lieber Privatreisen ins All, anstatt Nützliches für die Gemeinschaft zu tun. Die Ticketpreise für Musks SpaceX-Flug für vier steinreiche Weltraumtouristen bezifferte das «Time Magazine» auf 200 Millionen Dollar. In elf Minuten im All sollen geschätzt 75 Tonnen CO2 pro Passagier ausgestoßen werden – so viel, wie die ärmste Milliarde der Menschheit in ihrem gesamten Leben verursacht.

Trotz stetem Wachstum sind soziale Ungleichheiten gewachsen, Ressourcen signifikant geschrumpft und jede Menge Blasen geplatzt. Wir investieren viel Geld in Dinge ohne Substanz. Was heute en vogue ist und Goldkrämerstimmung verursacht, ist morgen ein Hype von gestern, der Verluste und Depressionen mit sich brachte. Auch dass das Bruttoinlandsprodukt als Wohlstandsgradmesser vermutlich ungeeignet ist, sagen zahlreiche Wissenschaftler:innen: Leistungen wie Care- und Freiwilligenarbeit, die dem Gemeinwohl dienen, sind darin nämlich nicht enthalten, Leistungen, die nichts zu unserem Wohl beitragen, wie beispielsweise die Beseitigung von Umweltschäden, hingegen schon. Die eigentlich Wertschöpfung wird damit also nur bedingt abgebildet.

Muss die Wirtschaft also wirklich immer weiterwachsen? In gewisser Weise bleibt uns – momentan – nichts anderes übrig. Sobald sich ein Unternehmen im Wettbewerb befindet, muss es wachsen, seine Konkurrenten preislich unterbieten und innovativer werden. Wer still steht, geht unter, wer keine Gewinne erwirtschaftet, hat kein Geld für Innovationen oder Rücklagen für Krisenzeiten. Nationen, die dem Stand der Technik hinterherhinken, fallen zurück und aus dem internationalen Wettbewerb heraus, die Gesellschaft würde an finanziellem Wohlstand einbüssen. Einerseits führen utopische Erwartungen und unkontrolliertes, globales Wachstum zu dystopischen Zuständen. Andererseits kann in einer globalisierten Wirtschaft die Drosselung des Wachstums in den Industriestaaten zur Existenzbedrohung für Menschen in Entwicklungsländern führen.

Wie also rauskommen aus diesem Teufelskreis? Eine Lösung wäre ein duales Geldsystem, bestehend aus einer Staats- und verschiedenen Komplementärwährungen, sowie die schrittweise Ablösung des Fiatgeldes*5. Während diese nationalen Währungen in den internationalen Wettbewerb eingebunden und nach starker Kaufkraft und positiven Handelsbilanzen bemessen werden und somit schwache Volkswirtschaften auf der Strecke bleiben, ermöglichen Komplementärwährungen regionale Verbundenheit und Sicherheit. Die primäre Geldschöpfung des Fiatgeldes erfolgt über Bankkredite, die nach Kriterien wie Gewinn, Rendite und Zinsen vergeben werden. Die Folge ist eine permanente Wirtschaftsexpansion. Die Geldmengen übersteigen die Leistungen der Realwirtschaft um ein Vielfaches. Bei einer Komplementärwährung, die in kleinem Rahmen vielerorts bereits existieren, stehen Kooperation und gesellschaftliche Wertschätzung im Vordergrund. Die Geldschöpfung passiert über den realen Bedarf. Menschen organisieren sich lokal über Netzwerke, in denen man Güter oder Dienstleistungen tauscht, teilt, verleiht oder verschenkt, wenn man sie nicht mehr benötigt. All das passiert aus den Gesellschaften und ihrer direkten Lebenswelt heraus und ist nicht gewinnorientiert. Die Geldmenge entspricht den realen Bedürfnissen.

Allem voran ist ein Umdenken unabdinglich. Wachstum sollte zugunsten eines nachhaltigen Lebensstils als substanzielles Ziel abgeschafft werden. Eine Komplementärwährung, die Care- und Kreislaufwirtschaften aus der Gemeinschaft heraus ermöglicht, stellt eine wirksame Alternative dar, um drohende Katastrophen zwar nicht gänzlich zu verhindern, doch zumindest abzuwenden.

Quellen:

1* Kippelemente im Klimasystem der Erde. Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, 5. Februar 2008, abgerufen am 17. Januar 2023.

*2 Bertelsmann-Stiftung 2022

*3 «Obdachlosigkeit in der Schweiz», Hochschule für Soziale Arbeit Nordwestschweiz (FHNW) im Auftrag des Bundesamtes für Wohnungswesen (BWO) 2022

*4 Statista 2022

*5 Als Fiatgeld oder auch Fiatwährung wird eine nationale Währung bezeichnet, die nicht an den Preis eines Rohstoffes wie Gold oder Silber gebunden ist, also physisches Geld wie beispielsweise der US-Dollar, Schweizerfranken oder Euro. Fiatwährungen werden in der Regel durch die Regierung oder die Zentralbank des jeweiligen Landes herausgegeben.

 

Freitag, 5. Mai 2023

Donnerstag, 23. Februar 2023

TANGER

 


soeben erschienen: Fotografien von Boris Kerenski und Texte von Amsél, Dieter Haller, Boris Kerenski, Susann Klossek, Björn Kuhlig, Pociao und Florian Vetsch zu Tanger

47 Seiten - limitierte Auflage 750 Exemplare

ISBN: 978-3-931140-51-9

Preis:  16.00 CHF / 15.00 Euro

es kann ab sofort bei mir, den anderen Autoren oder im Buchhandel bestellt werden


Samstag, 21. Januar 2023

SecondArt Postcard


 painted by Susann Klossek

Schreiben - Selbstbild mit Tier



Schon früh träumte Andreas Niedermann davon, Schriftsteller zu werden – der für seinen »durch und durch von Romantik durchdrungenen Geist« einzige Weg, »ein Leben in Freiheit« führen zu können. Ein Trugschluss, wie sich bald herausstellen sollte. Niedermann will also schreiben, aber er tut es nicht. Er will schreiben, aber er kann nicht. Vieles steht ihm im Weg: Entweder ist er pleite, muss also in harter Arbeit Geld ranschaffen, und wenn er welches hat, schmeisst er es raus. Anfangs für Drogen, später für Alkohol, viel Alkohol.

Auch er selbst steht sich im Weg, aber vor allem, so seine Überzeugung, dieses Scheißland Schweiz, aus dem er mehrfach – mehr schlecht als recht – zu fliehen versucht. Nahezu herzerwärmend sein Hass auf das Heimatland, die Kleinbürgerlichkeit, die von Lehrern in ihrer Freizeit verfasste »Literatur«, auf sein Mutter-Idiom, dessen Gebrauch er bald ein für alle Mal verweigern wird.

Mit einem Abrechnungsroman würde er das Ende einläuten »für die lächerliche ›Kultur‹, die Programmkinos, die alternativen Konzerthallen, das Ende der Vereine, die sich um Südamerika und Zentralafrika zu kümmern glaubten, die unsäglichen, an jedem Tag stattfindenden Kulturveranstaltungen, die Dichterlesungen der schreibenden Alleinerzieherinnen, das Hodenbaden der Männchen, das Ende der Männergruppen der Vasektomiebegeisterten, Schluss mit den Lichtbildvorträgen aus den Favelas von Rio de Janeiro (…). Die erkämpften Kulturplätze, die innerhalb von ein paar Jahren das normale Leben erstickt und die Städte in eine Art Batikkurs für rechthaberische Arbeitsscheue verwandelt hatten, würde es in Bälde nicht mehr geben. Kraft meines Romans. Tod den Kulturniks!«Doch zuvor bedarf es eines wilden Ritts von St. Gallen über Südfrankreich, Basel, Paris, Zürich, eine Alp, Grellingen (wo zur Hölle ist Grellingen?), die Toskana, Zürich, Toggenburg, bis es überhaupt einmal losgeht mit dem Schreiben. Unterdessen schlagen sich Niedermann und sein inneres Tier auf dem Bau, als Kuhhirt, am Theater als Kulissen- und Bühnenbauer, als Filmvorführer und Handlanger allenthalben durch. Geschrieben ist noch nichts, dafür schon viel getrunken. In Wien schließlich – verloren und melancholisch auf einer Bank sitzend – kommt er ihm, der erste Satz. Sechs simple Worte. Von da an schreibt sich der Erstling fast wie von selbst.

Dem Erfolg folgt die Ernüchterung: Nach kurzem Höhenflug mit TV-Auftritten, Lesungen, hohen Gagen und allem, was dazugehört, geht es weiter wie zuvor, denn: »(…) eine Masse an potentiell an Literatur Interessierten bedeutete: nichts. Willkommen, Törichter, im randständigen Unterhaltungssektor!« Und: »Dass man das Talent und die Könnerschaft eines Künstlers anerkennen, ihm aber trotzdem nicht folgen mag, ist für viele Apologeten schwer zu schlucken.« Niedermann schluckt runter und macht weiter, bis zum nächsten Roman und zum übernächsten. Niedermann ist ein Getriebener – mal Genie, mal nichtsnutziges Arschloch, wie er sich selbst betitelt. Und so ist »Schreiben. Selbstbild mit Tier« letztlich doch noch die Abrechnung mit einem Land, in dem sich, auf vielen Ebenen, bis heute nichts Nennenswertes geändert hat. Nicht im Kunstbetrieb oder Literatursektor und auch nicht in einigen anderen helvetischen Sonderschubladen.

Schade, dass in Niedermanns Erinnerungen praktisch keine Frauen auftauchen. Allenfalls als Randfiguren in der Rolle der vorübergehenden Lebensabschnittsbevollmächtigten. Nicht aber als Heldinnen, literarische Vorbilder, Inspirationsquelle, nicht einmal als Muse. Es hat sie sicherlich gegeben. Aber Männer erinnern sich gern an Männer, und Frauen versinken allzu oft für immer in den Katakomben der Geschichte.

Dennoch ist »Schreiben. Selbstbild mit Tier« ein rasanter, brutaler, schonungslos ehrlicher, aber auch poetischer und vor allem äußerst witziger Parcours durch Niedermanns (Un-)Tiefen und den deutschsprachigen vermaledeiten Kultur- und Literaturbetrieb. Unbedingt lesen!

Andreas Niedermann: Schreiben. Selbstbild mit Tier. Songdog-Verlag, Bern 2022, 192 Seiten, 18 Euro

22.12.2022: Tod den Kulturniks (Tageszeitung junge Welt)

Sonntag, 13. November 2022

Zum Volkstrauertag


Kürzlich erhielt ich eine Einladung der Deutschen Botschaft Bern per E-Mail, an den Feierlichkeiten zum Volkstrauertag, und der Kranzniederlegung in Gedenken an im Ersten Weltkrieg gefallene Deutsche, auf dem F
riedhof Sihlfeld Zürich teilzunehmen. Zuerst hielt ich es für eine Fake-Nachricht, was es dann aber doch nicht war. Offensichtlich geht der Deutsche Hilfsverein, zu dessen Mitgliedschaft ich wie Maria zum Kinde kam, eher großzügig mit den Daten seiner Mitglieder um. Sei's drum.

Ich stellte mir die Frage, ob man ausgerechnet den gefallenen Soldaten jener Nation gedenken sollte, die den Krieg angezettelt hatten. Zumal die größenwahnsinnigen Deppen, was den Ersten Weltkrieg betrifft, mit Pauken und Trompeten und wehenden Fahnen in die Schlacht zogen. Natürlich relativierte sich ihre Euphorie sobald sie im Schützengraben vor ihrem letzten Stündlein standen, respektive sterbend im Schlamm lagen. Jeder Krieg vorher hatte nur eines gebracht: Leid. Das gilt auch für jeden Krieg danach. Aber anscheinend hat die Menschheit - oder sollte ich sagen die Herren der Schöpfung? - bis heute nichts dazugelernt. 

Ich habe eigentlich an einem trüben Novembersonntagvormittag besseres zu tun, als mich auf Friedhöfen herumzutreiben - in Anbetracht der momentanen Weltlage beschloss ich, der Zeremonie beizuwohnen. Man kann nicht genug mahnen, dass Krieg das denkbar beschissenste Mittel zur Konfliktlösung ist. Außerdem war ich neugierig und vielleicht könnte man sich an den Botschafter heranwanzen, wer weiß, wozu eine solche Connection mal gut ist.

Am Treffpunkt standen Militärangehörige der Schweiz, Deutschlands und auch ein Österreicher war, glaube ich dabei, herum - einige mit mächtig Lametta am Revers - und salutierten mit laschem Händchen - fast als wäre es ihnen ein wenig peinlich - gegenseitig zum Gruße. Angehörige des Deutschen Hilfsvereins und einer Gesandtschaft eines Sozialverbands aus Waldshut harrten der Dinge, die da kommen mögen. Eine Militärkapelle blies pünktlich zum Start der Zeremonie. Der Botschafter und seine Entourage nahmen vor dem Mahnmal deutscher Gefallener aus dem Raum Zürich (679 an der Zahl) Aufstellung und nestelten etwas unbeholfen an den Bändern der zuvor bereits drapierten Kränze herum. Niedergelegt wurde also nichts. Dafür Handyfotos geschossen von Herren in dunklen Mänteln, die im Nebel in der Gegend herumstehen. 

Einer der Generäle oder welchen Rang er auch immer hatte, ich kenne mich da nicht aus, gab den Befehl zum Abmarsch gen Krematorium. Die komplette Gesandtschaft folgte schleppenden Schrittes der militärischen Vorhut, die dummerweise eine wichtige Abzweigung verpasste, sodass die ganze Meute etwa zwei Kilometer Umweg quer über den Friedhof absolvieren musste. In der Kompanie kam erstes Murren und Raunen auf. Eine hüftlahme Dame weigerte sich weiterzugehen. So habe sie sich den Buß- und Bettag nicht vorgestellt. Vielleicht sollte man ihr mitteilen, dass sie möglicherweise auf der falschen Veranstaltung weilt - der  Buß- und Bettag ist erst nächsten Mittwoch. Ein älterer Herr mit Bandscheibenproblem (Berufskrankheit des LKW-Fahrers) machte seinem Ärger schließlich lautstark Luft: "Die Militärdeppen sind zu doof den Weg zu finden, das nächste Mal nehme ich den Rollator mit!" Seine Begleitung pflichtete ihm bei, diesen Weg sei man in all den Jahren noch nie gegangen. Offensichtlich verbrachte sie viel Zeit auf dem Friedhof und kannte sich aus. Da hätte sie ja mal intervenieren können, bevor wir alle kreuz und quer das Gelände ausmaßen.

Mittlerweise wies der Volkstrauertagszug immer größere Lücken auf, es würde Ewigkeiten dauern, bis der Letzte das Krematorium erreicht haben würde. Der militärisch straff gehaltene Plan würde nicht mehr aufgehen.

Der Friedhof ist wirklich riesig und weitläufig, allgemeine, für einige Anwesende augenscheinlich befreiende Erkenntnis: Es hätt noch riichlich Platz hier. Auch ich erwog für einen kurzen Moment, mir einen Baum auf der freien Wiese zu reservieren. Aber vermutlich liegt alles in Schutt und Asche bevor ich aus Altersgründen das Zeitliche segne.

In der Andachtshalle des Krematoriums wurde zum zweiten Teil der Veranstaltung geblasen und der Herr Botschafter verlor ein paar sehr mickrige Worte. Enttäuschend, ich möchte doch nicht seine Bekanntschaft machen. Während der Organist des Neumünsters Zürich ein feierlich-deprimierendes Minikonzert zum Besten gab, schwappte vom Nebenraum Fleischduft in die Halle. Ein Buffett im Krematorium kann irritieren, muss aber nicht: Leben kommt, Leben geht.

Die mahnende Rede eines Militärhistorikers - Constaffelherr der Gesellschaft zur Constaffel; Zunfthaus: "Zum Rüden" - brachte es nochmals auf den Punkt: Millionen an Toten und kein Ende abzusehen; der Mensch ist des Menschen größter Feind. Da beißt der Rüde keinen Faden ab. Ein Gefühl von Feierlichkeit kommt da nicht auf, eher eine Melange aus Wut, Ernüchterung, Desillusionierung und Trauer um das Abhandenkommen von Vernunft und Liebe.

Beim anschließenden Sturm aufs üppige Buffett geraten die Toten, denen wir gedenken wollten, rasch ins Hintertreffen. Ich nehme mich da nicht aus. Bei Rotwein, Lachs-, Hühner- und Krevetten-Häppchen lausche ich den Gesprächen. Sie drehen sich um Gesundheitsprobleme, die Stellung der Deutschen in der Schweiz, die Haltung Indiens gegenüber Russland und die Architektur der Andachtshalle. Zwei Militärs plaudern fröhlich über Themen, die zum jetzigen Zeitpunkt für zivile Ohren noch nicht bestimmt sind. Es wäre so einfach ins Whistleblower-Fach zu wechseln. 

Ich lasse mir einen Espresso forte raus und trolle mich. Ich habe mir den Bauch vollgeschlagen und bin für den Frieden 6871 Schritte gelaufen. Nicht rühmlich, aber besser als nichts.