NEULICH BEIM ASIATEN - EIN TATSACHENBERICH VOM OSTSEE-URLAUB
Nach Matjeshering, Bismarckhering, Brathering, Backfisch, Fish&Chips, Scholle, Zander, Barsch & Co. wars genug des Gefischels. Kann ja keiner ahnen, dass einem beim Asiaten derartiger Frass aufgetischt wird. Ich hatte nur zwei Vorspeisen, das hat aber schon genügt. Die chinesische Trulla wollte mir ums Verrecken ihr Buffet aufschwatzen. Sie war derartig aufdringlich und hartnäckig, ich hätte ihr am liebsten eine geknallt.
Ich fragte, ob sie auch a la carte anbieten und sie: Ja, aber ist viel zu teuer.
Ich so: Das überlassen Sie doch bitte mir, ich bestelle also etwas aus der Karte.
Die im übrigen von Thai bis 8 Köstlichkeiten seitenweise mit allem aufwartete, was man sich so vorstellen kann.
Sie: Ja, aber Buffet besser.
Ich: Das sehe ich anders, das sieht nicht mehr so frisch aus, vor allem ist fast alles frittiert, davon wird's mir schlecht und süss-sauer mag ich auch nicht.
Die Ente hatte ihr Fett am Buffet abgegeben und ist dann wieder schwimmen gegangen.
Sie knallt mir die Karte vor den Latz: Trinken?
Ich: Einen Pfefferminztee.
Sie schreit hysterisch auflachend gen Küche: chinwangdondaii Pfefferminztäää!
Ich: Die Thai-Suppe in der Karte, ist das Tom kha kai?
Sie, genervt: Neeein, aber diese Suppe am Buffet, nehmen Sie Buffet.
Ich: Ich habe jetzt schon mehrfach gesagt, dass ich kein Buffet möchte.
Sie: Kostet aber nur 14.90 Euro!
Ich: Das ist mir egal. Ich nehme also eine Wan Tan Suppe und einen extrascharfen Hummerkrebs-Salat. Bitte asiatisch scharf.
Sie, zynisch lachend und mit dem Kopf nickend: Mhhhh, ist wie Bufett!
Ich: Ähm, nein! Es sind zwei Vorspeisen.
Sie: Sie besser nehmen Buffet.
Vermutlich scheisst es sie an, etwas aus der Karte zuzubereiten, dachte ich mir. Aber im Nachhinein betrachtet war wohl keiner in der Küche in der Lage zu kochen.
Ich: Wie oft wollen Sie das mit dem Buffet eigentlich noch wiederholen? Könnte ich eventuell eine kleine Schale Reis dazu bekommen? Sie können ihn auch verrechnen.
Sie: Nein!! Sie haben Vorspeisen!
Ich: Mein Gott, es ist nur Reis!
Sie: Ich frage Küche.
Sie schlurft fluchend davon. Die ganze Zeit hat sie ein täuschendes Lächeln auf den Lippen.
Dann kommt das Essen. Sie stellt den Reis mit der Bemerkung. Reis, Frau! hin. Ob sie sagen wollte, hier ist Dein Reis, Frau! oder mich als Reisfrau betitelte, was immer das sein soll, keine Ahnung. Die Wan Tan Suppe schmeckt nach nichts, der Inhalt der Wan Tans ein undefinierbares, hartes Etwas. Wasser mit nichts. Ungeniessbar. Der Salat, in der Karte mit Warnung scharf! war ein europäischer Salat bestehend aus ein bisschen Eisbergsalat, zwei Tomaten- und zwei Gurkenscheiben, 3, 4 verlorenen Mini-Crevetten (keine Hummerkrabben) und on top war eine weisse matschige Mayonnaisen-Pampe.
Ich: Was soll das sein? Das ist weder asiatisch noch scharf. Solche Sosse gibt's in ganz Asien nicht.
Sie: Ja. Lächelt dümmlich und geht.
Ich: Bitte bringen Sie mir Chili.
Sie: Chili?
Ich: Ja, Chili. Ich nehme nicht an, dass sie frischen haben, dann Pulver.
Sie bringt Sambal Oelek.
Ich: Na das ist aber weder Thai noch chinesisch, das benutzt man vielleicht in Indonesien oder Malaysia.
Sie: Das ist gut für Euch.
Ob sie damit meinte, das genügt für Euch Europäer-Idioten, ihr wisst ja eh nicht, was Ihr da esst, who knows. Nur mit ganz viel Sambal Oelek war es einigermassen geniessbar. Die weisse Sosse habe ich weggekratzt, aber die, in Verbindung mit den Crevetten, wars wohl dann.
Sie: Wars gut? Sie schaut auf die halb vollen Teller: Oh, kleine Maaagen!
Ich: Ist das eine ernstgemeinte Frage? Und nein, kein kleine Magen, Essen schlecht.
Sie bringt die Rechnung. Reis nur 2.50 Euro, okay? Mir war schon alles egal. Mit einem hatte sie Recht, die zwei kleinen Sachen kamen teurer als das Buffet. Wenn ich das aber gegessen hätte, hätte ich vermutlich das Zeitliche gesegnet.
Ich Vollpfosten habe erst hinterher die Rezensionen gelesen. Zwei Drittel der Leute gingen mit mir dacor. Der Rest litt wohl an Geschmacksverirrung. Auch die Buffetgäste vor Ort haben sich mehrfach ihre Teller aufgetürmt, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich fragte ein Paar am Nebentisch, ob ihnen das wirklich schmecke: Sie verzog das Gesicht, er: Lecker! Ein Rätsel, wie man so etwas essen und auch noch für gut befinden kann. Im Kopf hatte ich: Dämliche Ossis, lassen sich alles auftischen. Aber es waren nicht nur Ossis anwesend und ich bin ja schliesslich auch einer.
Das Ergebnis der 8 Köstlichkeiten kann sich jeder denken. Der Laden ist ein Kandidat für die Kulinarikpolizei, wenn nicht gar das Gesundheitsamt. Das nächste mal gibt's wieder Fischbrötchen von der Bude an der Strandpromenade!
Foto by Susann Klossek: Latrine im Fort Zachodni, Westbatterie, Swinemünde Polen, wo es derzeit übrigens eine gute Kunstausstellung "A Bunker with a View" zu besichtigen gibt.