Montag, 17. März 2014

Burn' n Love




In Honolulu traf ich Elvis, wo wir beide zufällig unter derselben Palme Schatten suchten. Wir schrieben den 9. November 1957, der King stand kurz vor seinem allerersten Konzert auf Hawaii und Allen Ginsberg hatte soeben sein Gedicht Howl veröffentlicht, was mich schwer beeindruckt hatte. 

Ich fragte Elvis, was er von den Beatniks halte. Er schien etwas irritiert, weil ich über einen minderattraktiven Dichterschnösel reden wollte, anstatt dem König die Aufwartung zu machen.

"Beat find' ich gut", sagte Elvis. "Aber diese drogenkonsumierenden Schwuchteln, ich weiss nicht recht. Ich bin da etwas konservativ." Das erstaunte mich jetzt doch, hatte sich doch Elvis mit seinem Hüftschwung auch in einem gewissen obszönen Rhythmus in die Gesellschaft geshaked. Und gegen Drogen hatte er bekannterweise auch nichts einzuwenden. Doch bevor ich etwas entgegnen konnte, war er auch schon wieder so schnell verschwunden, wie eine Fata Morgana auftaucht.

Das Konzert war grandios. Er eröffnete es mit "Heartbreak hotel" und beendete es mit "Nothing but a hound dog". Die girls kreischten und fielen in Ohnmacht. Ich war paralysiert. Nach dem Konzert traf ich ihn zufällig wieder. 

Als die Wirkung der sechs Blue Hawaii-Drinks nachliess, bemerkte ich, dass ich eigentlich die ganze Zeit mit Darren Lee gesprochen hatte, einem Elvis-Imitator. Aus Kanada! Immerhin war er der Sieger der World Elvis Competition in Memphis. Er sah aus wie der King und er sang auch so. Ich erwog, ihm meinen Zimmerschlüssel für ein gepflegtes Nümmerchen zuzuschieben. Dann erwähnte er seine Frau "and the two years old twins", die Stimmung war im Eimer. Ich erzählte ihm, dass ich an einem Artikel über die Beat-Generation schreibe und fragte, was er davon halte.

"Beat find' ich gut", sagte der falsche Elvis. "Sonst...naja....aber hat mir die Frage heute nicht schon mal jemand gestellt?" Er schien verwirrt, von mir ganz zu schweigen.

"It's now or never...", stimmte er noch an. Aber er hatte seine Chance verspielt.

(der Beitrag erschient erstmals in der Märzausgabe des Magazins " "Literarischer Monat" http://www.literarischermonat.ch/; Bild: www.elvis.com)

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