Donnerstag, 2. August 2018

DAS KANN ICH BESSER

Seit geraumer Zeit bewerbe ich mich, für Stellen, an denen sie Kreative suchen, die auch mal etwas wagen und um die Ecke denken. Leider ist der Art der Anzeigen bereits anzusehen, dass sie genau das nicht suchen.

Wäre ich ein eher konservativer, traditionsbewusster, pseudo-aufmüpfiger, dem urban Lifestyle zugetaner Digital-Native-Student oder -Studienabgänger zwischen 20 und maximal 35, der sich trotz bester Leistungen und Social-Media-Meisterbrief und Erfahrung seit dem zweiten Lebensjahr, mit ausgezeichneten Deutsch- sowie Fremdsprachenkenntnissen in Englisch, Französisch und Chinesisch, freiwillig und demütig mit einer Praktikantenstelle (beschränkt auf 1 Jahr) zufrieden gibt, der gerne auch Feiertags-, Wochenend-, Früh- und Abenddienste absolviert und dabei keine eigenen Ideen äussert und genau das ausführt, was das Unternehmen garantiert nicht weiterbringt, hätte ich bereits einen Job.

Wer wirklich Kreative sucht, die auch mal Risiken eingehen, die wirklich frischen Wind reinbringen, die nicht obrigkeitshörige Ausführer irgendwelcher Schnapsideen sind, die vielleicht einen Knick im Lebenslauf haben, eben weil sie kreativ sind und nicht jahrzehntelang einer 0815-Schiene gefolgt sind, der könnte beispielsweise auch mal so inserieren:

Am Anfang war das WORT. Deshalb suchen wir einen Wortkünstler, der einer Idee, einem Bild Leben einhaucht. 

Du setzt immer auf die GROSSE IDEE. Du brauchst nicht mehr als drei Sätze, Deine Idee zu erläutern. Mit Deiner Kreativität verhilfst Du dem Originellen über die Gewohnheit zum Sieg.

Deine Ideen entspringen nicht Deinem Laptop, sondern Deinem Kopf. 

Du tust in Deinem Leben das, was Du gerne tust, Du bist glücklich, wenn Du kreativ bist. Du verschwendest nicht Dein Talent, weil Dir der Mut fehlt. Bewirb Dich, wenn Du tollkühn bist. Wenn Du vorsichtig bist, lass es bleiben. Es gibt keinen vorsichtigen Kreativen, es gibt keinen Mittelweg.

Du lässt Dich durch Fehler nicht unterkriegen und machst weiter, ohne lange darüber zu grübeln. Zu viel Analyse führt zu Paralyse. Du vertraust in Dein Talent. 

Du lehnst Dich nicht an die Mittelmässigkeit anderer an, Du hechelst keinem Trend hinterher. Die einzige Richtung ist eine neue Richtung.

Du arbeitest allein oder in ganz kleinen Teams, denn kollektives Nachdenken führt zu mentalem Stillstand. 

Du hast keine Hemmungen, Dich von Ideen anderer zu bedienen und neue daraus zu machen. Du verschwendest keine Zeit – das Rad ist schon erfunden. Dich selbst erfindest Du aber immer wieder neu.

Du lässt Dich nicht von Dummschwätzern einlullen, Du bist unverschämt und auch mal politically incorrect. Es gibt erstmal keine Regeln. 

Du scheust Dich nicht, Deine Meinung zu sagen. Du hältst Dich an die Wahrheit, aber mit Diplomatie.

Du darfst auch gern etwas älter sein. Erfahrung kommt mit den Jahren. Und nur mit den Jahren. Eichen produzieren auch erst mit 50 Eicheln. 

Du zeigst Präsenz. Der Rest kommt von selbst. 

Du hilfst uns bei der Metamorphose von der kreativen Denkfabrik zum kulturellen Provokateur.  

Und vor allem: Du hast Humor, sonst ist alles sinnlos.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen