Donnerstag, 28. November 2019

Das Glück der falschen Fährten




Zwischen seinem Roman noir Blumberg und den für 2020 angekündigten Fortsetzer Blumberg 2 hat Andreas Niedermann unter dem Titel Das Glück der falschen Fährten noch rasch eine kurzknackige Novelle dazwischengeschoben.

Im 132 Seiten langen Stück spielt Niedermann Niedermann, der aus finanziellen Gründen und Absenz von Frau und Kind seine Wiener Wohnung an ein zahlungskräftiges Schweizer Paar aus der IT-Branche vermieten muss. Sich selbst quartiert er in einer Absteige ein, die er vor 20 Jahren bereits einmal frequentiert hat. Doch anstatt der erhofften Ruhe, um an einem Vortrag schreiben zu können, findet er Lucinda Williams, ihres Zeichens berühmte Country-Musikerin aus Louisiana, als unfreiwillige WG-Partnerin vor, die sich in Wien inkognito ihre schwächelnden Stimmbänder kurieren lassen will. 

Lucindas Anwesenheit – mehrheitlich in der Badewanne hinter einem Paravent – bringt Niedermann aus dem Tritt. Anstatt an seinem Vortrag zu schreiben, träumt er jede Nacht wilde Abenteuer, in denen ihm Countrygrößen wie Johnny Cash und Townes van Zandt erscheinen. Tagsüber ergeht er sich in Erinnerungen an sein früheres Leben oder fabuliert über Boxkämpfe und die Verdorbenheit des Literaturbetriebs. 

Die Novelle ist kurzweilig und spritzig. Niedermann nimmt uns mit in den Mikrokosmos seiner Klause und gleichzeitig in den Makrokosmos von Wien, also gewissermaßen in seinen ureigenen Mesokosmos. Auf Kosmisches wartet und hofft man auch, was die Sache mit Lucinda angeht, doch ob tatsächlich etwas zwischen den beiden passiert und wenn ja, was, lasse ich hier mal offen. 

Und wird er seinen im Buch angekündigten Knaller-Roman schreiben?

Das Buch liest sich überall gut, auf der Couch, im Zug oder in der Badewanne. Vorzugsweise zu Songs von Lucinda wie Drivin’ Down a Dead End Street oder Wild and Blue


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