Freitag, 25. Februar 2011

Hunderennen – eine Life-Reportage



Wenn ich mich kurz vorstellen darf: Mein Name ist Rex Hasso Rüdiger Hektor von Waidhausen-Rüsselsbach. Ich bin Reporter, nein Starreporter, beim Menschen-Magazin "Mein Mensch und ich". Ein dämlicher Titel, ich weiss. Lag nicht in meiner Verantwortung. Ich bin halt umzingelt von Kretins. Richtig erkannt, ich bin ein deutscher Schäferhund. Und nein, ich bin nicht verwandt mit Blondie. Wäre ja noch schöner. Blondie war ein Weichei, genau wie ihr Herrchen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich wurde heute hierher beordert, um eine Reportage über dieses vermaledeite Windhunderennen zu machen. Ich persönlich stehe ja nicht so auf Sport, ich hab's ein bisschen in den Hüften. Altes Kriegsleiden. Ich war übrigens auch in Vietnam. Letztes Jahr in den Ferien, ha ha, kleiner Scherz.

Die Weiber stehen total auf mich. Dummerweise besonders faltige, zerknautschte, beleibte Möpsinnen und diese aufgedonnerten Pudelinnen mit ihrer Angela Davis-Frisur und diesen blankrasierten Hinterteilen. Kkkkrrrrr mir sträubt sich das Fell. Ich für meinen Teil bevorzuge ja Glatthaarhündinnen mit einer schlanken Silhouette, langen Beinen und spitzen Ohren. Damit sie mich gut hören, wenn ich ihnen befehle, mir die Hundestellung zu machen. Aber ich schweife ab.

Ich bin übrigens inkognito hier, der Wolf im Schafspelz quasi, krrrrrhahaha, ich könnte mich ja sonst gar nicht vor all den läufigen Hundeladys retten, die alle ein Kind von mir wollen. Widerlich diese anhänglichen Weibsbilder. Obwohl es mir zugegebenermassen im Grunde gefällt. Manchmal nutze ich es auch aus. Immer eigentlich. Ich bin halt auch nur ein Rüde, der Trieb steht uns ja quasi in die Schnauze geschrieben. Mein Mensch hat versäumt mich zu kastrieren.

Mein Besitzer nannte mich anfangs übrigens Sex, nicht Rex. Da war der Name natürlich Programm. Leider änderte er ihn, als er nach einem Umzug mich bei der Hundesteuer anmelden und auf der neuen Gemeinde seine Steuern für Sex bezahlen wollte. Gab da wohl irgendein Missverständnis. Menschen halt, dumm wie Bohnenstroh!

"Hey Baby, wie geht's denn so?" Pardon, Madame Dubarry du Lac des Cygnes ist gerade vorbeigeschwänzelt. Wir hatten mal was miteinander. Geile Schnitte, ganz wild. Die Aristokratinnen haben's faustdick hinter ihren kupierten Ohren! Wo war ich stehngeblieben? Richtig, das Hunderennen. Ist ja alles bisschen provinziell hier, wenn Sie mich fragen. Rifferswil, where the fuck is Rifferswil, dachte ich, als man mir den Auftrag erteilte. Hier muss man tatsächlich übers Feld latschen und sich seine neuen Nappaleder-Fussballen beschmutzen. Ich hasse meinen Job. Und wenn ich mir so die Gäste angucke, die menschlichen, meine ich. Naja, besser man erwartet nichts. Haben Sie mal die Liste der Sponsoren gelesen? Alles Servelat-Prominenz, nicht ein Highlight. Vogel Business Media zum Beispiel! Mit diesen zwei Informatik-Schmierblättchen. Seit der Erfindung der Informatik geht es mit der Menschheit bergab. Soll mir recht sein, ich bin schliesslich ein Hund. Kommt mir also eher entgegen das Ganze.

Ah! Die ersten Läuferinnen machen sich startklar. Bahn eins Betty Barckley Dirty Dancing, Sponsor Cablecom. Das sind doch die, die mich morgens immer wecken, weil sie wieder irgendeine Werbung in den Briefkasten von meinem Menschen schmeissen? Nun, man kann sich seine Sponsoren halt nicht aussuchen. So lange die keine anständigen Hundesender ins Programm nehmen, können die jedenfalls werben, bis sie schwarz werden. Die Trikots sehen auch irgendwie, wie soll ich sagen, Scheisse aus. Wieso laufen die eigentlich nicht nackt? Mit einem kleinen Brandzeichen des Sponsors auf dem Hintern? Aber mich fragt ja keiner.

Bahn zwei Bajazzo du Lac des Cygnes von T-Systems gesponsert. Ich kann's ja jetzt zugeben, im letzten Jahr, der Farbanschlag auf die Schweizer Filiale in Zürich, das war meine Idee. Gut was? Ich wollte es nur erwähnt haben. Bajazzo du Lac des Cygnes? Das ist doch hoffentlich nicht der Macker von meiner Madame Dubarry?
Bahn drei Libelle de Maupertuis. Bisschen schwach auf der Brust das Hundchen. Sponsor Olor. Nie gehört. Der gewinnt, meiner Spürnase kann ich trauen. Libellchen wird quasi ins Ziel fliegen. Ich liebe es auf Aussenseiter zu setzen. Meine Wett-Einsätze gehen ja auf Spesen, hähä.

Bahn vier Zorneagles Hercules, Sponsor eine PR-Agentur. Heisse Menschin, da kann man nicht meckern. Der Hund, naja, etwas altersschwach. Wen interessiert's, bei dem Dekolleté der Sponsorin, mhhh wufff schleck.
Bahn fünf Top Ting a Ling Glanmorgan, Sponsor Lenovo. Ich krieg gleich die Krise. Wer hat die denn eingeladen? Vergessen, was Chinesen fressen?
Auf Bahn sechs schliesslich Regina rien t'habille du Sac a malice, Sponsor ist ein gewisser Rens van der Graafe. Mein Gott, mit diesem Namen und gesponsert von einem Holländer! Herrschaften ich bitte Sie, das arme Tier braucht doch gar nicht erst an den Start zu gehen. Hat sowieso keine Chancen. Sollte sich besser gleich in den Wohnwagen seines Sponsors verziehen.

Eigentlich interessiert mich das alles hier nicht so. Ich zieh mir jetzt erstmal ein T-Bone-Steak rein und dann versuch ich's nochmal bei Madame Dubarry.


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