Mittwoch, 20. Juni 2012

Mann am Herd



Ich war kurz vor irgendwas (46) und hatte kürzlich Sex mit einem 21-Jährigen. Im Chat hatte er sich als 22 mit einer Grösse von 1,74 m ausgegeben. Als er dann vor mir stand, hätte ich ihm maximal 1,68 m gegeben und ich kann froh sein, wenn ich nicht der Verführung Minderjähriger bezichtigt werde. Allerdings war er in Natura noch schöner als auf den Fotos und es war mir ein Rätsel, was er bei mir vergleichsweise alten Schachtel zu finden erhoffte. Er habe auf alten Pfannen kochen gelernt und diese Art der Speisenzubereitung bis dato beibehalten. Ich war also eine alte Pfanne, oder besser ein ausladender Wok, den es zu bekochen galt. 

Er muss gute Lehrmeisterinnen gehabt haben, denn er verstand seinen Job ganz vorzüglich. Zwar war er noch kein Guide- Michelin- Koch, aber zwei bis drei Gault- Millau-Sterne hatte er durchaus verdient. Seine Zunge wusste sehr wohl um die Vorzüge selbstgemachter Sossen und mit Ausdauer, Hingabe und jugendlichem Schwung fabrizierte er jede Menge köstlichen Bratensaftes.

Ich sass schon eine Weile auf dem Trockenen und hatte mir bereits erfolgreich eingeredet, dass in einem gewissen Alter Sex zu den verzichtbaren Freizeitbeschäftigungen gehörte. Schliesslich entsagte ich auch immer mehr dem Alkohol und anderer Substanzen, verkniff mir river rafting und skydiving und vermisste nichts. Aber wie bei einem Heroinjunkee, der beim noch so kleinsten Rückfall unwiderruflich wieder an der Nadel hängen würde, meldete sich meine Libido mit Pauken und Trompeten zurück. Ich fragte mich, wieso ich so lange gezögert hatte, mir den kleinen Gourmetkoch einzuladen. Man zweifelt viel zu oft an sich selbst. Was soll einem als lustvolle, frisch rasierte Frau schon passieren? Der Mann an sich ist halt schwanzfixiert. Und das ist auch gut so. Man halte ihm dralle Brüste und eine willige Möse vor die Nase und sein Verstand setzt komplett aus. Wunderbar!  Was bedeuten dann noch 24 Jahre Altersunterschied und wahrscheinlich eine ebenso hohe Kilodifferenz? Nichts, nothing, niente, nada.

E. war ein fleissiger, experimentierfreudiger Koch, der viel Wert aufs Abschmecken legte. Emsig arbeitete er sich an mir ab und benutzte dazu alle fünf Zungen und zwanzig Hände, die ihm zur Verfügung standen. Er hatte nur einen Schwanz, der sich wie ein Stössel in den Mörser bohrte und sämtliche Gewürze zu einem scharfen Menü zermalmte. In einer Pause zwischen Hauptgang und Dessert beging ich allerdings den fatalen Fehler, ihm eine Frage zu stellen, die seine Stimmung augenblicklich in den Keller beförderte, sodass er aufstand, sich anzog und fluchtartig die Küche verliess. Sie sind halt empfindlich, die Kleinen. Wer weiss schon, was im Kopf von Post-Pubertierenden so vor sich geht. Deshalb die goldene Regel: So wenig wie möglich reden, schon gar nicht über die Vergangenheit des Gespielen, im besten Falle komplett die Schnauze halten. Wir sind hier ja nicht zum Buchstabierwettbewerb zusammengekommen.

Einen kurzen Moment sass ich wie vom Blitz getroffen auf der Couch, dann verabredete ich mich mit dem nächsten Kandidaten. Für das Dessert war ich also für dieses Mal selbst zuständig. Es gelang mir ausgezeichnet.

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