Heute, am 10. Juli 2011, wird meine Omi 100 Jahre. Marianne hat zwei Weltkriege, die DDR und zwei Ehemänner überlebt. Mit über 80 wurde die alte, deutsche Eiche nochmals von ihrem Heimatort in der Lausitz nach Sachsen verpflanzt: Auch das hat sie, obwohl ihr der Dialekt ihrer neuen Nachbarn äusserst suspekt war, mit Bravour gemeistert. Sage nochmal einer, einen alten Baum pflanzt man nicht um. Manchmal schlägt er gerade nach der Umpflanzung nochmal neue Triebe!
Marianne hat sich Zeit ihres Lebens wacker durchgeschlagen und war dabei immer ausgesprochen grosszügig - manchmal auch mit dem Geld ihrer Ehemänner - zu ihren Kindern und Enkeln. Sie hat Haare auf den Zähnen, ihren eigenen (Dick)kopf und ihren Humor nie verloren. Nach einem Oberschenkelhalsbruch mit 99 hat sie das ganze Krankenhaus aufgemischt und auf Trab gehalten und ist drei Tage später schon wieder durch ihre eigene Wohnung gelaufen. In ihrem Rollator hat sie einen neuen Freund gefunden, den sie nicht mehr hergeben will.
Ansonsten betut sie sich noch immer selbst, kocht, wenn sie Lust dazu hat, und kommandiert die Hausbewohner herum, die ihr ehrerbietend mit Dienstleistungen jedweder Art zur Verfügung stehen. Sie guckt Fussball und liest jeden Tag die Zeitung. Bis Mitte 60 hat Marianne kräftig geraucht, ungesund ernähren tut sie sich noch immer. Sie steht auf Braten mit Sosse, eingemachten Hering, Kartoffelsalat, Rharbarberkuchen mit Butterstreuseln, Lindt & Sprüngli-Schokolade und hin und wieder gönnt sie sich einen Drink. Sie hat einen flotten Kurzhaarschnitt und mehrere Hausfreunde, wie gemunkelt wird. Jedem, von der Fusspflegerin, über die Friseuse bis hin zur Putzfrau steckt sie immer etwas zu. Auch mit 100 schreibt sie mir noch eigenhändig Geburtstagskarten. Sie hat ein grosses Herz und auch einen grossen Mund, von dem sie gern Gebrauch macht.
Liebe Marianne, Mutti, Omi, wir danken Dir für alles und gratulieren ganz herzlich! Auf die nächsten Jahre.
In Liebe, deine Kinder
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