Ich erlebte heute morgen mal wieder volle Kanne Servicewüste. Da ich fürs Büro zu früh dran war (senile Bettflucht), beschloss ich, in ein chickes, teures Café in einer Seitenstrasse der Zürcher Bahnhofstrasse zu gehen, wo der Kaffee 4,50 kostet und die Bedienung nur eines stört: der Gast.
Im vorderen Teil der Lokalität standen acht freie Tische, auf manchen lag ein billiges Papierset und Besteck. Ich setzte mich an einen Randtisch am Fenster, der dummerweise mit solch einem Set "geschmückt" war und bestellte einen Kaffee creme, einen Saft (Marke Michel aus der Flasche für 5.40 Fr.) und ein Croissant. Man erkannte schon am Blick der Serviertochter, dass es sie anschiss, für heute doch mal arbeiten zu müssen. Jedenfalls sagte sie nach meiner Bestellung im forschen Befehlston: "Sie frühstücken also nicht, setzen Sie sich dann bitte an einen anderen Tisch."
Darauf ich: "Ach was, ich frühstücke nicht, was tue ich denn dann? Ein Mitternachtsdinner einnehmen? Ich habe nicht vor, den Tisch aus irgendeinem Grund zu wechseln." Sie, augenverdrehend und wütend von dannen stampfend: "Jetzt muss ich wegen der das Besteck extra wegräumen, kann ja wohl nicht wahr sein!" Ich dachte, mein Schwein pfeift. Dann fiel mir ein, dass ich mein Schwein ja gar nicht dabei hatte.
Nur die Tatsache, dass es draussen wie aus Kannen goss, hinderte mich daran, aufzustehen, fröhlich in die Runde zu schiessen und das Lokal zu verlassen. Ein böser Fehler, wie sich herausstellte, denn die Schnepfe brachte mir einen Cappuccino. Ich konnte mir die Bemerkung nicht verkneifen, sie solle anstatt die Gäste dummdreist anzupflaumen, sich lieber auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Das Fräulein strafte mich dann mit 15 Minuten Wartezeit, bis ich zahlen durfte. Nachdem sie abkassiert hatte verschwand sie, freundlich lächelnd, im Arsch eines alten Stammgastes, der ihr für eine heisse Schoki und ein Gipfeli 20 Franken zuschob. Ich trat hinaus in den Regen und setzte einen weiteren Namen auf meine Todesliste.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen