Freitag, 8. März 2013

Tradition des Heuchelns



 
Bild: Kopf-Skulptur vom Tempel von Chavín de Huántar, Museo Nacional Chavín
 
Gestern war ich im Museum Rietberg in der Ausstellung Chavín - Perus geheimnisvoller Anden-Tempel. Ich hatte mir die Ausstellung spektakulärer vorgestellt. Vor allem war sie für meinen Geschmack etwas vasenlastig. Immerhin Vasen, die zum Teil knapp 3000 Jahre alt waren. Ikea-Gefässe hätten das zum Beispiel nicht überlebt. Nichts desto trotz lernte ich nicht viel Neues, mir wurde aber mein Verdacht bestätigt, dass es sich bei der Heuchelei um eine seit Jahrtausenden bestehende Tradition unserer Urahnen handelt.
 
So haben sich so genannte Auserwählte, Geweihte und Hohepriester (Frauen waren natürlich nicht darunter) auf dem Versammlungsplatz des Anden-Tempels zünftig mit Mescalin zugedröhnt, um sich einer religiösen Initialisierung zu unterziehen. Ich würde das mal ganz keck Drogenmissbrauch nennen. In geistiger Umnachtung haben sie dann Opferblut über einen Obelisk gegossen und daraus Botschaften der Götter gelesen und dem gemeinen Volk im Zustand persistierender Wahrnehmungsstörungen irgendwelchen Schwachsinn verklickert.
 
Irgendwie kann ich sie verstehen: Als ich inmitten des Zürcher Bildungsbürgertums der indianischen Klanginstallation beiwohnte, hätte die Darreichung eines Becherchen Mescalins über so manches hinweggeholfen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen