Montag, 31. Oktober 2011

Eine Lesung und ihre Folgen


Ich war am Samstag an einer Lesung oder besser Performance. Die vier Vortragenden liessen sich mit "naja, geht so" (ok, ok, eigentlich ganz gut) über "geht grad noch", "geht schon nicht mehr wirklich" bis "geht gar nicht" beschreiben. Besonders Performer Nummer 3 strapazierte die Nerven der Audienz mit pseudophilosophischen Ergüssen und selbstverliebten Gesten, die er zwischendurch mit sexuellen Perversitäten etwas auflockerte, die dem zwinglianisch angehauchten, bildungsbürgerlichen Teil der Anwesenden etwas zwischen Entsetzen, Schamesröte und tödlicher Langeweile in die Antlitze zwangen. Mein Begleiter tat das einzig Richtige, als er sich in der Pause mit dem Satz "Diese Scheisse tue ich mir nicht noch eine Stunde an" verabschiedete und von Dannen sprang.

Ich selbst harrte bis zum bitteren Ende aus. Ein böser Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Kaum zu Hause angekommen, musste ich als erstes dringend die Latrine aufsuchen, um mich zu entleeren. Es stank penetranter als gewöhnlich. Als ich in die Schüssel schaute, lag da der Text des 3. Performers. Zu Tode erstarrt war es mir gerade noch möglich, ihn schnell hinweg zu spülen. Aus der Kanalisation hörte ich die Ratten hysterisch schreien. Sie schworen Rache. Ich wusste, es würde ein Blutbad geben.

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